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Unter den Beteiligungsgesellschaften an der Börse besetzt die Neon Equity AG (ISIN DE000A3DW408) ein interessantes Segment. Die Gesellschaft – aktueller Börsenwert rund 72 Mio. EUR – ist nicht auf bestimmte Branchen oder Technologien spezialisiert und auch nicht auf besondere Unternehmenssituationen. Um grundsätzlich als Beteiligung für Neon Equity in Frage zu kommen, müssen Unternehmen vor allem eine Voraussetzung erfüllen: Ihr Geschäftsmodell muss dazu beitragen, dass die Umwelt oder die Gesellschaft positiv beeinflusst werden. Der Effekt muss nachhaltig und messbar sein.

Von Robert Steininger

Impact Investing nennt sich der beschriebene Ansatz. Er geht noch deutlich über die inzwischen bei vielen Unternehmen mehr oder weniger zum Standard gehörende ESG-Orientierung hinaus. Neon Equity, an der Börse Düsseldorf notiert, ist derzeit der einzige gelistete Impact Investor in Deutschland. Die positive ökologische oder soziale Wirkung des Investments ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, gleichzeitig soll auch Rendite erwirtschaftet werden. Salopp gesagt, soll sich der Geldeinsatz für die Umwelt, die Gesellschaft und das Portemonnaie gleichermaßen lohnen. Ohne diesen Anspruch hätte Neon Equity mutmaßlich auch wenig Anhänger und Perspektiven am Kapitalmarkt.

Markt wächst auf 8 Bio. USD

Während fokussiertes Impact Investing an deutschen Börsen noch eine Rarität ist, entwickelt sich der Anlagestil international dynamisch. Beim Volumen wurde die Billionen-US-Dollar-Marke schon längst geknackt und für 2033 prognostizieren Studien ein Marktwachstum auf knapp 8 Billionen US-Dollar. Treiber der Entwicklung ist das zunehmende Bewusstsein, dass vor dem Hintergrund massiver ökologischer und sozialer Herausforderungen eine reine Fixierung des Kapitalmarktes auf wirtschaftliche Rendite die bestehenden Probleme nur weiter verschärfen würde. Andererseits würden positive Projekte für Umwelt und Gesellschaft ohne ausreichende Renditeperspektiven unter drastischem Kapitalmangel leiden. Ole Nixdorff, CEO von Neon Equity, formuliert es so: „Nachhaltigkeit ohne Rendite funktioniert langfristig nicht und Rendite ohne Nachhaltigkeit ist nutzlos.“

Ole Nixdorff, CEO, Neon Equity AG

Ursprung im Bereich Immobilien-Investments

Schaut man sich den Markt an, so wird klar, dass sich international zahlreiche Investoren schrittweise vom traditionellen Anlagestil zu Impact Investoren entwickelt haben. Ein Weg, den auch Neon Equity beschritten hat. Ursprünglich war das Beteiligungsportfolio geprägt von Immobilienunternehmen. Nach der zunehmenden Ergänzung durch Beteiligungen, die dem Impact Investing-Ansatz folgen, werden die Immobilien-Engagements inzwischen aktiv von Neon Equity reduziert. Ein entsprechendes Unternehmen wurde bereits veräußert, weitere stehen nach Angaben des Managements zur Disposition. In der neuen Positionierung versteht man sich als börsennotiertes deutsches Private-Equity-Unternehmen, das Eigenkapital als Ankerinvestor in ausgewählte Nachhaltigkeits-Unternehmen investiert. Gleichzeitig verfolgt Neon Equity dann das Ziel, die Unternehmen kapitalmarktfähig zu machen und sie bei ihren Wachstumsplänen zu begleiten.

Neuer Ankeraktionär aus der Schweiz

Die Transformation von Neon Equity zum Pure Play Impact Investor kommt offenkundig an. Mitte September 2024 hat das Unternehmen vermeldet, dass der renommierte Schweizer Finanzdienstleister und Asset Manager Swisspartners über seinen Versicherungsarm ein Aktienpaket von mehr als 25 Prozent an Neon Equity erworben hat. Der Einstieg der Swisspartners Versicherung hat strategischen Charme für beide Seiten, denn auch Swisspartners ist im Bereich ESG-Investments aktiv.

Mit dem neuen, starken Aktionär an der Seite dürfte der Impact-gerechte Ausbau des Portfolios von Neon Equity weiter an Fahrt gewinnen. Bislang finden sich darin unter anderem ein Anbieter von Elektrofahrzeugen (Elaris) sowie ein Gesundheits- und Fitnessunternehmen (EasyMotion Tec). Beide sind an der Börse notiert, die Börsenwerte bewegen sich aktuell bei 267 Mio. EUR (Elaris, ISIN DE000A37FT17) und117 Mio. EUR (EasyMotionTec, ISIN LI1147158318). Die Kapitalmarktorientierung der Portfoliounternehmen hat Methode. Neon Equity ermuntert Beteiligungen zum Gang an die Börse und unterstützt dabei aktiv. Aufgrund der aktuellen und ehemaligen Beteiligungen verfügt das Unternehmen über reichlich Kapitalmarktexpertise, sowohl im Aktien- als auch im Anleihensektor. Insgesamt mehr als 25 Transaktionen wurden in den vergangenen Jahren bereits umgesetzt. „Die Pipeline ist voll“, so kündigte Neon Equity-CEO Ole Nixdorff kürzlich weitere in einem Gastartikel beim Anleihemedium Bondguide an.

Ausblick und Fazit

Die Entwicklung der Neon Equity-Aktie an der Börse wird maßgeblich davon abhängen, ob der Aus- und Umbau des Beteiligungsportfolios wie geplant umgesetzt werden kann und ob es dabei gelingt, ökologischen und sozialen Impact mit ordentlicher ökonomischer Rendite zu verknüpfen. In den vergangenen Jahren hat das bereits funktioniert: Die Firmenhistorie ist von Gewinnen geprägt und auch im ersten Halbjahr 2024 konnte das EBIT um rund 112 Prozent gesteigert werden. Auch unter dem Strich legte der Periodenüberschuss auf 5,5 Mio. Euro zu. Unabhängig davon kann sich das Unternehmen auf die Fahnen schreiben, Impact Investing an deutschen Börsen erstmals Stimme und Gesicht gegeben zu haben. Und vielleicht können so ja weitere Anleger für das Thema begeistert werden. Ansprechend und sinnvoll ist die Idee, mit der eigenen Geldanlage auch für Umwelt und Gesellschaft einen positiven Unterschied zu machen, allemal. Wer das Management live erleben will, hat am 9. Oktober beim hauseigenen International Impact Forum (www.internationalimpactforum.com) oder beim Deutschen Eigenkapitalforum (27.-29.11., Veranstalter Deutsche Börse AG), jeweils in Frankfurt, die Gelegenheit.

Autor/Autorin

Die Redaktion der Kapitalmarkt Plattform GoingPublic (Magazin, www.goingpublic.de, LinkedIn Kanal, Events) widmet sich seit Dezember 1997 den aktuellen Trends rund um die Finanzierung über die Börse. Ob Börsengang (GoingPublic) oder die vielfältigen Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen (Being Public), präsentiert sich GoingPublic cross-medial als Kapitalmarktplattform für Emittenten und Investment Professionals.