Bildnachweis: Babbel.

Knapp 20% Wachstum pro Jahr und negatives Ergebnis

Nach einem Rekordjahr 2020 mit Umsatzerlösen von 147 Mio. EUR hat Babbel sein Geschäft im ersten Halbjahr 2021 um 18% von 70 Mio. auf 83 Mio. EUR erneut gesteigert. Das Unternehmen ist seit 2018 jeweils in etwa dieser Höhe gewachsen. Ursprünglich wollte Babbel auch schon schneller wachsen. Jedoch erwies sich die einst für 2019 angepeilte Wachstumsrate von 35% heute als zu optimistisch.

Von der Profitabilität sind die Berliner ebenfalls noch entfernt. Ende 2020 stand ein Verlust von 23,6 Mio. EUR zu Buche, der im ersten Halbjahr 2021 auf 30,4 Mio. EUR weiter angewachsen ist. Während der Trend bis vor Beginn der Pandemie noch positiv verlief und sich bereits nahe der Gewinnschwelle bewegte, häufen sich seitdem die Verluste wieder an.

Vergleich zum Duolingo-IPO

Ende Juli ging auch der US-Marktführer und Babbel-Konkurrent Duolingo an die Börse und hat dabei ein im Vergleich zum avisierten Babbel-IPO etwas höheres Emissionsvolumen von 520 Mio. USD erzielt. Nach gutem Start mäanderte die Aktie zunächst vor sich hin, konnte zuletzt aber wieder zulegen und liegt aktuell knapp 60% im Plus. Das Unternehmen aus Pittsburgh wird mit 6 Mrd. USD bewertet. Der Streubesitz liegt bei 33%.

Duolingo (40 Mio. aktive Nutzer pro Monat, 400 Mitarbeiter) erzielte im Jahr 2020 160 Mio. USD Umsatz, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 130% gleichkommt. Insgesamt ist Duolingo in den letzten Jahren stets dreistellig gewachsen, 2017 lag der Umsatz noch bei 13 Mio. USD. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 114 Mio. USD erzielt und für das Gesamtjahr 2021 werden laut Analystenkonsens 240 Mio. USD prognostiziert.

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Auch Duolingo ist mit -16 Mio. USD in 2020 noch in der Verlustzone behaftet und laut Schätzung sollen sich die Verluste in den kommenden Jahren noch deutlich ausweiten. Insofern ist es nicht allzu gewagt, wenn man davon ausgeht, dass sich eine ähnliche Situation auch bei Babbel zunächst ergeben wird, was der Trend zuletzt ja bestätigt.

Duolingo hat zwar eine vergleichsweise deutlich höhere Wachstumsrate als Babbel, dagegen scheinen die Berliner basierend auf dem aktuellen Angebot jedoch günstig bewertet. Duolingo wäre basierend auf dem erwarteten Umsatz 2021 mit einer Marktkapitalisierung/Umsatz-Ratio von 25 gegenüber Babbel mit einer Marktkapitalisierung/Umsatz-Ratio von 6 deutlich teurer.

Weitere mehr oder weniger ähnliche aber nicht öffentlich gelistete Wettbewerber zu Babbel sind u.a. Rosetta Stone, Memrise, Sanako, Busuu, Lingq oder Papora.

Stärken/Risiken

+ Pionier und Marktführer in Europa
+ Reputation durch diverse Auszeichnungen bestätigt
+ Markttrend von offline zu online hält an
– zunehmend auch kostenlose Open-Source-Sprachlernangebote
– auch Live-Übersetzungsprogramme drängen in den Markt

Fazit

Nach dem guten Börsenstart von Duolingo und in einem Umfeld das technologieaffinen Unternehmen sowieso einen Vorab-Bonus gewährt, sollten auch dem Erfolg des Babbel-IPOs keine allzu großen Steine in den Weg gelegt werden. Gemessen an den Wachstumsraten hinkt Babbel dem US-Konkurrenten zwar noch deutlich hinterher, entsprechend erscheint aber die Bewertung bzgl. Marktkapitalisierung/Umsatz zu Babbels Gunsten. Festzuhalten bleibt aber auch nach wie vor, dass derartige Multiples für ein verlustaufweisendes Unternehmen zumindest sportlich sind.

Außerdem kann Babbel mit seinem kostenpflichtigen Sprachangebot vorweisen, das sämtliche seiner 10 Mio. Abonnenten Cash generieren, während dies bei Duolingo erst 1,5 Mio. von insgesamt 40 Mio. Nutzern tun. Duolingo muss einen großen Teil seiner Erlöse bislang via Werbe-Ads und Sprachtests einnehmen.

Jedoch sind die längerfristigen Aussichten für Babbel schwierig einzuschätzen, angesichts eines stark fragmentierten, sich entwickelnden Marktes mit weltweit tausenden Sprachlern-Apps, viele davon kostenlos. Es sei daran erinnert, dass Babbel in der Vergangenheit auch schon höhere Wachstumsraten angepeilt hat. Da das Geschäftsmodell aber seit über zehn Jahren bewährt ist und auch der Lernerfolg der Babbel-App von externer Seite bestätigt wurde, stehen die Chancen dennoch gut, dass Babbel auch zukünftig ein signifikantes Stück vom Gesamtmarkt für sich gewinnen kann.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.