SpVgg Unterhaching – Zahlen und Bewertung
2016/17 2017/18 2018/19e 2019/20e
Umsatz *) 2,09 7,04 4,65 5,15
Nettoergebnis *) -1,95 0,75 -4,20 -4,70
EpS -0,43 0,17 -0,93 -1,04
KGV min. -18,7 48,6 -8,7 -7,8
KGV max. -18,7 48,6 -8,7 -7,8
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

Bewertung

Es wäre wohl vermessen und das dürfte jedem halbwegs interessierten Fußballanhänger vorab klar sein, wenn man der Aktie der SpVgg Unterhaching einen „Blue Chip“-Charakter zuschreiben würde. Denn einerseits gilt eben die alte Binsenweisheit, dass der Erfolg im Fußball nur sehr schwer einzuplanen ist und andererseits ist auch die Konkurrenz besonders in der aktuellen Liga 3, die erstmalig ohne zweite Mannschaften (Amateure) antritt, doch sehr stark. Die Aktie des bislang einzigen Peers aus der Bundesliga, dem BVB, hat z.B. nach wie vor nicht wieder das Niveau des damaligen Ausgabepreises von 11 EUR erreicht, wenngleich das Papier in den letzten Jahren wieder stark gestiegen ist.

Aber es ist auch klar, dass der Profifußball immer rasanter einen Wandel vollzieht. Vor knapp 20 Jahren, als der BVB an die Börse ging, war etwa das Thema der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft noch längst nicht so präsent wie heute. Auch das Thema 50+1 seitens Statuten des DFB/DFL wird in Deutschland angesichts zunehmender finanzieller Abstände zu anderen europäischen Ligen nicht mehr als Sakrileg angesehen. Zunehmend positionieren sich Investoren für den Fall, dass die Regel in baldiger Zeit fällt. Jüngstes Beispiel ist Hertha BSC. Ralf Rangnick etwa meinte erst kürzlich zu 50+1: „Das wird in 20 Jahren Geschichte sein, vielleicht auch schon früher. Bei aller Liebe zur Tradition: Die Zukunft liegt nie in der Vergangenheit.“ Es sei in anderen Ligen normal, dass „Klubs kommerzielle Besitzer haben, Netzwerke errichten und Ausbildungsvereine erwerben. Nur bei uns wird das verteufelt.“

Es muss ja auch nicht gleich ein Verein sämtliches Tafelsilber an einen Einzelinvestor verkaufen, aber ein Börsengang oder nur der Einstieg von Ankerinvestoren generell ist nach wie vor in vielen Vereinen aufgrund einer ‚rebellischen‘ Fanbasis (der Autor weiß auch von einem anderen süddeutschen Traditionsverein davon zu berichten) oder veralteten Strukturen häufig nur schwer durchzusetzen.

Chronik Unterhaching

Insofern ist der Schritt, den die SpVgg Unterhaching jetzt geht, als modern wie auch mutig zu bezeichnen. Das Managementteam um Manfred Schwabl wurde im Vorfeld des IPOs auch nicht müde, die damit verbundenen Risiken zu beschreiben ohne gleichzeitig die klare Vision des Klubs zu skizzieren. Die Möglichkeit, dass der Verein plötzlich unerwartete finanzielle Risiken eingeht, erscheint auch angesichts des bislang stets unprätentiösen Auftritts der Hachinger in den Arenen sowie Medien eher gering. Manfred Schwabl: „Auch bei einem Börsengang und dem Aufstieg werden wir unserer Strategie treu bleiben.“

Fazit

Es ist allein aufgrund des 3-Jahresplans nicht zu erwarten, dass die Aktie unmittelbar „durchstartet“, aber aufgrund der klaren Philosophie des Vereins und wie er diese vorab des Börsengangs kommunizierte, bleiben dem geneigten Anleger kaum Fragezeichen offen, was ihn erwartet. Zudem bietet die Region um München einen hohen Standortvorteil angesichts möglicher Spielerrekrutierungen und vor allem aufgrund potentieller neuer Sponsoren/Investoren. Wer also gerne in den Fußball an sich investieren möchte, könnte mit der Aktie der SpVgg Unterhaching einen Treffer landen – Unterhaching ist sowohl non-Mainstream als auch ein potentieller Liebhabertitel.

Stärken & Risiken
+ hohe Wachstumsraten im Profifußballgeschäft
+ erfahrenes Managementteam mit langjähriger sportlicher Kompetenz
+ wirtschaftliches starkes Umfeld

– hohe Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg
– relativ kleiner Ausgangslevel der SpVgg in Liga 3 mit noch geringer Fanbasis
– kurzfristig/mittelfristig fortdauernde Abhängigkeit von externer Finanzierung

Ike Nünchert

Fotos: @SpVgg Unterhaching