Der Wissenschaftsverlag Springer Nature steuert nach Siemens Healthineers auf den zweitgrößten Börsengang bislang in diesem Jahr zu. Bei erfolgreichen Börsengang sollen dem Medienhaus 1,2 Mrd. EUR  zufließen. Springer Nature will mit den Erlösen primär die Schuldenquote drücken und sich strategisch auf die Entwicklung seines Kernsegments fokussieren.

Börsengang

Springer Nature strebt seine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Börse an und hat die Preisspanne für die angebotenen Aktien auf 10,50 bis 14,50 EUR je Aktie festgelegt. Der Angebotszeitraum endet voraussichtlich am 8. Mai, die Erstnotiz soll voraussichtlich am 9. Mai erfolgen. Dabei will das Unternehmen insgesamt bis zu 145 Mio. Aktien platzieren.

AR-Vorsitz Dr. Stefan von Holtzbrinck
AR-Vorsitz Dr. Stefan von Holtzbrinck

Dafür werden zwischen etwa 82 und 113 Mio. neue Aktien im Rahmen der Kapitalerhöhung ausgegeben, abhängig allerdings vom Platzierungspreis, so dass 1,2 Mrd. EUR Zielvolumen genau erreicht werden – hinzu kommen die Upsize Option von BC Partners in Höhe von ca. 19 Mio. Aktien sowie die Mehrzuteilung bis zu 13 Mio. Aktien, letztere hängt ebenfalls vom Emissionspreis ab.

Dadurch ergibt sich ein Gesamtemissionsvolumen von maximal bis 1,6 Mrd. EUR- Springer Nature fließen dabei fix 1,2 Mrd. EUR zu. Die Marktkapitalisierung würde sich dann im Bereich zwischen 3,2 und  3,9 Mrd. EUR bewegen bei einem maximal zu erzielbaren Streubesitz von 44,8%.

Der Mehrheitsgesellschafter Holtzbrinck wird sich im Rahmen der Transaktion nicht von Aktien trennen, dementgegen sogar für 100 Mio. EUR zukaufen – diese sind nicht im Streubesitz erhalten. Durch die Umwandlung von Springer Nature in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien Mitte April hat Holtzbrinck seine langfristigen Einflusswillen zusätzlich untermauert. BC Partners will dagegen innerhalb von zwei Jahren alle Anteile verkaufen, betonte jüngst dessen Managing Partner Dr. Ewald Walgenbach. Vor vier Jahren wurde Springer Science für 3,3 Mrd. EUR von BC Partners übernommen. Der 7-köpfige künftige Aufsichtsrat wird u.a. von Dr. Stefan von Holtzbrinck (CEO-Holtzbrinck Publishing Group) und Jens Schwanewedel (CFO) sowie von Dr. Ewald Walgenbach besetzt sein.

Im Vorfeld des IPO stellte ein internationales Bankenkonsortium Springer Nature eine Konsortialkreditfinanzierung mit einem Volumen von rund 1,6 Mrd. EUR sowie 850 Mio. USD zur Verfügung.

J.P. Morgan und Morgan Stanley fungieren bei dem IPO als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. BofA Merrill Lynch, BNP Paribas, Credit Suisse, Goldman Sachs International und Société Générale wurden als Joint Bookrunners sowie Lilja & Co. als unabhängiger Berater mandatiert.

Schuldenabbau als Maxime

Die Erlöse aus der Kapitalerhöhung will Springer Nature vollständig darauf verwenden seine Verschuldungsquote zu senken und die Verbindlichkeiten von rund 3 Mrd. EUR abzubauen. Mit den erwarteten Einnahmen und dem neu vereinbartem Kreditpaket würden sich die Fremdkapitalaufwendungen um mehr als 100 Mio. EUR im Jahr verringern. Das Management will somit ein Verhältnis von etwa 3,5 zum bereinigten EBITDA des Jahres 2017 anstreben, nachdem der Leverage zuvor bei etwa dem 5-fachen bereinigten EBITDA lag. Bis Ende 2019 soll die Quote auf das 3-fache gesenkt werden. Sollten sich danach Spielräume für Zukäufe ergeben will sich Springer auf Verstärkungen in der Research-Sparte konzentrieren. Für die Aktionäre plant das Management voraussichtlich rund 50% des bereinigten Jahresergebnisses als Dividende auszuschütten.

„Mit der finanziellen Flexibilität aus dem Börsengang erlangen wir zusätzliche Möglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die unsere Communities im Forschungs- und Bildungsbereich und in der Fachwelt benötigen, um mehr zu entdecken und mehr zu lernen“ erklärt CEO Daniel Ropers.

SpringerNature Emissionsparameter
WKN SPG100
Zeichnungsfrist bis 8.Mai
Erstnotiz 9.Mai
Preisspanne 10,50 bis 14,50 EUR
MarketCap 3,2 und  3,9 Mrd. EUR
Marktsegment Frankfurt/Main (Prime Standard)
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen bis max. 1,6 Mrd. EUR (inkl. Greenshoe- & Upsize Option)
Konsortium J.P. Morgan & Morgan Stanley  (Joint Global Coordinators, Joint Bookrunners); BofA Merrill Lynch, BNP Paribas, Credit Suisse, Goldman Sachs International, Société Générale (Joint Bookrunners), Lilja & Co. (Berater)
Free Float 44,8%

 

Der Verlag

Springer Nature ist 2015 aus der Fusion von Springer Science+Business Media S.A. und dem Geschäft von Macmillan Science and Education (MSE) entstanden.

Mit heute 13.000 Mitarbeitern zählt sich das Medienhaus nach eigenen Angaben zum größten Verlag für englischsprachige Wissenschaftsbücher und zum bestimmenden Akteur bei Open Access-Veröffentlichungen (die Autoren bezahlen ihre Veröffentlichungen selbst). Des Weiteren hat der Verlag einige bekannte wissenschaftliche Zeitschriften im Portfolio.

Das Research bildet das umsatzkräftigste Segment von Springer Nature, weitere Handlungsfelder sind das Education-Segment, in dem Schülern oder Studenten Bildungsmaterial angeboten wird sowie das Professional-Segment, das auf Publikationen für die Verkehrserziehung, für den Medizin- und Gesundheitssektor sowie auf Wirtschaftsinformationen setzt.

Qualitätsmanagement entscheidend

Um die akademischen Qualitätsstandards im Research-Segment einzuhalten, ist sich der Verlag über seine wichtige Rolle bei der Verzahnung des wissenschaftlichen Veröffentlichungsprozesses absolut bewusst und betont seine Expertise im Prozess vom Zusammentragen von Forschungsergebnissen bis hin zu schriftlichen Einreichung, vom Peer Review bis zur finalen Veröffentlichung.

So verarbeitet das Unternehmen rund eine Millionen Einreichungen im Jahr, arbeitet mit einem Netzwerk von 700.000 Peer Review-Gutachtern zusammen und stützt sich nach eigenen Angaben auf unterschiedlichste Technologie, Daten- und Analyseinstrumente. Die Springer Nature-Plattformen verzeichnen pro Tag mehr als zwei Mio. Zugriffe.

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