Warner Music, eine Time Warner Tochter, schließt sich mit der britischen EMI zum größten Musikunternehmen der Welt zusammen.
EMI selbst offenbarte am Sonntag, dass man sich in Gesprächen mit Time Warner befände. Genauere Informationen werde man erst nach der Eröffnung der Londoner Börse am heutigen Montag bekannt geben. Die wesentlichen Informationen sind allerdings schon bekannt. Der Musikgigant wird Warner-EMI heißen. Dabei ist es kein Zufall, dass Warner zuerst genannt wird. Obwohl das Gemeinschaftsunternehmen als "fifty-fifty" Joint Venture strukturiert sein wird, erkauft Warner Music sich eine Kontrollmehrheit. Sechs der elf Sitze im Vorstand werden den Amerikanern zugeteilt. Im Gegenzug wird Time Warner den EMI-Anteilseignern insgesamt 1 Mrd. US-$ als Cashprämie auszahlen. Etwa 1,65 US-$ pro EMI Aktie sind derzeit im Gespräch.
Erst vor rund zehn Tagen hatte Time Warner das Label London Records übernommen, welches u.a. die Pet Shop Boys unter Vertrag hat. Der jüngste Coup mit EMI verschafft Warner Music nun eine einmalige Stellung in der Musikindustrie. Analysten hatten sich nach dem AOL Deal noch darüber beklagt, dem einstigen Star der US-Musikszene, Warner Music, fehle es an jungen Nachwuchskünstlern. Auch die starke Focussierung auf den US-Markt wurde Warner angekreidet. Der Deal mit EMI hat diese Schwächen im wesentlichen ausgeräumt.
Wo bleibt die Konkurrenz? Im letzten Jahr wurde die Musikindustrie von 5 Unternehmen dominiert. Warner Music, die langjährige Nr.1, ist in den letzten vier Jahren auf Platz vier abgerutscht und lag damit nur noch vor EMI. Die vorderen Plätze teilten sich Seagram (Universal), deren Übernahmeverhandlungen mit EMI 1998 geplatzt sind, Bertelsmann (BMG) und Sony. Die Karten sind nun neu gemischt – Warner ist die neue alte Nr.1. Interessant wird sein, wie die Konkurrenz reagiert – insbesondere Bertelsmann. Schließlich haben die Bertelsmänner erst vor kurzem eine aggressivere Wachstumsstrategie angekündigt und waren selbst interessiert an EMI. Das nötige Kleingeld für eigene Akquisitionen dürften die Deutschen auch bald bekommen – AOL Europe und Lycos Europe sei Dank.
Der Star der Stunde heißt allerdings erst einmal AOL Time Warner. Die Zukunft der Musikindustrie liegt im Internet und Warner-EMI wird AOL nun endgültig auch in diesem Segment die Marktführerschaft besorgen. Die Konkurrenz wird es nun schwer genug haben, zu Warner-EMI aufzuschließen, doch selbst wenn dies gelingt, besitzt Warner durch AOL noch immer das größte Zukunftspotential.
Unsere Einschätzung hat sich weiterhin bekräftigt: AOL Time Warner ist das Neue Medien Powerhouse schlechthin.
Die Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.