Bildnachweis: Niedax.

Die Niedax Group, einer der weltweit führenden Hersteller für Kabelverlegesysteme, verzeichnete 2022 einen Umsatzrekord von rund 800 Mio. EUR. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung innerhalb der Unternehmensgruppe gegenüber 2021 von mehr als 27%. CEO Bruno Reufels nimmt die Milliardengrenze ins Visier.

Die global agierende Unternehmensgruppe ist seit mehr als 100 Jahren spezialisiert auf Elektroinstallation. Als einer der führenden Hersteller von Kabeltragsystemen bietet der Mittelständler Produkte und Lösungen  rund um die Kabelverlegetechnik, wie sie etwa in Industrieanlagen, Bürokomplexen, Kraftwerken oder Sportarenen benötigt wird.

Referenzen: Gotthard-Tunnel, SAP-Garden, Elbphilharmonie

Zu den Referenzen zählen die Elbphilharmonie, der SAP-Garden in München ebenso wie der Gotthard-Basistunnel oder das AUDI-Werk in Neckarsulm. Mehr als 2.450 Beschäftigte in mehr als 30 Ländern bilden die Basis des Erfolgs. Das international in 65 Ländern agierende Familienunternehmen mit Hauptsitz in Linz am Rhein hat in den vergangenen 20 Jahren einen außergewöhnlich steilen Wachstumskurs mit einer Build-and-Buy-Strategie umgesetzt.

CEO Bruno Reufels

Strategische Zukäufe des Hidden Champions der Branche stärkten vor allem die Unabhängigkeit von Zulieferern: 2022 akquirierte die Niedax Group zwei weitere Produktionsgesellschaften sowie ein zweites Stahl-Service-Center. „Das bisherige Wachstum wurde hauptsächlich aus Eigenmitteln und außerdem aus Bankverbindungen finanziert“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage mit. Aktuelle Berechnungen befeuern den Optimismus der rheinland-pfälzischen Unternehmensgruppe: „Tatsächlich befinden wir uns auf dem besten Weg, die Umsatzmilliarde bereits mit dem Abschluss des Jahres 2023 zu erreichen“, sagt Bruno Reufels, CEO der Niedax Group.

Niedax verfolgt Strategien gegen den Trend

Reufels verfolgt damit bewusst einen Kurs, der nicht dem Trend des Outsourcings in Niedriglohnländer folgt: „Gerade diese strategischen Entscheidungen haben uns zu einem der wachstumsstärksten Mittelständler in Deutschland gemacht. Trotz aller geopolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen haben wir immer an das internationale Wachstum in unserer Branche geglaubt – und damit selbst in der aktuellen Krisenlage recht behalten“, so Reufels. Im Kern setzt das Familienunternehmen für seine Wachstumsstrategie auf drei strategische Säulen: An erster Stelle steht das Kerngeschäft der Kabelverlegesysteme, mit dem Niedax im Heimatmarkt Deutschland groß geworden ist. Mit der Fertigung und dem Vertrieb von Produkten und Lösungen für die Elektroinstallation hat die Niedax Group sich als Global Player etabliert.

Nachhaltigkeit verbessern: Jürgen Reinken (Geschäftsführer Boecker Stahl-Service GmbH), Marina Reufels (Geschäftsführerin Internationales Marketing & Digitalisierung, Niedax Group), Jens Stutz (Geschäftsführer Boecker Stahl-Service GmbH), Thomas Neumann (Leiter Zentraleinkauf, Niedax Group), Johannes Muddemann (Key Account Manager, Tata Steel) freuen sich über Stahllieferungen mit deutlich geringerem CO2-Abdruck. Foto: Niedax GmbH & Co. KG

Unabhängigkeit bei Rohstoffversorgung

Die zweite strategische Säule soll die größtmögliche Autarkie bei der Rohstoffversorgung gewährleisten: Dank zweier eigener Stahl-Service-Center konnte sich Niedax von der Verfügbarkeit eines ihrer wichtigsten Rohstoffe am Weltmarkt inzwischen unabhängig machen und die Versorgung aus eigenen Quellen sicherstellen. Reufels beobachtet nicht erst seit der Coronapandemie und dem Kriegsausbruch in der Ukraine, dass viele produzierende Unternehmen über Lieferschwierigkeiten klagen: „Wir sind diesen Herausforderungen jedoch frühzeitig mit unternehmerischem Handeln entgegengetreten. Daher sind wir immer lieferfähig und sogar in der Lage, unser Produktionsvolumen jederzeit auszuweiten.“ Im dritten strategischen Bereich setzt das Unternehmen auf eine großflächige, global ausgerichtete Distribution und hat dazu sein Portfolio ausgeweitet, etwa um hochwertige Elektroinstallationsprodukte wie Kabel.

