2020 bescherte Fintechs und alternativen Finanzdienstleistern einen gewissen Boom. Einer der Profiteure: die NAGA Group. Wir sprachen mit Gründer und CEO Benjamin Bilski.
Herr Bilski, zunächst einmal: Wer oder was ist denn die NAGA Group?
Wir sind ein soziales Netzwerk, das insbesondere jungen Tradern eine Plattform zum Handeln mit Aktien, ETFs oder auch Krypotwährungen anbietet. Das Alleinstellungsmerkmal bei NAGA ist es dabei, allen Ansprüchen einer modernen Finanzlösung mit einem einzelnen Produkt gerecht zu werden – Mobile Banking, Investment, Payment: Bei uns erhält man alles aus einem Produkt im App-Format.
Der Begriff ‚Neobroker‘ ist sehr neuzeitlich – was kann man sich darunter vorstellen?
‚Neobroker‘ haben als innovative und moderne Börsenmakler einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung des Finanzsektors beigetragen. Schlanke Unternehmensstrukturen machen sie schlussendlich flexibel gegenüber Disruptionen oder Krisen am Markt. Heißt auch: Modernisierungen lassen sich einfacher bei Neobrokern implementieren, weil bürokratische Hürden deutlich kleiner sind und die Infrastruktur eines ‚Neobrokers‘ leichter zu modifizieren ist. On top sorgt der gute Ruf bei jungen Nutzern für einen Zielgruppenvorteil. Man sieht es doch auf offener Straße: Quasi jeder besitzt heutzutage ein Smartphone und damit auch die direkte Möglichkeit zu traden.
Die NAGA Group stellt explizit auf Trading ab. Wie lautet Ihre persönliche Unterscheidung zwischen Trading und Investieren?
Während das Prinzip des Tradings auf kurzfristige Gewinne abzielt, bindet erfolgreiches Investieren deutlich mehr Zeit. Anders gesagt: Übers Trading lassen sich profitable Deals bereits binnen weniger Stunden abschließen – Investments können teilweise über mehrere Jahre abgewickelt werden – wobei Investments tendenziell risikoärmer sind. Persönlich bewerte ich diese beiden Faktoren aber weniger als Gegensatz, sondern als Chance, um etwa als Broker auf unterschiedliche Trader und ihre Präferenzen einzugehen.
Besteht nicht ein wenig die Gefahr, ‚Trading‘ zu sehr in Richtung ‚Betting‘ zu verschieben – auch in der allgemeinen Wahrnehmung –, wenn die Zugangsmöglichkeiten aufgrund heutiger technologischer Möglichkeiten so gegeben sind – mit weiterhin zunehmend fallenden Schwellen.
Tatsächlich ist die vor allem in europäischen Ländern weit verbreitete Mentalität, wonach ‚Trading‘ mit Risiko gleichgesetzt wird, ein ernsthaftes Problem. Mehr Vertrauensaufbau wird deswegen der wichtigste Job von Brokern bleiben. Meiner Meinung nach könnte gerade das Jahr 2021 den Durchbruch bringen: Der Bitcoin-Boom, der Run auf FinTechs oder die steigende Beliebtheit digitaler Finanzlösungen. Setzt sich dieser Trend fort, wird bald nichts mehr von Mentalitätsproblemen gegenüber ‚Trading‘ übrigbleiben.
2020 brachte interessanterweise – trotz des Corona-Crashs im Frühjahr – einen ziemlichen Zulauf bei Online-Depots und beim Tradingvolumen in Deutschland. Haben Sie eine passende Erklärung für dieses Phänomen, abseits von eben zunehmend leichterer Verfügbarkeit durch technologisch neue Möglichkeiten?
Ehrlicherweise gab es vor allem wegen und nicht trotz der Pandemie ein starkes Wachstum von Anbietern digitaler Finanzlösungen. Denn neben der Gesundheit achten die Menschen heute richtigerweise mehr und mehr auf ihre Finanzen, wofür kontaktlose Produkte am besten geeignet sind. So gesehen ist die aktuelle Corona-Krise auch eine Art Chance für Millionen von Menschen in Deutschland, um sich mit der Bank auf dem Smartphone, dem Börsenmarkt als App oder dem Investieren mit einem Klick vertraut zu machen.
Es gibt aber auch Non-Trading-Anwendungen, namentlich die All-in-One-App oder ein kostenloses Konto inklusive Kreditkarte. Können Sie uns darüber ein bisschen was erläutern?
NAGA Pay können sich Nutzer wie eine Symbiose aus N26 und Trade Republic vorstellen. Eine echte Neuheit am Markt. NAGA Pay will allerdings nicht nur mit reiner Produktqualität überzeugen. Den Unterschied macht die App mit unbegrenzt kostenlosen Transaktionen. Regelmäßige Gebühren fallen also nicht an.
Wie steht es eigentlich mit Bitcoin- oder generell Krypto-Handel bei NAGA?
Handel mit Kryptowährungen und damit auch dem Bitcoin ist bei NAGA problemlos möglich. Die aktuelle starke Entwicklung des Bitcoins mit Rekordwerten von jüngst bis zu 42.000 USD untermauert nochmal, wie wichtig es als Neobroker ist, Kryptowähhrungen im Angebot zu haben. Vor allem jüngere Generationen sehen hier eine langfristige alternative zu bekannten Vermögenswerten – auch viele Anbieter ermöglichen inzwischen sogar die Bezahlung mit der Kryptowährung.
Herr Bilski, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die Erläuterungen!
Interview: Falko Bozicevic
Das Interview erschien ursprünglich bei BondGuide in Ausgabe #01-2021. Fotos @NAGA Group
Benjamin Bilski ist Gründer und CEO des Hamburger Fintech-Unternehmens NAGA. Die Entwicklung des Neobrokers stellt dabei die Kernkompetenz dar. Mit NAGA Pay will das Unternehmen in Zukunft auch Zahlungsgeschäfte abwickeln und so die Investment- mit der Banking-Welt in einer App vereinen. 2020 schloss NAGA mit einem Umsatz von 26 Mio. EUR ab.