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Ziel ist es, gemeinsam auf dem deutschen Markt börsennotierten Unternehmen passgenaue Dienstleistungen rund um die Verwaltung von Mitarbeiterbeteiligung- und Führungskräfteprogrammen anzubieten, führen Thomas Licharz (Deutsche Bank) und Jörg Ziegler (Global Shares) im Gespräch aus.
Welche Hintergründe besitzt die Kooperation, warum arbeiten Sie zusammen?
Thomas Licharz: Deutsche Unternehmen bieten ihre Beteiligungsprogramme heute nicht nur den Mitarbeitern in Deutschland, sondern international an. Daher benötigen wir die Erweiterung des Angebots für Kunden in Deutschland. Wir als Deutsche Bank sind bislang in diesem Geschäftsbereich eben in Deutschland tätig. Da unsere Kunden aber zunehmend internationale Lösungen nachfragen, also ihre Beteiligungsprogramme auch den Mitarbeitern außerhalb Deutschlands anbieten, hat sich die Frage gestellt, ob wir dafür eine eigene Lösung programmieren. Schnell wurde klar, dass dies keinen Sinn ergeben würde. Global Shares verfügt nach unserem Wissen über die modernste Plattform am Markt, die sehr intelligent aufgebaut ist. Das betrifft nicht nur das Frontend, sondern auch das Backend, das wir uns vor Ort in Irland angesehen haben. Dazu besitzt Global Shares eine sehr hohe internationale Kompetenz: Da der Heimatmarkt sehr klein ist, hat das Unternehmen von Beginn an international gedacht. Dieser Mindset ist genau das, was unsere Kunden und wir für unser Angebot benötigen.
Jörg Ziegler: Die Deutsche Bank ist hierzulande hervorragend aufgestellt. Dieses komplizierte Steuersystem mit Kirchensteuer, Kapitalertragsteuer, Abschlagsteuer, Solidaritätszuschlag, das muss man erst einmal beherrschen. Ebenso die Corporate Action: Etwa die Hälfte der DAX-Werte verfügt über Namensaktien, und so müssen die Mitarbeiteraktien in Register eingetragen werden, damit das Teilnahmerecht während der Hauptversammlung ausgeübt werden kann. All das funktioniert automatisiert im Deutsche-Bank-System. Deshalb passen diese beiden Expertisen als Hybridsystem so gut zueinander, das ist eine klassische Win-win-Situation.
Was unterscheidet Ihr gemeinsames Angebot von bisher bestehenden Angeboten/Lösungen am Markt?
Licharz: Wir bieten das Beste aus beiden Welten. Das bedeutet für die Mitarbeiter unserer Kunden auf der deutschen Payroll: Sie erhalten vollwertige Einzelkonten der Deutschen Bank im Inland, die sie nicht nur für die Mitarbeiteraktien nutzen können, sondern auch als umfassende Bankverbindung, und dies zu hochattraktiven Konditionen. Die Konto- und Depotführung sind dabei sogar kostenfrei. Für weitere Dienstleistungen gelten Sonderkonditionen. Sie können das gesamte Filialnetz der Deutschen Bank und der Postbank nutzen, und zwar für alle unsere Dienstleistungen – nicht nur die Einbuchung von Aktien, die Gutschrift von Dividenden und vielleicht das Ausstellen von Steuerbescheinigungen. International profitieren die Mitarbeiter vom State-of-the-Art-Omnibussystem von Global Shares. Dieses Angebot ist so in dieser Ausführung auf dem deutschen Markt einzigartig.
Wo sehen Sie die Vorteile beziehungsweise den Mehrwert dieses Modells gegenüber aktuell bestehenden Angeboten für die Unternehmen und deren Mitarbeiter?
Ziegler: Das Angebot gilt natürlich für alle Mitarbeiter, nicht nur jene, die am Beteiligungsprogramm teilnehmen. Es handelt sich um ein vollwertiges Konto. Damit können auch wir als Global Share unseren internationalen Unternehmenskunden das Beste aus beiden Welten bieten: ein vollwertiges Konto für ihre Mitarbeiter in Deutschland – und die bewährten internationalen Lösungen andernorts. Das ist ein großes Benefit, das weit über sagen wir die verbilligte Mitgliedschaft bei einer Fitnesskette hinausgeht.
Sie sprechen von einem Hybridmodell. Was genau verstehen Sie darunter?
