Die Postbank ist im klassischen Retailgeschäft stark, und weil das die Deutsche Bank nach vielem Hin und Her bei der Strategie nicht mehr im gewünschten Maße ist, wurde dem Gedanken der Übernahme ein gewisser Charme zugebilligt. Stop!, sagten die höchstbezahlten US-Spezialisten, womöglich werde man durch politische Einflußnahme und öffentlichen Druck genötigt, den Einlageüberhang der Postbank ins Kreditgeschäft mit dem deutschen Mittelstand zu stecken.
Mittelstandsfinanzierung, das steht bei der Anti-Peanuts-Bank nicht eben oben auf der Prioritätenliste. Genaugenommen hat man sich, wie die übrigen Großbanken auch, daraus weitest gehend zurückgezogen und das Feld den öffentlich-rechtlichen und den genossenschaftlichen Instituten überlassen. Also die Entscheidung: Finger weg von der Postbank, die Risiken sind zu groß.
Das sind keine guten Startbedingungen für die Postbank. Der mündige Kleinanleger wird kaum begeistert kaufen, was die Deutsche Bank verschmäht hat. Nach dem Motto: Die guten Sachen krallt sich der Leader des Emissionskonsortium direkt, bei den weniger guten wird über den Umweg des Börsenganges Kasse gemacht.
Auch auf die Deutsche Bank wirft es kein besonders gutes Licht: Bestimmen dort US-Investmentbanker, wie man den deutschen Markt bearbeitet? Was für Nordamerika mit einer ganz anders gewachsenen und strukturierten Banklandschaft angezeigt ist, muß in Deutschland nicht funktionieren. Hier sind die Kunden nun mal an das Universalbank-Prinzip gewöhnt. Und wenn der Handwerker weiß, daß er bei seiner Bank ohnehin keinen Geschäftskredit bekommt, dann richtet er das private Girokonto und seine Frau das Aktiendepot auch gleich andernorts ein.
Der Postbank-Deal wäre eine gute Chance gewesen, wieder in das Geschäft mit weiten Teilen der deutschen Wirtschaft zurückzukehren. So, wie es gelaufen ist, hat die Deutsche Bank eine weitere Chance verpaßt und auch einen Schatten auf den Ruf als seriöses Emissionshaus in Kauf genommen.
Stefan Preuß
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