Immer mehr Menschen zieht es zum Leben in die Stadt. Gleichzeit steigt das Bedürfnis in einer sauberen Umwelt mit geringem CO2-Ausstoß, sauberem Trinkwasser und energieeffizienten Gebäuden zu leben. Angesichts dieses Hintergrunds erklärt Vontobel- Fondmanager Pascal Dudle im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin u.a., warum sich Investitionen in Cleantech-Fonds lohnen und wie es um die Branche in den nächsten Jahren bestellt sein wird.
GoingPublic: Herr Dudle, neben New Power betreuen Sie auch einen Clean Technology Fonds. Wieso lohnt es sich, in solche Fonds zu investieren?
Pascal Dudle: Das Schöne an Cleantech-Fonds ist, dass sie eine breite thematische Streuung über verschiedene Wachstumsbereiche erlauben. So bilden Themenbereiche wie sauberes Wasser, Gebäudetechnologie, schadstoffarme Mobilität, ressourcenschonende Industrie, saubere Energie oder auch Abfallentsorgung & Recycling das Anlagespektrum. All diese Themen profitieren vom langfristigen Trend hin zur nachhaltigen Urbanisierung, der stetig neue, innovative Lösungen hervorbringt.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Unternehmen für Ihren Fonds aus?
Im ersten Schritt suchen wir innerhalb unserer sechs Themenbereiche nach Unternehmen, die einen Großteil ihres Umsatzes aus diesem generieren. Danach geht es im Rahmen der Identifizierung einzelner interessanter Anlagemöglichkeiten insbesondere um die qualitative und quantitative Analyse. Bei der qualitativen Prüfung spielen die Positionierung des Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette, die Qualität des Managements, der Produkte und der Dienstleistungen eine große Rolle. Im nächsten Schritt folgt dann eine quantitative Analyse, bzw. eine Bewertung der Unternehmung, indem wir die wichtigsten Treiber und deren Einfluss auf Wachstum, Profitabilität und schlussendlich den Cashflow des Unternehmens anschauen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Performance des Fonds?
Seit der Auflegung des Fonds im Jahr 2008 war die Performance sowohl gegen vergleichbare Fonds wie auch gegenüber dem breiteren Markt durchweg sehr gut. Dies obwohl in Zeiten der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken vor allem konsumrelevante Sektoren und der Pharmasektor die höchsten Renditen abgeworfen haben, vor allem also Sektoren außerhalb der Cleantech-Fokusbereiche. Die gute Rendite unseres Fonds ist darauf zurückzuführen, dass vor allem innovative Unternehmen, die auf Umwelttechnologien spezialisiert sind, besonders gut performt haben. Mittlerweile verwalten wir in dieser Strategie ca. 100 Mio. EUR mit einem Portfolio von ca. 50 Positionen.
Welches sind die aktuellen Trends der Branche und wie setzen Sie diese in Ihren Fonds um?
Die Themengebiete, die wir ausgesucht haben, unterliegen alle längerfristigen Trends, sei es im Bereich Wasser oder in der Gebäudetechnik. Eines der thematischen Treiber ist steigendes Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und zunehmender Konsum. Der Anspruch an unsere Lebensqualität wird immer größer in der Gesellschaft, insbesondere in den urbanen Gegenden. Demnach sind Themen wie E-Mobilität, weniger CO2-Ausstoß, eine gesunde Umwelt und sauberes Trinkwasser Trendthemen Nummer eins und werden auch noch auf lange Sicht aktuell sein im Markt.
Gibt es bestimmte Risiken zu beachten bei Cleantech-Fonds?
Im Hinblick auf Risiken unterscheiden sich Cleantech-Fonds nicht wesentlich von anderen Aktienfonds. Bei Unternehmen, welche sich in frühen Stadien der Produktkommerzialisierung und Marktentwicklung befinden, wie dies vor Kurzem noch bei der LED-Beleuchtung der Fall war, sind Technologie und Marktrisiken von zentraler Bedeutung. Unsere Aufgabe als Fondsmanager ist es deshalb, das Risiko-Rendite-Profil des Fonds zu optimieren. Dies gelingt in erster Linie damit, dass wir mit unserem spezifischen Know-how die Unternehmen des Cleantech-Sektors und deren Entwicklung ganz genau unter die Lupe nehmen. Signifikante Risiken lassen sich durch die geeignete Portfoliokonstruktion steuern und wo benötigt im Portfoliokontext diversifizieren. Dabei hilft natürlich auch die breite Streuung der Themenbereiche unserer Fonds.
Der Markt für erneuerbare Energien brach vor ein paar Jahren enorm ein – viele Unternehmen aus der Solar- oder Windbranche sind insolvent. Wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten der Branche ein?
Der auf erneuerbare Energien basierte Kapazitätsausbau ist in den letzten Jahren kontinuierlich hoch geblieben. Der starke Kosten- und Preiskampf hat jedoch zu Preisdruck und zu einer Marktkonsolidierung geführt. Nach dieser Korrektur sehen die Zukunftsaussichten dafür heute deutlich besser aus. Dank den stark gefallenen System- und Finanzierungskosten der erneuerbaren Energien, ist deren Wettbewerbsfähigkeit stark gestiegen. Das Wachstum der erneuerbaren Energien findet heute entsprechend zunehmend auch in Märkten statt, wo geringe oder gar keine Fördermaßnahmen mehr da sind, dafür aber eine sehr große Nachfrage nach saubereren Technologien. Zu diesen Märkten zählen nebst den USA und Japan zunehmend auch China und Indien. Somit ist die Branche nicht mehr abhängig von einzelnen stark subventionierten Märkten wie Deutschland. Es herrscht eine höhere Wettbewerbsfähigkeit, weshalb ich die Zukunftsaussichten des Sektors positiv einschätze.
Für den heimischen Hersteller heißt das aber demnach nichts Gutes, oder?
Im Gegenteil, der Konkurrenz stellen muss sich aber jeder. Zwar ist es für Deutschland als Hochlohnland schwierig auf den Massenmärkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist jedoch auch heute noch führend in Bereichen, in denen sie ihre Marktführerschaft dank Know-how, Innovation und Technologie behaupten können. In unseren Themen finden wir eine gute Anzahl an Unternehmen, die diesem Profil entsprechen oder in attraktiven Nischen tätig sind, so z.B. im Maschinenbau für Solarmodule oder die Autozulieferer. Wenn wir uns weiterhin auf unsere Kernkompetenzen fokussieren und innovativ bleiben, haben wir auch eine langfristig gute Perspektive, am Markt mithalten zu können.
Herr Dudle, vielen Dank für das spannende Gespräch
Das Interview führte Svenja Liebig
Autor/Autorin
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