Ziegler: Wir nennen es Hybridmodell, weil wir den Kunden ein vollwertiges Konto bei der größten deutschen Bank bieten mit der Möglichkeit, auch international alle Mitarbeiter mit unserer Omnibus-Lösung von Global Shares zu bedienen. Wir stellen die angelsächsische Lösung, die globale Verwaltung von Programmen, und kombinieren das mit der sehr deutschen Lösung des Einzelkontos, das es in dieser Ausprägung ja vorwiegend nur im DACH-Raum gibt.
Im vergangenen Jahr wurde der steuerliche Freibetrag für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme auf 1.440 EUR erhöht. Hat dies aus Ihrer Sicht dazu geführt, dass Unternehmen jetzt erstmalig Mitarbeiterprogramme einführen oder ihre bestehenden Mitarbeiterprogramme anpassen?
Licharz: Ja, bei dem einen oder anderen Unternehmen, insbesondere im MDAX, hat es durch die Erhöhung des Freibetrags „Klick“ gemacht und es gibt ein Umdenken. Ein Kunde zum Beispiel, der schon seit Jahren über die Einführung eines Mitarbeiterprogramms nachgedacht, es wegen der unattraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen aber nicht umgesetzt hatte, hat sich nun definitiv dafür entschieden. Generell kann man sagen, dass gerade im Bereich der mittelgroßen Unternehmen Bewegung in dieser Sache stattfindet. Bei den ganz Großen, von denen einige ja bereits Programme laufen haben, hört man weiterhin eher zögerliche Einschätzungen: Man sei auf dem richtigen Weg, Deutschland befinde sich aber noch immer eher im hinteren Mittelfeld.
Spielen aktuell auch konjunkturelle Themen bei einer Entscheidung hinein?
Licharz: Ja, in der Tat fragen sich zahlreiche Unternehmen zugleich angesichts mangelnder Visibilität, ob es aktuell der richtige Zeitpunkt für die Auflegung eines Programms ist, denn die Mittel dafür müssen dann ja auch bereit stehen. Es ergibt sich derzeit also ein gemischtes Bild: Einige Unternehmen sind fast euphorisch und setzen Mitarbeiterprogramme um, andere schauen, wie sich die Dinge weiter entwickeln, um zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden, ob die wirtschaftliche Entwicklung hinreichend ist, den Mitarbeitern ein weiteres Benefit zukommen zu lassen.
Sehen Sie, dass bei bestehenden Programmen eine deutliche Vereinfachung angestrebt wird?
Ziegler: Ja, es wird konsolidiert. Generell lässt sich feststellen, dass Unternehmen nicht mehr mit fünf oder mehr parallelen Programmen arbeiten, sondern die Angebote zusammenführen. Der Trend entwickelt sich hin zu Programmen unter dem Motto „one size fits all“, wobei im Zweifelsfall die Ausgestaltung stets optimal an die Bedingungen in jenem Land angepasst wird, in dem die meisten Beschäftigten tätig sind. Das ist bei deutschen Unternehmen meistens noch Deutschland, obwohl es da bereits Ausnahmen gibt.
Licharz: Wir sehen das auch. Mit der Bildung von Konglomeraten einher geht der Versuch, die Programme zu vereinheitlichen. Das ist vielleicht nicht der erste Schritt, aber das Thema kommt meist zeitnah auf die Tagesordnung. Wir haben zum Beispiel das deutsche Beteiligungsprogramm für IBM betreut, und IBM hat jetzt entschieden, das Ganze zentral aus den USA zu machen. Hier stehen natürlich Skalierungen und Kosteneinschätzungen dahinter. Wir haben das auch bei weiteren Kunden gesehen, zum Beispiel Linde. Das ist nun ein irisches Unternehmen mit operativem Hauptsitz in Großbritannien. Da gibt es nun kein eigenständiges deutsches Aktienprogramm mehr, sondern nur noch eine internationale Lösung. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen, deutsche Unternehmen denken natürlich ebenso darüber nach, Programme zentral von Deutschland aus zu administrieren. Deshalb ist unsere Zusammenarbeit mit Global Share auch so wichtig, um an dieser Stelle die effiziente Lösung anbieten zu können. Ob sich der Ansatz „one size fits all“ all durchsetzen wird, dürfte die zukünftige Ausgestaltung zeigen.
Herr Licharz, Herr Ziegler, vielen Dank für die interessanten Einblicke.
Autor/Autorin
Stefan Preuß
Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".