Fertigungstiefe soll vergrößert werden

Reufels will den Kurs auch in den nächsten Jahren konsequent weiterverfolgen: „Wir werden die Unternehmensgruppe durch künftige Zukäufe nicht nur kontinuierlich ausbauen, sondern auch alle Teile der Wertschöpfungskette – von der Planung und dem Design über die Veredlung bis hin zur Montage – schrittweise ins eigene Haus holen.“ Um diese strategischen Wachstumsschritte umsetzen zu können, hat das Unternehmen die Managementebene verstärkt. Die Geschäfte des 1920 gegründeten Familienunternehmens führ seit 1995 CEO Reufels,  2005 gemeinsam mit Mitgesellschafter Alexander Horn. 2021 erweiterte sich das Führungstandem um Adrian Lowiner. Nun sind drei weitere Führungskräfte bestellt; alle waren zuvor bereits in verantwortlichen Positionen innerhalb der Unternehmensgruppe tätig. Die Gruppe selbst befindet sich zu 100% im Familienbesitz, die Nachfahren der Gründerfamilien fungieren als Gesellschafter.

Nachhaltigkeit rückt in den Fokus

Die Niedax Group arbeitet daran, den eigenen CO2-Abdruck zu verbessern, der aktuell durch den hohen, energieintensiven Stahlanteil an der Wertschöpfung relativ hoch ist. Ausgebaut werden soll daher der Anteil von Stahl, der CO2-emissionsreduziert hergestellt wird. „Als einer der weltweit führenden Hersteller von Kabelmanagementsystemen sind wir verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften und den CO2-Fußabdruck unserer Produkte zu reduzieren. Daher investieren wir in neue Technologien und freuen uns über die Zusammenarbeit mit Tata Steel UK im Rahmen der Initiative für kohlenstoffreduzierte Stahlprodukte. Wir verzeichnen bereits ein erstes Interesse aus verbrauchernahen Branchen wie dem Baugewerbe oder der Automobilindustrie. Perspektivisch möchten wir deren Nachfrage nach emissionsreduziertem Stahl gezielt bedienen“, betont Reufels.

Lieferant Tata Steel UK möchte mit dem von neutraler Seite zertifizierten Insetting-Prozess eine Vorreiterrolle bei der Produktion von emissionsreduziertem Stahl einnehmen. Das Unternehmen investiert dazu in zahlreiche Projekte zur Reduzierung seiner CO2-Emissionen. Die Einsparungen aus diesen Projekten können über den Optemis®-Carbon-Lite-Stahl an die Kunden weitergegeben werden, sodass diese unmittelbare Einsparungen innerhalb ihrer Wertschöpfungskette bei den Scope-3-Emissionen gemäß GHG-Protocol erzielen können.

Ziel bleibt der Status als Familienunternehmen

Die Niedax Group hat das bisherige Wachstum aus positivem Cashflow und traditioneller Bankenfinanzierung dargestellt. Dabei soll es auch bleiben, so ein Sprecher: „Wir wollen auch in Zukunft zu 100% ein Familienunternehmen bleiben.“ Kapitalmaßnahmen wie das Begeben einer Anleihe oder gar ein IPO stehen somit nicht zu Debatte.

Fazit

Man muss sich nur einmal bildlich vorstellen, wie viele Kabelträger in einer Produktionshalle, in einem Bürohochhaus oder Kraftwerk benötigt werden, um das Potenzial des Geschäftsmodells zu ermessen. Niedax wäre an der Börse hochwillkommen, denn die Gruppe bietet gleichermaßen einen Track Record von mehr als 100 Jahren und erhebliche Wachstumsperspektiven.

Autor/Autorin

Stefan Preuß
Redaktionsleiter at GoingPublic Media AG | Website

Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".