Bildnachweis: Manz AG.
Die Manz AG (www.manz.com) mit Sitz in Reutlingen (BaWü) hat beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Mit Beschluss vom 20.12.2024 wurde der Sanierungsexperte Martin Mucha von der deutschlandweit agierenden Kanzlei GRUB BRUGGER (www.grub-brugger.de) zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nun soll in den kommenden Tagen ein strukturierter Prozess gestartet werden, der sowohl die Prüfung eines Sanierungskonzepts als auch die mögliche Veräußerung von Unternehmensteilen beinhaltet.
Martin Mucha: „Ich habe die Belegschaft unmittelbar über den Insolvenzantrag informiert und mitgeteilt, dass der Geschäftsbetrieb weiterläuft. Aktuell verschaffe ich mir, gemeinsam mit meinem Team, einen Überblick über die Lage im Unternehmen“.
Marktverwerfungen im europäischen Batteriezellenmarkt
Manz hat vor dem Hintergrund der allgemeinen Markterwartungen für die Elektromobilität frühzeitig in den Ausbau von Kapazitäten und Technologien insbesondere für die Batteriezellfertigung investiert. Vor allem in Europa hat sich das erwartete Marktpotenzial, auch aufgrund fehlender Unterstützung durch entsprechende politische Rahmenbedingungen, nicht wie erwartet realisiert.
Insbesondere im Jahr 2024 erlebte der europäische Markt für Batteriezellen einen Einbruch. Investitionen wurden von verschiedenen internationalen großen Herstellern verschoben oder gestrichen, so dass Manz die hohen Investitionen nicht mehr durch entsprechende Umsatzerlöse kompensieren kann.
Laufende Investorengespräche und Fokussierung auf Kernkompetenzen
Die Schwaben planen daher unverändert den Verkauf des Anlagengeschäfts für die Batteriezellenfertigung. Derzeit führt der Vorstand konkrete Gespräche mit mehreren interessierten Investoren über eine Transaktion, die unverändert voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 vollzogen werden soll. Trotz der Herausforderungen sieht der Vorstand die Insolvenz als Chance für einen Neustart und eine langfristig erfolgreiche Zukunft.
Das Unternehmen soll nun neu aufgestellt werden mit dem Ziel einer Stabilisierung der finanziellen Situation und der Neuordnung der Finanzierungs- und Organisationsstrukturen sowie der Auflösung von konzerninternen Verflechtungen. Im Fokus der einzelnen Maßnahmen stehen insbesondere die Reduzierung von Personal-, Fix- und Materialkosten, die Optimierung von Ablaufprozessen, eine schlankere Aufbauorganisation sowie Standardisierungsmaßnahmen im Produktportfolio. So will sich Manz künftig auf den Bereich Industrial Automation sowie die Bereiche Electronics, Semiconductor und Contract Manufacturing konzentrieren.
Jahres-Chart:
Die 1987 gegründete Manz AG entwickelt als Maschinenbauunternehmen für ihre Kunden aus den Bereichen Automobil & Elektromobilität, Elektronik, Energie und Batteriefertigung Best-in-Class-Produktionslösungen für Lithium-Ionen-Batterien sowie für elektronische Komponenten und Geräte. Von kundenspezifischen Einzelmaschinen für die Laborfertigung oder die Pilot- und Kleinserienproduktion über standardisierte Module und Anlagen bis hin zu schlüsselfertigen Linien für die effiziente Massenproduktion wird vom Unternehmen die gesamte Bandbreite moderner Produktionslösungen abgebildet.
Mit aktuell rund 1.200 Beschäftigten in Deutschland, Slowakei, Italien, China, USA und Indien lag der Umsatz 2023 bei 249 Mio. EUR. Für das laufende Geschäftsjahr 2024 ist ein Umsatz von rund 170 bis 180 Mio. EUR geplant.
Die Aktien (ISIN: DE000A0JQ5U3) notieren im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard). Der Schluss-Kurs am gestrigen Montag lag bei 1,50 EUR. Somit liegt die aktuelle Marktkapitalisierung bei ca. 15 Mio. EUR. Seinen Rekordstand hatte das Papier 2008 bei einem Niveau um die 170 EUR.
Manz AG: Grossauftrag für Batteriezellen-Fertigungslinie | GoingPublic.de
Autor/Autorin
Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.