Die 1984 gegründete und seit 1997 börsennotierte Mensch und Maschine Software SE mit Hauptsitz in Wessling bei München und gegenwärtig 820 Mitarbeitern gehört zu den deutschen Pionieren im Software-/IT-Segment. So hat sich das Unternehmen von einem anfangs reinen Distributor zu einem führenden Anbieter von hochwertigen Softwarelösungen für viele Branchen wie z.B. den Maschinenbau oder die Medizintechnik gemausert. Von Ike Nünchert

Nachdem der Diplom-Informatiker Adi Drotleff 1984 die Mensch und Maschine Software GmbH gründete, wurde bereits 1997 als einer der ersten Pioniere am Neuen Markt der Börsengang vollzogen. Zur Jahrtausendwende erfasste den IT-Markt eine Krise, die auch MuM zu spüren bekam. Das Unternehmen war veranlasst, einen Strategiewechsel durchzuführen, der eine stärkere Pointierung hin zur Entwicklung eigener Technologien per Akquisitionen weiterer Unternehmen aus dem  Bereich CAD bzw. CAM (Computer Aided Design/Manufacturing) als Komplement zum bislang dominierenden Distributionsgeschäft beinhaltete. 2004 schaffte MuM dann auch den operativen Turnaround und wuchs die Folgejahre bis zur Finanzkrise 2009 dynamisch. Daraufhin durchlief das Geschäftsmodell erneut einen Umbauprozess zur Stärkung der eigenen Wertschöpfung bei gleichzeitiger Zurückdrängung des Handelsanteils.

Die seit dem Gründungsjahr maßgebliche Rolle des Vertriebs von Produkten des amerikanischen Softwaregiganten Autodesk wurde so über die Jahre sukzessive zugunsten der Eigenentwicklung von CAD-/CAM-Lösungen beschränkt . Zudem baute MuM ab 2009 auch das Systemhausgeschäft auf, sodass nicht nur einzelne Softwareprodukte, sondern auch betriebsfertige IT-Komplettlösungen angeboten wurden. 2011 veräußerte MuM schließlich sein europäisches Distributionsgeschäft an die Tech-Data-Gruppe. Während 2001 noch lediglich 25% des Rohertrags aus MuM-Software und Dienstleistung stammte, waren es 2017/18 bereits 83%.

Adi Drotleff, Gründer und CEO, Mensch und Maschine
Adi Drotleff, Gründer und CEO, Mensch und Maschine

Heute führt MuM im Bereich der CAD-/CAM-Lösungen und bietet ebenso Product Data Management (PDM) und Building Information Modeling/Management (BIM) an. Standorte bestehen in zahlreichen europäischen Ländern, den USA und Brasilien sowie im asiatisch-pazifischen Raum. Das Leistungsspektrum umfasst eigenentwickelte CAD-/CAM-Lösungen, die auf Autodesks Technologieplattform AutoCAD basieren. Die Software des Unternehmens wird in verschiedenen Branchen wie dem Maschinenbau, dem Werkzeug- und Formenbau, der Automobil-, Elektrotechnik-, Luft- und Raumfahrtindustrie sowie in der Medizintechnik, Spielzeug-, Schmuck- und Uhrenindustrie eingesetzt.

Unternehmenszahlen

Mitte März legte MuM die Zahlen für 2018 vor: Das Unternehmen hat einen erneuten Ertragsrekord erzielt sowie weiterhin ambitionierte Wachstumsziele in Aussicht gestellt. Demnach stieg der Umsatz um 15% auf 185,4 Mio. EUR, wobei das Softwaresegment 55,7 Mio. EUR (+10,4%) und das Systemhaussegment 129,7 Mio. EUR (+17,5%) beitrug. Das EBITDA kletterte auf den neuen Rekordwert von EUR 22,8 Mio. EUR (+26%), zu dem die margenstarke Software 14,7 Mio. EUR (+16%) und das Systemhaus 8,1 Mio. EUR beisteuerte (+51%). Auch das EBIT erklomm mit 19,7 Mio. EUR (+29%) ein neues Rekordniveau, was gleichzeitig mit einer erstmals zweistelligen EBIT-Rendite (10,6%) einherging. Analog dazu spiegelte auch das Nettoergebnis mit 11,7 Mio. EUR (+37%) einen neuen Rekordwert wider. Der Hauptversammlung wird nun am 8. Mai vorgeschlagen, pro Aktie eine um 30% auf 65 Cent erhöhte Dividende auszuschütten.

Gründer und CEO Adi Drotleff hat gleichzeitig bis 2020 ein optimistisches Lagebild gezeichnet, wozu auch die am 1. Januar vollzogene Erhöhung der langjährigen strategischen Beteiligung an der SOFiSTiK AG von 13,3% auf 51% beitragen soll. SOFiSTiK ist ein Anbieter von Statik- und Bewehrungssoftware für den Brücken-, Tunnel- und Hochbau. Drotleff erwartet 2019 ein Umsatzwachstum zwischen 15% und 20% auf 215 Mio. bis 220 Mio. EUR, einen EBIT-Anstieg um 22% bis 33% auf 24 Mio. 26 Mio. EUR und ein Gewinnplus pro Aktie um 25% bis 34% auf 89 bis 95 Cent je Aktie. Damit läge auch das langjährige Ziel in greifbarer Nähe, bis 2020 einen Gewinn pro Aktie von 1 EUR zu erzielen. Langfristig will Drotleff jährliche Umsatzsteigerungen um 10% bis 12% erreichen. Gleichzeitig betont er, dass das Unternehmen diese Ziele primär über organisches Wachstum erreichen möchte. Weitere Zukäufe sind demnach derzeit nicht eingeplant.