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Ökonomische Bildung ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung. Dennoch fristet das Thema Wirtschaft in vielen Schulen ein Schattendasein. Ein Plädoyer für eine bessere Finanzbildung in Deutschland.
„Ich bin fast 18 und hab‘ keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ‘ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ 2015 lösten diese zwei Sätze einer Schülerin auf Twitter eine heftige Debatte über den Bildungsauftrag deutscher Schulen aus. Sechs Jahre später ist die in knapp 140 Zeichen zusammengefasste Bestandsanalyse der Finanzbildung von Schülern in Deutschland leider immer noch aktuell. Was muss getan werden, um Abhilfe zu schaffen?
Ökonomie als Schulfach etablieren
Wirtschaftswissen ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung, denn es befähigt uns, mündige Entscheidungen in Finanzfragen zu treffen – egal ob als Verbraucher, Arbeitnehmer, Wähler oder Anleger. Schon junge Menschen sollten Kompetenzen im Bereich Finanzen erwerben, damit sie das nötige Rüstzeug für ihren Alltag besitzen.
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Doch obwohl es in verschiedenen Bundesländern Doppelfächer wie Politik und Wirtschaft gibt, bleibt das Vermitteln ökonomischer Inhalte häufig auf der Strecke. Dies hat auch die vor Kurzem veröffentlichte Studie zum Stand der Ökonomischen Bildung in Deutschland der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg belegt. Elf von 16 Bundesländern, so die Studienautoren, erfüllen nicht einmal die Hälfte der üblichen Anforderungen an ein normales Nebenfach Wirtschaft.
Auch an qualifizierten Lehrkräften mangelt es, weil die Ausbildung an den Universitäten unzureichend ist. Wird der Ökonomie in der Ausbildung nicht dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt wie der Politik ist es nicht verwunderlich, wenn das Interesse der Lehrer, Wirtschaft zu unterrichten, gering ist und der vermittelte Stoff wenig Begeisterung bei den Schülern hervorruft. Lehrer, die das Schulfach Ökonomie unterrichten, müssen besser fachlich und didaktisch vorbereitet werden. Nur dann sind sie in der Lage, ökonomische Zusammenhänge und alltagsrelevantes Finanzwissen an Schüler zu vermitteln und Begeisterung für wirtschaftliche Themen zu wecken.
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Deutschlands größtes Asset sind seine gut ausgebildeten Bürger. Warum gerade bei der Wirtschaftsausbildung gespart wird, ist nicht nachvollziehbar. Wir fordern deshalb eine bessere Lehrerausbildung und ein verpflichtendes Schulfach Ökonomie für die Schüler aller Schulformen in Deutschland.
Abgucken erlaubt: Ökonomische Bildung stärken – vom Ausland lernen
Mit einem Schulfach Ökonomische Bildung allein ist es jedoch nicht getan, denn auch diejenigen, die die Schule bereits hinter sich gelassen haben, müssen ein Bildungsangebot bekommen. Großbritannien und Australien zum Beispiel haben ihre Hausaufgaben gemacht und eine nationale Agenda zur finanziellen Bildung eingeführt. Hier werden nicht nur in der Schule Zusammenhänge wie der Aufbau des Wirtschaftssystems und grundlegende Funktionsweisen im alltäglichen Finanzleben vermittelt, sondern beispielsweise auch Arbeitnehmern am Arbeitsplatz Bildungsangebote zu Finanzthemen gemacht.
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Von diesen Ländern müssen wir lernen. Auch in Deutschland brauchen wir eine nationale Agenda zu mehr Finanzbildung, um Jung und Alt den Weg auch zum erfolgreichen Sparen und einer auskömmlichen Altersvorsorge zu ebnen.
Fazit
Die Schule ist der Ort, an dem junge Menschen Wissen und Fähigkeiten für ihr Leben erwerben. Eine Gedichtanalyse gehört genauso dazu wie Sprachen oder Mathe zu lernen. Auch wenn es Mietverträge und Steuererklärungen nicht in die Schul-Curricula schaffen, braucht es ein grundsätzliches Verständnis von Wirtschaft und Finanzen, das von gut ausgebildeten, engagierten Lehrern vermittelt wird. Ökonomie in Form eines eigenständigen Schulfachs gehört auf den Lehrplan – verpflichtend für alle. Nur dann können wir den weit verbreiteten Finanz-Analphabetismus in unserem Land in den Griff bekommen.
Zu den Autoren:
Dr. Uta-Bettina von Altenbockum leitet seit 2012 die Kommunikation des Deutschen Aktieninstituts. Darüber hinaus arbeitet die studierte Juristin im Nachhaltigkeitsteam mit, das die Themen Sustainable Finance, Nachhaltigkeitsberichterstattung und EU-Taxonomie eng begleitet.
Martin Möhring ist Referent für politische Kommunikation beim Deutschen Aktieninstitut und arbeitet seit 2019 im Kommunikationsteam mit. Studiert hat er Politik-, Medien- und Verwaltungswissenschaften in Trier, Karlstad und Potsdam.