Bildnachweis: Babbel.
Nach der Sommerpause kündigt sich mit Babbel der 17te Börsengang des Jahres und erneut ein technologieaffines IPO in Deutschland an. Babbel folgt damit dem erst kürzlich erfolgten IPO des Konkurrenten Duolingo.
Milliardenbewertung angepeilt
Nachdem der Sprachlern-Anbieter Babbel die Preisspanne für den angepeilten Börsengang veröffentlicht hat, dürften die Berliner mit einer Milliardenbewertung rechnen. Das öffentliche Angebot des Unternehmens bezieht sich auf bis zu 13 Mio. Inhaberaktien, bestehend aus 7,4 Mio. neuen Aktien sowie 5,7 Mio. bestehenden Aktien der Altaktionäre inkl. Greenshoe. Bei einer Preisspanne von 24 bis 28 EUR käme Babbel auf eine Marktkapitalisierung zwischen etwa 1,1 und 1,3 Mrd. EUR.
Dem Unternehmen würden zum IPO zwischen 312 und 364 Mio. EUR an Bruttoemissionserlösen zufließen. Babbel selbst käme mit dem Erlös der neuen Aktien auf bis zu 204 Mio. EUR. Bei Zuteilung sämtlicher Aktien läge der Freefloat bei 29%.
Die Angebotsfrist endet am 22. September; erster Handelstag ist der 24. September. Es besteht seitens der Altaktionäre eine Lock-up-Periode von 180 Tagen, des Managements von zwölf Monaten sowie der vier Mitgründer von 360 Tagen.
IPO begleitend wurden BNP PARIBAS/Morgan Stanley als Joint Global Coordinators/ Joint Bookrunners und Berenberg/Citigroup als Joint Bookrunners mandatiert.
Babbel CEO Arne Schepker: „Wir sind mehr als zufrieden mit dem Zuspruch, den wir seit der Ankündigung unseres Börsengangs erhalten haben. Das positive Feedback und Interesse von Investoren zeigt uns, dass wir den Börsengang zum richtigen Zeitpunkt durchführen und wir über die richtige Strategie und Mission verfügen. Es macht mich stolz zu sehen, wie groß die Begeisterung dafür ist, in ein wertegetriebenes Unternehmen zu investieren, das durch Sprache gegenseitiges Verständnis schafft.”
Mittelverwendung & Anteilseigner
Mit dem IPO-Erlösen sollen das Sprachangebot der App vergrößert, das Geschäft mit Unternehmenskunden weiter ausgebaut, die internationale Expansion insbesondere in den USA und Kanada fortgesetzt (140 Mio. EUR) sowie Ansprüche aus bestehenden Mitarbeiter-Beteiligungsprogrammen (39 Mio. EUR) abgegolten werden. Babbel sieht sich zudem nach eigenen Aussagen imstande für die internationale Expansion in erster Linie über externe Zukäufe im Bedarfsfall.
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Zu den Altaktionären gehören neben den Unternehmensgründern Lorenz Heine, Markus Witte, Thomas Holl und Toine Diepstraten (zusammen etwas über 43% der Aktien) die Wagnisfinanzierer Kizoo Technology GmbH, SEP IV LP (je 11,9%), Reed Elsevier Ventures 2013 Partnership LP (11,0%), VC Fonds Berlin GmbH (9,6%), Nokia Growth Partners III LP (8,6%) und VC Fonds Technologie Berlin GmbH (3%).
Anerkanntes Sprachen-Lernsystem
Das Unternehmen wurde 2007 als Lesson Nine GmbH in Berlin gegründet und ist heute eine kostenpflichtige E-Learning-Plattform für webbasiertes Sprachlernen. In der Berliner Zentrale und im Büro in New York arbeiten 750 Mitarbeiter. Babbel betreibt dabei ein System aus vernetzten Online-Sprachlernangeboten, die Produkte Babbel App, Babbel Live, Babbel Podcasts und Babbel for Business konzentrieren sich dabei auf die Erlernung einer neuen Sprache in einer möglichst realistisch nachgestellten Umgebung.
Das Angebot von Babbel umfasst über 60.000 Lektionen und mehr als 13.000 Stunden an Inhalten, die das Erlernen von 15 Sprachen aus neun Basissprachen ermöglichen. Der Zugang ist per Abonnement erwerbbar und sowohl für Privatkunden als auch für Geschäftskunden zur Mitarbeiterschulung verfügbar. Das Bezahlmodell basiert dabei auf Ratenzahlungen über den Zeitraum von einem Monat bis hin zu einem Jahr.
Technologisch setzt Babbel auf eine Kombination aus menschlicher und Künstlicher Intelligenz. 180 Babbel-Mitarbeiter verfügen über eine didaktische Ausbildung und sollen zusätzlich zu den Algorithmen der KI sicherstellen, dass die digitalen Lernangebote die Sprachkenntnisse der Nutzer tatsächlich verbessern. Dazu wird das Nutzerverhalten kontinuierlich analysiert um damit ständig angepasste interaktive Inhalte mit Live-Unterricht, Spielen und Podcasts zu optimieren.
Den Erfolg und die Effizienz dieser Mischung aus Mensch und Technologie haben Studien von Sprachwissenschaftlern der Michigan State University, der Yale University und der City University of New York bestätigt. Babbel konnte zudem in den vergangenen Jahren häufiger diverse Preise durch Fachmagazine sowie auf Branchenmessen im Bereich „Innovatives Bildungsunternehmen“ erzielen.
Stark wachsender aber auch fragmentierter Markt
Babbel gibt an, seit dem Start der App 2009 10 Mio. Abos verkauft zu haben. Größter Einzelmarkt sind die USA mit meist englischsprachigen Nutzern, die Spanisch lernen wollen. Babbels Markenbekanntheit beläuft sich demnach aktuell auf über 80% in Europa und 64% in den USA (ggü. 11% im Jahr 2015). Zudem habe Babbel vor allem mit dem B2B-Angebot seinen adressierbaren Markt stark erweitert, der mittlerweile ein Drittel des Gesamtmarkts ausmacht. Bis 2025 soll der Anteil digitaler B2B-Angebote 40% ausmachen.
Der jährliche weltweite Markt für das Erlernen von Sprachen wird nach Unternehmensangaben für 2021 auf etwa 35 bis 40 Mrd. EUR geschätzt. Es wird aber darauf verwiesen, dass aufgrund des hohen Grades der Fragmentierung von Sprachlernangeboten am Markt je nach Entwicklung unterschiedliche Betrachtungen möglich sind. Die geschätzten Wachstumsraten in diesem Zeitraum von ca. 11% bis 16% beruhen so auch auf dem Wachstum des Online-Segments.
Die Gründe für das prognostizierte Wachstum liegen in der zunehmenden Akzeptanz des Online-Lernens sowie in strukturellen Ursachen wie die mit Fortschreiten der Globalisierung zunehmende Mobilität und der technologische Fortschritt der Apps.