Die im DAX notierte Wirecard-Aktie hat jüngst massive Kursverluste erlitten. Bis zu 10 Mrd. EUR Marktkapitalisierung gingen verloren. Der Handel mit Wirecard-Aktien wurde zweitweise scheinbar sogar ausgesetzt. Auslöser waren drei kurz aufeinanderfolgende Artikel der Financial Times, in dem von unlauteren Geschäftspraktiken, betrügerischen Transaktionen und Gesetzesverstößen (u.a. Geldwäsche) berichtet wurde. Die BaFin und die Staatsanwaltschaft untersuchen nun, ob eine Marktmanipulation vorliegt. Wirecard hat die Einleitung rechtlicher Schritte gegen die Financial Times angekündigt. Von Dr. Richard Mayer-Uellner und Matthias Engelen, CMS Deutschland
Eine klassische ‚Short Attack‘ läge nur vor, wenn derjenige, der die schlechten Nachrichten veröffentlicht hat, zugleich selbst oder durch Dritte Leerverkaufspositionen aufgebaut hätte. Dennoch zeigt der Fall anschaulich, wie schnell und heftig Börsenkurse zum Einsturz gebracht werden können und auf welche Vorwürfe Anleger besonders empfindlich reagieren. Wirecard wurde in der Vergangenheit schon wiederholt Opfer von Short Attacks.
Zunahme von Short Attacks
In den USA sind Short Attacks schon lange verbreitet. Es handelt sich dabei um gezielte Angriffe von Leerverkäufern (sog. Short Seller) auf börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, den Börsenkurs zum Absturz zu bringen. Die Attacke erfolgt in der Regel durch die Veröffentlichung von Analysen oder Berichten, die für den Börsenkurs negative Behauptungen und Vorwürfe beinhalten. Die jüngste Vergangenheit zeigt, dass auch deutsche Unternehmen zunehmend ins Visier von (ausländischen) Short Sellern geraten: Wirecard, Ströer, Aurelius und ProSiebenSat.1 – um nur die prominentesten Opfer zu nennen.
Die derzeit hohe Volatilität an den Börsen begünstigt solche Angriffe, da die Anleger nervös und schneller bereit sind, ihre Aktien zu verkaufen. Verstärkt wird der Trend durch den elektronischen Börsenhandel, der negative Kursausschläge in Sekundenbruchteilen in massive Kursabstürze verwandeln kann.
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