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Die Bedeutung von Environmental, Social, Governance (ESG) für Unternehmen, insbesondere Energieunternehmen, ist massiv gestiegen. Die Auswirkungen des Klimawandels, soziale Verantwortung und eine transparente Unternehmensführung sind zu entscheidenden Faktoren geworden, die das Vertrauen der Investoren, Kunden und der Gesellschaft als Ganzes erheblich beeinflussen können.
Der Klimawandel und der sich beschleunigende Anstieg der Treibhausgasemissionen zählen zu den größten Herausforderungen der Menschheit. Seit der vorindustriellen Zeit ist der atmosphärische CO2-Gehalt massiv gestiegen.¹ Damit gehen schwerwiegende Umweltveränderungen mit gravierendem Einfluss auf Ökosysteme und den Menschen einher.
Auf dem Weg zu Net Zero
Angesichts dieser Entwicklungen wird auch seitens der Unternehmen eine entsprechende Verantwortungsübernahme erwartet. Durch ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagementsystem² können eine entsprechende Steuerung des Geschäfts und eine Erschließung von nachhaltigen Finanzierungs- sowie Investitionspotenzialen erreicht werden. Energieunternehmen, die ESG-Praktiken in ihr Geschäftsmodell integrieren, haben bessere Chancen, das Vertrauen von nachhaltigkeitsorientierten Investoren zu gewinnen³. Zudem trägt die Nutzung von grünen Finanzierungsinstrumenten zu positiven sozialen und ökologischen Auswirkungen von Investitionen bei.
Neben der Steuerungs- und Wertbeitragsfunktion ist eine transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung wesentlich. In integrierten Geschäftsberichten werden beispielsweise bereits ESG-Performance-Indikatoren neben finanziellen Kennzahlen in einem Bericht veröffentlicht. Die neue EU-Richtlinie zur Unternehmensnachhaltigkeitsberichterstattung („CSRD“4) verfolgt darüber hinaus das Ziel, die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen und verbindliche Berichtstandards auf EU-Ebene einzuführen 5).
Schutz von Umwelt und Klima
Der Energiesektor ist für den größten Teil der anthropogenen Treibhausgasemissionen 6) verantwortlich und spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Transformation zu einer CO2-armen Gesellschaft 7).
Der zunehmende Druck, CO2-Emissionen zu senken und auf erneuerbare Energien umzusteigen, verstärkt zuletzt durch die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs, hat die Transformation der Energiebranche erheblich beschleunigt.
Investoren betrachten Unternehmen, die sich aktiv für eine nachhaltige Energiezukunft einsetzen, als langfristig tragfähigere Investitionen aufgrund ihrer höheren Nachhaltigkeit, besseren Reputation und Kundenbindung, ihrer langfristigen Rentabilität und nicht zuletzt ihres Zugangs zu (grünem) Kapital.
Soziale Verantwortung
Die Wichtigkeit des Faktors „S“ im Sinne einer sozialen Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Die sozialen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf Bereiche wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Integration und Diversität, Frauenquote, Mitarbeiterentwicklung und gesellschaftliches Engagement stehen dabei besonders im Vordergrund und spielen bei der ESG-Bewertung eine wichtige Rolle.
Setzen sich Unternehmen für soziale Verantwortung nach innen und außen ein, können sie nicht nur ihre soziale Legitimität, sondern auch langfristig ein nachhaltigeres Geschäftsmodell stärken sowie ihre Attraktivität für den Arbeitsmarkt erhöhen.
Gute Unternehmensführung und Transparenz
Die Governance-Praktiken eines Unternehmens sind ein entscheidender Faktor für langfristige Stabilität und Resilienz.
ESG-Bewertungen helfen, die Qualität der Unternehmensführung, die Transparenz von Geschäftspraktiken und den Umgang mit potenziellen Risiken zu bewerten. Performance-Indikatoren in diesem Bereich können u.a. ein adäquates Risikomanagement, eine diverse Zusammensetzung der Unternehmensgremien sowie die Integration von ESG-Kriterien in der Vorstandsvergütung sein.
Fazit
ESG-Kriterien können die zukünftige Positionierung und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen maßgeblich beeinflussen. Die Integration von ESG in die Unternehmenspraxis ist dabei nicht nur ein ethisches und moralisches Gebot, sondern auch eine unternehmerische Chance, eine nachhaltige und resiliente Zukunft mitzugestalten.
2) Welches sowohl eine nachhaltige Unternehmensführung als auch geeignete ESG-Performance-Kennzahlen umfasst.
3) Anzahl der Unterzeichner der „Principles for Responsible Investments (PRI)“ ist auf über 5.000 angestiegen; „The PRI now has 5,381 signatories, representing US$121trn of assets under management“: www.unpri.org/signatories/signatory-resources/quarterly-signatory-update
4) Europäische Kommission: https://finance.ec.europa.eu/capital-markets-union-and-financial-markets/company-reporting-and-auditing/company-reporting/corporate-sustainability-reporting_en; in Kraft getreten am 5. Januar 2023.
5) Bundesministerium für Arbeit und Soziales: https://www.csr-in-deutschland.de/DE/CSR-Allgemein/CSR-Politik/CSR-in-der-EU/Corporate-Sustainability-Reporting-Directive/corporate-sustainability-reporting-directive-art.html
6) Der durch menschliche Aktivitäten verursachte Treibhauseffekt, der die Strahlungsbilanz der Atmosphäre vor allem durch die Emission von Treibhausgasen verändert.
7) E.ON-Publikation „On Course for Net Zero“: https://www.eon.com/de/ueber-uns/nachhaltigkeit/menschen-und-umwelt.html
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