Mit dem Online-Möbelhändler wagt bereits die dritte Beteiligung des Start-up-Investors Rocket Internet den Sprung aufs Börsenparkett. Die Preisspanne für die neuen Aktien wurde auf 19,50 bis 24,50 EUR festgelegt. Mit Erlösen von bis zu 172,5  Mio. EUR will das 2009 gegründete Unternehmen sein Wachstum beschleunigen und Schulden tilgen. Von Thomas Müncher

Home24 ist nach dem Essenslieferdienst Delivery Hero und dem Kochboxen-Versender HelloFresh das dritte Unternehmen von Rocket Internet, das seine Aktien feilbietet. Bereits die Vorläufer entfachten viel Kurfantasie: HelloFresh kam zum Ausgabepreis im November 2017 auf einen Börsenwert von 1,7 Mrd. EUR. Delivery Hero wurde bei seinem IPO vor einem Jahr mit 4,4 Mrd. EUR fast halb so hoch wie die Lufthansa bewertet.

Börsengang

Das Angebot von Home24 umfasst bis zu 7,7 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption könnten bis zu 1,15 Mio. weitere Wertpapiere – ebenfalls aus einer Kapitalerhöhung – platziert werden. Die Gesellschafter werden beim Börsengang keine eigenen Aktien auf den Markt werfen, lassen sich aber ihre Anteile durch die Kapitalerhöhung verwässern. Sie haben sich zum marktüblichen Verkaufsverbot von 180 Tagen verpflichtet. Rocket Internet ist mit 41,2 % an Home24 beteiligt. Weitere Altaktionäre sind der schwedische Risikokapitalgeber Kinnevik mit 16,8 % und der schottische Geldgeber Baillie Gifford mit 6,6 %.

Showroom von Home24 in Berlin.
Showroom von Home24 in Berlin.

Besonderheit beim Börsengang: Variabel ist nicht das Volumen, sondern die Anzahl der Aktien: Der Bruttoerlös soll in jedem Fall 150 Mio. EUR plus einem Greenshoe von 15 % der ausgegebenen Papiere betragen. Damit fällt das Going Public etwas kleiner aus als geplant – ursprünglich wollte Home24 bis zu 200 Mio. EUR einnehmen. Der Angebotspreis soll zwischen 19,50 bis 24,50 EUR liegen. Der endgültige Preis wird am Ende des Bookbuilding festgelegt. Die Preisspanne entscheidet darüber, wie viele Papiere ausgegeben werden: maximal können es 7,7 Mio. Aktien sein, die Mindestzahl ist 6,1 Mio. Wertpapiere (ohne Greenshoe).

Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 13. Juni. Am 15. Juni sollen die Aktien erstmals im Prime Standard der Frankfurter Börse notieren. Die Tochter von Rocket Internet würde an der Börse zwischen 511 Mio. und 602 Mio. EUR wert sein (inkl. Greenshoe). Nach dem IPO werden maximal 33 % der Aktien im Streubesitz sein. Bei großem Anlegerinteresse ist dieser aber niedriger, weil dann der Preis höher wäre und weniger Aktien ausgegeben würden.  Berenberg, Citigroup, und Goldman Sachs International sind beim Börsengang als Joint Global Coordinator und Joint Bookrunner mandatiert.

Unternehmen

Home24 bietet in seinem Online-Shop über 100.000 kleinere und größere Möbelstücke von mehr als 500 Herstellern an. Dabei setzt die Rocket-Internet-Tochter stark auf margenträchtige Eigenmarken, die zwar nur ein Viertel der Artikel ausmachen, aber knapp 60% zum Umsatz beitragen. Nach eigenen Angaben hat das Berliner Unternehmen über 1,1 Mio. Kunden, die mindestens einmal im Jahr bestellen. Mit seinen etwa 1.000 Mitarbeitern ist es in sieben europäischen Ländern und Brasilien aktiv.

Die Kombination aus eigenen Marken, die sehr günstig produziert werden können, und bekannteren Namen soll den Online-Möbelhändler nun schneller nach vorne bringen. Das Management hat sich die Umsatz-Milliarde zum Ziel gesetzt. Dazu hat der Möbelversender aus Berlin gerade seine komplette Logistik neu aufgestellt. „Wenn wir einen nachhaltigen Marktführer bauen wollen, brauchen wir auch die Architektur dafür, um groß zu werden“, betont Vizechef Marc Appelhoff.

Werbung soll ausgefeilter werden

Der Online-Möbelhandel wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. In den acht Märkten von Home24 liegt der Anteil des Online-Handels am gesamten Möbelmarkt noch unter 5%. In den USA und Großbritannien ist er hingegen bereits mehr als doppelt so hoch. Vom starken Wachstum der Online-Möbelhändler profitierte Home24 in den vergangenen Jahren aber nur zum Teil. Nach früheren Bewertungen zwischen 1 Mrd. und 500 Mio. EUR hatte sich die Bewertung durch Rocket Internet bei der letzten Finanzierungsrunde im Mai 2017 wegen des schwachen Wachstums und der hohen Verluste auf 440 Mio. EUR mehr als halbiert.

Für neuen Schwung soll zudem das Marketing sorgen. Besser zu verstehen, wofür sich Kunden wirklich interessieren und warum sie oft so lange brauchen, bis sie sich für ein Möbelstück entscheiden, könnte dem Geschäft zusätzliche Impulse bringen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz soll sich jetzt die Werbung genauer an den Kundenwünschen orientieren – mit diesem Wissen sollen sich dann auch schneller Lampen, Sofas oder Schränke als günstige Eigenmarken bauen.