Es ist soweit, der britisch-amerikanische Mobilfunkriese Vodafone-Airtouch legte ein offizielles Angebot zur Übernahme von Mannesmann vor. Für eine Mannesmann-Aktie sollen die Aktionäre nach den Vorstellungen des Vodafone-Chefs Chris Gent 53,7 Anteilsscheine von Vodafone erhalten.
In letzter Zeit bedienen sich Unternehmen, die ein anderes aufkaufen möchten, immer häufiger der Finanzierungsform des Aktientauschs. Dabei führt die übernehmende Gesellschaft i.d.R. eine Kapitalerhöhung durch und bietet dann eigene Aktien im Tausch für Aktien des Unternehmens, das erworben werden soll.
Um die Aktionäre des „Zielunternehmens“ davon zu überzeugen, daß sie das Angebot annehmen sollen, wird normalerweise ein Umtauschverhältnis gewählt, das für diese besonders attraktiv erscheint und einen Gewinn bei Teilnahme am Umtausch verspricht. Oftmals werden nach Bekanntgabe einer geplanten Übernahme Aktien des zu übernehmenden Unternehmens gekauft, in der Hoffnung, vom Umtauschverhältnis zu profitieren.
Dabei sollte aber berücksichtigt werden, daß die Aktien nach wie vor an der Börse gehandelt werden und wenn nun beispielsweise im aktuellen Fall die Vodafone-Aktie fällt, mindert sich damit auch der Wert, den Mannesmann-Anteilseigner für ihre Papiere erhalten würden. Damit dürfte auch die Mannesmann-Aktie nach unten gezogen werden.
Würde bei einer feindlichen Übernahme das übernehmende Unternehmen – im Beispiel Vodafone – von den Aktionären der Firma, die gekauft werden soll – Mannesmann – nicht mehrheitlich die Zustimmung zur Übernahme erhalten, so ist oftmals eine Klausel enthalten, wonach das Unternehmen vom Kauf-/Tauschangebot zurücktreten kann. Beim Angebot von Vodafone trifft dies zu. Würde nun Vodafone sein Angebot zurückziehen, wäre die Übernahmephantasie, die den Mannesmann-Kurs beflügelt hat, vorerst verflogen. Als Folge sollte der Mannesmann-Kurs kräftig fallen.
Deshalb dürfte es sich in den meisten Fällen auch für spekulativ orientierte Anleger nicht lohnen, nach einem Übernahmeangebot Aktien des „Übernahmeopfers“ zu kaufen. Denn die aufgezeigten Risiken sind beträchtlich.
Im Fall Mannesmann/Vodafone ist über den Sinn der Akquisition aus Sicht von Mannesmann-Aktionären keine eindeutige Aussage zu treffen. In den nächsten Jahren dürften – den Prognosen zufolge – die Gewinne bei Mannesmann stärker steigen als bei Vodafone. Doch die Aktie ist, auch durch die aktuelle Akquisitionsphantasie, bereits kräftig gestiegen. Sollte die Übernahme platzen, drohen kräftige Kursverluste.
Aber auch die Vodafone-Aktie erscheint nicht mehr günstig bewertet, zumal die Preise, die zur Zeit für Übernahmen in dieser Branche gezahlt werden, überteuert erscheinen. Eine Kurskorrektur ist deshalb auch bei erfolgreicher Integration von Mannesmann zu befürchten. Das von Mannesmann übernommene britische Mobilfunk-Unternehmen Orange müßte nach den Kartellbestimmungen verkauft werden, dies dürfte kurzfristig nur mit hohen Verlusten möglich sein.
Für Anleger eine unangenehme Entscheidung, stimmen sie der Übernahme mehrheitlich nicht zu, fällt der Mannesmann-Kurs. Stimmen sie hingegen dem Umtauschangebot zu, so ist zu befürchten, daß die Vodafone-Aktie fällt.
Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.