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Capital Market Days – ein immer beliebteres Tool bei börsennotierten Unternehmen. Das zeigt auch eine 2024er Studie von Euronext Corporate Services. Bei einer Umfrage im Rahmen der Vorstellung der Studie auf der diesjährigen DIRK-Konferenz im Juli gaben 76 % der Unternehmen an, bereits einmal für Investoren und Analysten einen eigenen „Tag der Aktie“ in ihrem Unternehmen durchgeführt zu haben. In der Studie selbst wurden 164 Unternehmen (Market Caps von 2,6 bis 234 Mrd. EUR) aus Deutschland, Italien, Frankreich, den Niederlanden und Belgien befragt, von denen im Untersuchungszeitraum 1. April 2023 bis 31. März 2024 58 bzw. 35 % konkret einen solchen Tag veranstaltet hatten. Von Markus Rieger
Investor Days oder Capital Market Days (CMDs) dienen dem Zweck, bestehende Investoren zu informieren und neue Investoren kennenzulernen. Eingeladen werden durch eine börsennotierte Gesellschaft in der Regel Fondsmanager, Vermögensverwalter, Analysten, Banker und weitere Kapitalmarktteilnehmer. Auf dem CMD präsentiert das Management den Teilnehmern neuesten Produkte und Entwicklungen im Unternehmen, aber vor allem auch die aktuellen Zahlen.
Studienergebnisse
Die untersuchten Unternehmen stammen aus dem DAX (40, Deutschland), dem FTSE MIB (40, Italien), dem CAC 40 (40, Frankreich), dem AEX (25, Niederlande) und dem BEL 20 Index (20, Belgien). Zu den Ergebnissen:
- 58 oder 35 % der untersuchten Unternehmen, die aus 26 Branchen stammen, hielten im Zeitraum April 2023 bis März 2024 einen CMD ab.
- Je 16 entfielen auf Italien und Deutschland, 10 auf Frankreich und je 8 auf die Niederlande und Belgien.
- Die deutschen CMDs kommen durchschnittlich auf fünf Referenten und eine einstündige Fragerunde. Damit wird den Fragen und Antworten in Deutschland durchschnittlich mehr Zeit eingeräumt als in jedem anderen in der Studie untersuchten Land.
- Insgesamt 81 % der deutschen CMDs werden per Webcast übertragen.
- Die meisten CMDs finden zwischen Oktober und Dezember statt.
- 71% aller CMDs haben explizit in den Präsentationen das Thema Nachhaltigkeit adressiert.
Best Practice beim CMD
Die Experten von Euronext Corporate Services formulierten im Zuge der Studienpräsentation noch einige Best Practice-Empfehlungen: Um die Wirkung eines CMDs zu maximieren, sollten Unternehmen klar kommunizieren, sich eng an das eigene Programm halten und sich an ihren langfristigen Zielen orientieren. Gut durchgeführte CMDs können das Vertrauen der Anleger stärken, den Shareholder Value steigern und auch die Beziehungen zu den weiteren Unternehmens-Stakeholdern verbessern. Man sollte einen Zeitplan definieren, ein geeignetes Format auswählen, ansprechende Inhalte erstellen und den CMD in die Investor-Relations-Gesamtstrategie integrieren.
Die Planung sollte etwa ein Jahr im Voraus beginnen. Gerade die Identifizierung wesentlicher bestehender Aktionäre sowie potenzieller Investoren erscheint hier wichtig, damit eine zielgerichtete Kommunikation über das ganze Jahr hinweg aufrechterhalten werden kann. Augenmerk sollte auch auf das Einladungsmanagement, die Entwicklung der Präsentationsunterlagen, die Bereitstellung und Organisation von geeigneten Räumlichkeiten mit entsprechender technischer Ausstattung, die begleitende Analyse des relevanten Aktienmarkts und das Einholen von aussagekräftigem Feedback gelegt werden.
Veranstaltungsform
Ein CMD kann exklusiv in Präsenz, vollständig virtuell oder hybrid durchgeführt werden. Jedes Format bietet unterschiedliche Vorteile. Eine virtuelle Übertragung erhöht die Beteiligung, da die Eingeladenen auch ohne Anreise teilnehmen können und ein wiederholtes Ansehen der Ausstrahlung möglich ist. Laut Company Webcast, der Webinar-Tochter von Euronext Corporate Services, sehen sich bei wichtigen IR-Veranstaltungen etwa 40 % der Website-Besucher die Ausstrahlung (auch) zeitversetzt an. Mit Company Webcast sind zudem Live-Fragerunden möglich sowie die Interaktion zwischen Online- und Präsenz-Teilnehmern. Nach der von Euronext Corporate Services auf der DIRK-Konferenz durchgeführten Umfrage entschieden sich bei ihrem jüngsten CMD 36 % der Unternehmen für ein hybrides Format, während 20 % den CMD vollständig virtuell durchführten.
Aktionärsidentifikationsabfrage (MiKaDiv) erst ab 2026
Am Rande der Präsentation der CMD-Studienergebnisse auf der DIRK Konferenz gingen die Experten von Euronext Corporate Services noch auf die neue MiKaDiv-Regulierung für deutsche Unternehmen ein. Sie betrifft alle in einem regulierten Markt in der EU gelisteten Emittenten. Um einen Missbrauch bei der Dividendenbesteuerung zu verhindern, sind börsennotierte Unternehmen künftig verpflichtet, Daten aus der Aktionärsidentifikation per Zeitpunkt des Gewinnausschüttungsbeschlusses an das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) zu übermitteln. Zur Umsetzung wurde die namensgebende Verfahrensanweisung „Meldeverfahren Kapitalertragsteuer auf Dividenden und Hinterlegungsscheine“, kurz MiKaDiv, erlassen. Aufgrund der mehrjährigen Erfahrungen mit der SRD-II-Aktionärsidentifikation und einer bereits erfolgten Registrierung steht zur Nutzung die festgelegte BZSt-Massendatenschnittstelle bereit, um beizeiten eine reibungslose und zuverlässige Einreichung von MiKaDiv-Berichten an das BZSt im Auftrag von Emittenten zu gewährleisten. Die gute Nachricht: Die Aktionärsidentifikationsabfrage nach MiKaDiv wird, so wurde erst kürzlich bekannt, erst ab Januar 2026 verpflichtend und damit ein Jahr später als ursprünglich geplant.
Fazit
Capital Market Days (CMDs) werden – und das zurecht – bei börsennotierten Unternehmen immer beliebter. Das zeigt auch eine aktuelle Studie von Euronext Corporate Services unter 164 Large Caps in 4 europäischen Ländern. Die voraussichtlich 2026 geltende Aktionärsidentifikationsabfrage nach MiKaDiv stellt dagegen eine weitere neue Verpflichtung für Emittenten dar, für deren Erfüllung aktuell bereits gute und effiziente Tools zur Verfügung stünden. Aus der Aktionärsdatenabfrage, die auch für die eigentliche Investor-Relations-Arbeit regelmäßig sinnvoll erscheint, lässt sich die Brücke zum CMD schlagen, denn die eigenen Aktionäre sind bei dieser Veranstaltung schließlich die wichtigste Zielgruppe.
CMD – a definition
A CMD is an event typically hosted by a publicly traded company to provide investors, analysts, and other stakeholders with detailed insights into the company’s strategy, operations, financial & extra-financial performance, and outlook.
Autor/Autorin
Markus Rieger ist Gründer und Vorstand der GoingPublic Media AG. Als „Brückenbauer“ zwischen Unternehmen und Investoren ist er gelegentlich auch als Autor von Analysen und Beiträgen tätig.