Bildnachweis: EV Digital Invest AG, EVDI.

GoingPublic: Profitieren Sie also davon, inzwischen Zugang zum Kapitalmarkt zu haben?
Laubenheimer: Aktuell sind Unternehmensbewertungen natürlich deutlich attraktiver als vor den vorvergangenen Krisenjahren. Bei der im letzten Jahr erfolgten Übernahme der Vermögensverwaltung haben wir jedenfalls davon profitiert, andernfalls wäre die Transaktion so wohl nicht möglich gewesen.
Poerschke: Grundsätzlich sehen wir die EV Digital Invest allerdings nicht unbedingt als großen Konsolidierer unserer Branche, indem wir Unternehmen, die in den letzten Jahren etwas ins Straucheln gekommen sein mögen, aufkaufen. Das machen wir lieber über Wachstum durch innovative Produkte sowie den Fokus auf unser profitables Kerngeschäft und damit dem Zuwachs bei Marktanteilen in bestehenden und attraktiven neuen Märkten.
Laubenheimer: Transaktionen wären theoretisch für uns von Interesse, wenn sie uns etwas Komplementäres bieten oder dazu beitragen, unsere Wertschöpfungstiefe zu erhöhen.

„Wir wachsen lieber über Wachstum durch innovative Produkte sowie den Fokus auf unser profitables Kerngeschäft und damit dem Zuwachs bei Marktanteilen.“
Karl Poerschke

GoingPublic: Wie steht es bei der EV Digital Invest mit allem rund um das Thema ESG? – die Anforderungen werden zunehmend umfangreicher wie auch der Kreis der Adressaten.
Poerschke: ESG war schon vor dem Börsengang relevant. Wir haben uns auch zertifizieren lassen in punkto Nachhaltigkeit. Zu unserem Portfolio gehören längst entsprechende Produkte mit ESG-Bezug. Wir sehen deutlich, dass bei Projektträgern sowie Anlegern die Nachfrage danach weiterwächst.

GoingPublic: Berühmte Frage: Was würden Sie beide als größtes Einzelrisiko für das Unternehmen sehen? – völlig unabhängig von all den Sachen, die Sie sicherlich im Wertpapierprospekt stehen haben.
Laubenheimer: Das größte Einzelrisiko ist zweifellos eines, das von extern kommt – das haben die vergangenen drei bis vier Jahre deutlich gezeigt. Und wahrscheinlich abermals eines, das heute noch niemand auf dem Schirm hat. Andernfalls könnte man sich ja darauf vorbereiten.
Poerschke: Bürokratie und Regulatorik würde ich doch noch beim Namen nennen – auch wenn es schon etwas langweilig erscheint, sich darüber zu beklagen. Fakt ist, dass beides unser Geschäft – und nicht nur unseres – immer wieder beeinträchtigt. Insbesondere, wenn Vorhaben vorläufig, unausgegoren oder vage auf eine Branche zukommen. Nehmen Sie das Beispiel mit diversen Förderungen von Klimamaßnahmen, die bisweilen für den Markt völlig unvorhersehbar kurzfristig gestoppt wurden, aber einen sehr relevanten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Projekten und deren Finanzierung haben. Was aus Berlin oder Brüssel kommt, ist zunehmend sowohl finanziell als auch operativ zuweilen eine Herausforderung.

GoingPublic: Herr Laubenheimer, Herr Poerschke – ganz herzlichen Dank an Sie beide für Ihre Zeit und die dezidierten Einblicke!

Interview: Falko Bozicevic

 

*) Marc Laubenheimer ist CEO der EV Digital Invest AG, Karl Poerschke ist COO.

 

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.