Hensoldt maschiert an der Börse ein. In einer von nachhaltigem Investieren geprägten Zeit, inmitten einer Pandemie, konnte der Rüstungskonzern die Anleger jedoch noch nicht überzeugen.
Rund 460 Mio. EUR brachte der Börsengang des bayerischen Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt am 25.09.2020 ein. Das Unternehmen konnte 38,3 Mio Aktien zu je 12 EUR zuteilen. Damit bewegte sich die Aktie bereits am unteren Ende der Preisspanne, die bis 16,00 EUR reichte. Der erste Handelstag verlief somit enttäuschend. Nach einem ersten Xetra-Kurs von 12 EUR, genau in Höhe des Ausgabepreises, ging es abwärts bis auf 10,57 EUR. Danach erholte sich die Aktie etwas und schloss bei 11 EUR. Nach Knaus Tabbert ist dies der zweite Börsengang in kurzer Zeit, der eher in Richtung Enttäuschung ging.
Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres erwirtschaftete Hensoldt mit 5.400 Mitarbeitern einen Umsatz von 440 Mio. EUR, ein Plus von 6% verglichen mit dem Vorjahr. Im Gesamtjahr 2019 lag der Umsatz bei 1,1 Mrd. EUR. Im Jahr 2021 sollen die Erlöse bereits zwischen 1,4 und 1,6 Mrd. EUR betragen.
Um deutsche Sicherheitsinteressen im Unternehmen vertreten zu können, hatte sich die Bundesregierung schon beim Verkauf an KKR in einem „Sicherheitsabkommen“ die Option gesichert, mit bis zu 25,%, der Sperrminorität, bei Hensoldt einsteigen zu können, um den strategischen Einfluss auf den Hersteller von Sensoren, Radarsystemen und Systemen für die elektronische Kampfführung zu sichern.
Die Vereinbarung gilt auch nach dem Börsengang, wie Hensoldt mitteilte. Bis Ende des Jahres müsste der Bund KKR für eine Sperrminorität von 25,1% pauschal 600 Mio. EUR zahlen. Danach kann er zum durchschnittlichen Börsenkurs zugreifen, wenn KKR seinen Anteil auf weniger als 25% abschmelzen lässt.
„Mit dem Rückenwind aus dem Börsengang machen wir nun einen großen Schritt, um unsere Position als Europas größter plattformunabhängiger Anbieter von Sensorlösungen im Verteidigungs- und Sicherheitssektor mit globaler Reichweite zu stärken„, kündigte Vorstandschef Thomas Müller an. Der Vorstandschef hatte zuvor betont, dass es keinen besseren Zeitpunkt für den Börsengang geben könne. Eine Aussage, über die sich eventuell streiten ließe.