Bildnachweis: H2 Core AG.

Besteht denn global gesehen ein Mangel an Know-how bei der Integration der Komponenten oder ist das eher nur ein deutsches Problem?

Wir sind von Anfang an global gestartet, die ersten Anlagen gingen in Länder wie Korea, Frankreich oder Dänemark und Deutschland. Schnell kamen weitere neue Märkte hinzu. Heute sind wir in über 40 Ländern am Markt und haben mittlerweile über 200 Anlagen gebaut, installiert und in Betrieb genommen. Das sagt uns ganz klar, es gibt einen weltweiten Bedarf an Wasserstoffprojekten und -initiativen.

Was unterscheidet H2 Core dabei von anderen Unternehmen im Bereich Wasserstoff?

Die meisten Unternehmen fokussieren sich auf große Projekte ab ca. 5 MW aufwärts. Die Umsetzung dieser oftmals millionenschweren Projekte dauert Jahre. Wir haben aber gesagt, wenn die Welt die Energiewende mit vielen hunderttausend oder Millionen benötigten Anlagen realisieren will, können wir nicht 5 Jahre warten bis einmal die erste Anlage fertig ist. Also lassen wir die Mitwettbewerber die großen Anlagen machen – so sie denn am Ende auch realisiert werden – und wir machen in der Zwischenzeit die zigtausend kleinen Anlagen. Bspw. ersetzen wir schmutzige Dieselaggregate durch Wasserstoffanlagen und sorgen so auch an abgelegenen Orten für eine saubere Umwelt und eine gesicherte Energieversorgung.

Bislang funktioniert das sehr gut, wir konnten mit hohen Stückzahlen und mit einer hohen Iterationsgeschwindigkeit in den Markt gehen. Wir können also JETZT Lösungen ausliefern. Die Kunden wollen auch jetzt mit Wasserstoff starten. Hier spielt natürlich auch die Investitionsfreude der Unternehmen eine große Rolle. Sie müssen sich entscheiden, ob sie vielleicht einige Millionen in eine Anlage, die in 5 Jahren fertig ist, investieren oder ob sie in preisgünstigere Anlagen investieren wollen, die innerhalb weniger Wochen geliefert und in Betrieb genommen werden können. Diese Investitionsentscheidung fällt dann erst einmal viel leichter als wenn große Millionen-Hürden aufgebaut sind. Wir bieten also unseren Kunden unser ganzheitliches Leistungspaket zu einem erschwinglichen Einstiegspreis und dieses Paket ist komplett modular erweiterbar.

PowerCore

Kommen denn ihre Produkte aus Eigenentwicklungen oder beziehen sie diese eher aus einem Partnernetzwerk?

Wir schauen natürlich was am Markt etabliert ist und in hohen Stückzahlen preis-leistungsmäßig verfügbar ist. Wir integrieren einzelne Komponenten in unser Gesamtsystem – dieses ist dann eine Eigenentwicklung wie unser Modulschrank PowerCore – und verknüpfen hierin alle Komponenten von den Elektrolyseuren über die Brennstoffzellen, Tanks, Kompressoren bis hin zu den Energiemanagementsystemen.

Warum ist das wichtig? Wenn man speziell im industriellen Bereich das Thema mit Einzelkomponenten angeht, dann ist dies sehr oft eine komplette Neuentwicklung. Im Laufe des Projekts muss  zunächst  erarbeitet werden, welche Komponenten wie zu verknüpfen sind. Eine übergeordnete Systemsteuerung muss neu entwickelt und für die neuen Prozesse und Komponenten aufwendig programmiert werden. Dies kostet sehr viel Zeit und verursacht nicht selten sechsstellige Mehrkosten, da jedes einzelne Ventil und jeder einzelner Sensor überwacht und gemanaged werden muss.

Das nehmen wir alles ab. Wir setzten die Komponenten und die Managementsysteme so ein, dass – unabhängig von der Größe der Anlage – der Kunde alle Daten miteinander verknüpfen kann. Zudem laufen die Systeme von allein, sind per Knopfdruck an- und ausschaltbar oder laufen mit einer vom Kunden gewünschten bestimmten Leistung. Unsere Inbetriebnahme läuft im Gegensatz zu industriellen Applikationen so, dass wir uns sobald der Schrank installiert ist mit unserem Smartphone davor stellen, QR-Codes einscannen und dann auf „Start“ drücken können. Eine Anbindung an übergeordnete, industrielle Systeme ist über sichere und einfache Schnittstellen jederzeit möglich.