Bildnachweis: Hypoport SE.

Dieser Artikel ist in GoingPublic 4/2024 erschienen – hier geht’s zum kostenlosen E-Magazin.

 

Auch die Hypoport SE hatte in den letzten beiden Jahren mit Preisrückgängen am Immobilienmarkt in Verbindung mit gestiegenen Zinsen und höherer Inflation zu kämpfen. Im aktuellen Jahr konnte das Unternehmen bei seinen Kennziffern aber wieder deutlich zulegen und ist zuversichtlich, was die allmähliche weitere Erholung des Markts der privaten Immobilienfinanzierung betrifft.

Die Hypoport AG mit Hauptsitz in Lübeck entstand 2001 aus dem Zusammenschluss des Hypothekenmaklers Dr. Klein & Co. AG und des Kreditportals Europace. Gründer und größter Anteilseigner ist Ronald Slabke, der bei Dr. Klein als Assistent startete und 1999 via Management Buy-out die Führung des Unternehmens übernahm. 2007 kam es zum Börsengang in den Prime Standard der Deutschen Börse. Slabke hält knapp 33% der Unternehmensanteile, die nächstgrößeren Aktionäre sind Baillie Gifford und BlackRock mit jeweils über 5%.

Holding umspannt drei Geschäftsbereiche

Hypoport fungiert als Muttergesellschaft eines Unternehmensnetzwerks aus der Kredit-, Immobilien- und Versicherungswirtschaft in drei operativen Segmenten: Real Estate & Mortgage Platforms, Insurance Platforms und Financing Platforms. Die Holding übernimmt dabei die Zentralfunktion mit entsprechenden Managementaufgaben.

Plattformen

Das Segment Real Estate & Mortgage Platforms betreibt mit dem Kreditmarktplatz Europace die größte deutsche Plattform zum Abschluss von privaten Immobilienfinanzierungen. Hinzu kommen die Teilmarktplätze Finmas (Sparkassenorganisation) und GENOPACE (Genossenschaftlicher Verbund), Starpool (Deutsche Bank) und BAUFINEX (Bausparkasse Schwäbisch Hall). Des Weiteren wird die Wertschöpfungskette des privaten Immobilienerwerbs ergänzt durch den ungebundenen Finanzvertrieb Dr. Klein (Beratung zur Immobilienfinanzierung für Verbraucher), den Maklerpool Qualitypool, die Vermarktungsplattform für bankverbundene Immobilienmakler FIO sowie die Immobilienbewertungsplattform Value AG. Zum Segment Financing Platforms zählen die Unternehmen der Gruppe für ­Finan­zierungs­produkte außerhalb der privaten Immobilien­finan­zierung wie Dr. Klein WoWi und FIO Finance für die Wohnungswirtschaft, REM CAPITAL für die Unternehmensfinanzierung und Euro­pace für die Versorgung mit Ratenkrediten. Das Segment Insurance Platforms besteht aus Unternehmen, die Technologielösungen für den Versicherungsmarkt bereitstellen. Hierzu zählen im Teilsegment für tarifierbare Privat- und Gewerbeversicherungen Smart ­InsurTech, Qualitypool, AMEXPool, 1blick und sia. Betriebliche Vorsorgeversicherungen werden von ePension sowie E&P angeboten und im Bereich Industrieversicherungen operieren Corify und OASIS.

Markterholung in der privaten Immobilienfinanzierung

Der Unternehmensumsatz ist in den letzten zehn Jahren mit einem CAGR von 15% gewachsen. 2014 etwa lag der Umsatz noch bei 112 Mio. EUR. Nach dem Rekordumsatz von 455 Mio. EUR im Jahr 2022 musste Hypoport 2023 aber einen recht deutlichen Rückgang um rund ein Fünftel hinnehmen. Die Preisrückgänge am Immobilienmarkt in Verbindung mit höheren Zinsen haben auch hier durchgeschlagen. So ging auch das Rekord-EBIT von knapp 48 Mio. EUR anno 2021 auf etwas mehr als 13 Mio. EUR im Jahr 2023 zurück. Heuer setzte nun aber wieder ein Aufwärtstrend ein. Der Konzern veröffentlichte jüngst seine Neunmonatszahlen für 2024 und konnte einen Umsatzanstieg von 24% auf 332 Mio. EUR verbuchen. Maßgeblich dazu beigetragen hat das Segment Real Estate & Mortgage mit einem Wachstum von 36% auf 231 Mio. EUR. Gründe für die Steigerung der Transaktionsvolumina bei Europace, Finmas und GENOPACE und Dr. Klein waren laut Hypoport Marktanteilsgewinne sowie eine sukzessive Erholung des privaten Immobilienmarkts.

Jahresprognose dürfte erreicht werden

So stiegt das EBIT nach neun Monaten auch wieder auf knapp 12 Mio. EUR an, nachdem es im Vorjahreszeitraum noch bei nahe -3 Mio. EUR gelegen hatte. Der Wert liegt damit bereits innerhalb der Konzernjahresprognose von 10 Mio. bis 20 Mio. EUR. Beim Konzernumsatz wurde ein prozentual zweistelliger Anstieg des Konzernumsatzes auf mindestens 400 Mio. EUR prognostiziert. Mit der aktuellen Entwicklung zeigte sich CEO Slabke dann auch zufrieden. Zwar sei das Marktumfeld weiterhin schwach, doch er sehe erste positive Auswirkungen der Markterholung und eine solide Basis für weiteres, profitables Wachstum in der Zukunft. Als Grund für den überproportionalen Ergebnisanstieg führte er die Skalierbarkeit der Plattformgeschäftsmodelle und die 2023 verschlankte Kostenstruktur an. Langfristig will Hypoport jeweils ein prozentual zweistelliges Wachstum von Marktanteilen und in normalen Marktphasen ein solches auch bei Umsatz und EBIT erreichen.

Aktie

Die Hypoport-Aktie ist bis in den Herbst 2021 lange Jahre deutlich bis zu einem Wert um 600 EUR gestiegen. Im darauffolgenden Herbst war das Papier dann aber für unter 100 EUR zu haben. Seither setzt sich wieder ein leichter Aufwärtstrend durch; der Kurs liegt aktuell bei knapp unter 200 EUR bei einer Marktkapitalisierung von über 1,3 Mrd. EUR. Die Coverage der Aktie teilen sich sechs Researchinstitute bei drei Kauf-, zwei Halten- und einer Verkaufsempfehlung. Die Kursziele schwanken zwischen 220 und 325 EUR. Das KGV soll 2026 auf rund 28 sinken. Beim Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz (KUV) sieht die Bewertung schon etwas unspektakulärer aus: Für 2024 wird ein Wert von 2,9 geschätzt, bis 2026 soll die Ziffer auf 2,3 sinken.

Quelle: stock3.com

Fazit

Sollte sich der Immobilienmarkt weiter erholen, hat die Aktie sicher weiteres Aufholpotenzial, um bereits gesehene Kurslevel wieder zu erreichen. Die Wachstumsdynamik von Hypoport war in diesem Jahr dabei durchaus überzeugend. Angesichts des nach wie vor nicht spannungsfreien Marktumfelds bleibt aber auch noch Vorsicht angesagt, und sowohl KUV als auch KGV werden erst ab 2026 aussagekräftig. Das Unternehmen kann aber dieses Jahr nun erfreulich abschließen und man darf auf die Guidance für 2025 gespannt sein – womöglich ja schon besser als geplant.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.