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Der US-IPO-Markt zeigte sich zum Jahresanfang mit bislang 26 Börsengängen im Vergleich zum Vorjahr überaus aktiv. Die US-Börsen profitieren auch ­weiterhin von den gut laufenden Konsumtiteln und dem nicht versiegenden Zustrom ausländischer Emittenten. Für die nächsten Wochen schauen Investoren insbesondere auf das Technologiesegment.

Im Dezember gesellten sich noch zwei kleinere IPOs zur Jahresstatistik, sodass wir nunmehr für das Gesamtjahr 2023 114 Börsengänge (Vorjahr: 73) an NYSE und NASDAQ verzeichnen. Das Gesamt­emissionsvolumen betrug knapp über 20 Mrd. USD, erheblich mehr als noch 2022 mit 7,7 Mrd. USD – aber noch immer sehr deutlich unter dem Wert von 2021, der jenseits der 140 Mrd. USD herauskam.

Dabei waren die schwersten IPOs 2023 der Chipdesigner ARM (September; 4,9 Mrd. USD), der Konsumgüterkonzern Kenvue (Mai; 3,8 Mrd. USD) und Birkenstock (Oktober; ca. 1,5 Mrd. USD).

NYSE-Präsidentin Lynn Martin – die seit Januar 2022 die größte Börse der Welt ­leitet – resümierte zum Jahresende, dass 2023 viele verbraucherorientierte Unternehmen mit ihrem IPO erfolgreich waren und sie demnach mit Blick auf 2024 optimistisch sei, dass nunmehr das Technologiesegment wieder stärker anziehe.

*) Stand: 01.03.2024; Quelle: GoingPublic Research

Deutlicher Anstieg im ­Jahresvergleich im Januar

Gegenüber Januar 2023 stieg das Emissionsvolumen von lediglich gut 300 Mio. auf 3,9 Mrd. USD an. Größtes IPO war ­erneut ein Konsumtitel: Der finnische Sport­artikel- und Bekleidungshersteller Amer Sports generierte fast 1,4 Mrd. USD bei ­einer Marktkapitalisierung von 6,4 Mrd. USD.

Darauf folgt das Fintech Kaspi.kz mit über 1 Mrd. USD (Market Cap: 17,4 Mrd. USD). Die „Universal-App“ ist im prosperierenden kasachischen Markt zuletzt stark gewachsen. Platz drei belegt mit 790 Mio. USD (Market Cap: 3,4 Mrd. USD) Gesundheitsdienstleister BrightSpring Health Services.

*) Stand: 15.3.2024; Quelle: GoingPublic Research

Zu den positiven durchschnittlichen Zeich­nungsgewinnen (starke 33%) im Januar trugen insbesondere vier Unternehmen bei, wovon jedoch nur zwei die Performance halten konnten. Das auf Blasenkrebs spezialisierte CG Oncology fand sich nach dem ersten Handelstag mit 96% im grünen Bereich wieder und baute die Per­formance seither noch minimal aus. Auch gut unterwegs ist die chinesische Onlinemarketingplattform Haoxi Health Technology mit einem Zeichnungsgewinn von 32% – inzwischen +77%.

Dementgegen ließen CCSC Technology Inter­national Holdings (Interconnectivity; +125%), FibroBiologics (chronische Krankheiten; +118%) und die J-Long Group (Bekleidungsindustrie; +49%) Federn und notieren bis auf FibroBiologics aktuell sogar negativ.

Februar vergleichsweise stark

Mit erneut zwölf Börsengängen bei einem Gesamtvolumen von knapp 2 Mrd. USD ­waren etwas mehr als im Vorjahresmonat zu verzeichnen – allerdings litt die Performance gegenüber dem Januar mit durchschnittlichen Zeichnungsverlusten von 3%.

Die größten Neuzugänge waren der Immobilienentwickler American Healthcare REIT mit 672 Mio. USD (Market Cap: 1,5 Mrd. USD), die mexikanische Lebensmittelkette BBB mit 600 Mio. USD (2,7 Mrd. USD) sowie mit 320 Mio. USD die auf Autoimmun­erkrankungen fokussierte Kyverna Therapeutics (971 Mio. USD).

Zu den Verlustbringern zählten vor allem Fractyl Health (Stoffwechselerkrankungen), Chromocell Therapeutics (Schmerzblocker), Unusual Machines (Drohnenentwickler) und Wetouch Technology (Touchscreens unter anderem für Finanzterminals), die allesamt zweistellige Zeichnungsverluste verbuchten und diese größtenteils noch ausbauten.

Das beste Debüt des Monats gelang SolarMax Technology, die LED-Beleuchtung und Fotovoltaikanlagen anbietet. Nach dem ersten Handelstag stieg das Papier um 48%, bislang hat sich der Wert sogar fast verdoppelt. Das zweite erfolgreiche IPO war schließlich die erwähnte Kyverna Therapeutics mit einem Zeichnungsgewinn von 36%.

*) definiert als Differenz zwischen Schlusskurs des ersten Handelstags und Emissionspreis; Quelle: GoingPublic Research

Länger erwartete Tech-IPOs ­kündigen sich im März an

Bis Redaktionsschluss herrschte im März an den New Yorker Börsen überwiegend Ruhe. Mit dem chinesischen Online-Recruiter Lucas GC und dem App-Provider Ryde Group aus Singapur gesellten sich lediglich zwei Mini-IPOs dazu. Allerdings dürfte es in den kommenden Tagen zu den ersten seit Längerem erwarteten Tech-IPOs kommen.

Die Social-Media-Plattform Reddit will an der NYSE bis zu 750 Mio. USD einnehmen, wobei eine Bewertung von etwa 6,5 Mrd. USD anstrebt werde. Dies wäre der erste große Social-Media-Börsengang seit Pinterest 2019. Zu den Aktionären des Unternehmens gehören etwa Tencent und OpenAI-CEO Sam Altman. Die Kalifornier wollen die Inhalte ihrer Plattform zum Trainieren großer KI-Sprachmodelle verwenden. Bis Ende Dezember war die Plattform eine der zehn meistbesuchten Websites in den USA.

Zudem will Chiphersteller Astera Labs mit avisierten Einnahmen von ca. 500 Mio. USD bei einer Marktkapitalisierung von 5 Mrd. USD an die NASDAQ gehen. Seine halbleiterbasierten Konnektivitätslösungen sollen Cloud- und KI-Infrastrukturen ­effizienter machen.

Anlass zur Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Techsegments geben auch weitere Namen, etwa die Zahlungsdienstleister Stripe und Klarna, die Data-Intelligence-Plattform Databricks oder die Social-­Messaging-Plattform Discord.

Erst in den letzten Tagen haben branchenübergreifend z.B. die E-Mobilitäts-­Anbieter XCharge und FLY-E GROUP, der Vermögensverwalter Plutus Financial Group, der Rasierklingenhersteller Harry’s, die Healthcareplattform AUNA oder der Finanz-­PR-Anbieter Intelligent Group geplante IPOs bestätigt.

Fazit

Insgesamt ein recht guter Jahresauftakt bislang, in einem Jahr, in dem weltweit die meisten Wahlen seit Langem stattfinden. Kurzfristig ist der Blick auf die US-Notenbank gerichtet – gerade für Techbörsengänge zählt schließlich, mit welchem Zinssatz für die Zukunft versprochene Gewinne auf die Gegenwart abdiskontiert werden. Mittelfristig sind Marktbeobachter weitgehend verhalten optimistisch, dass es zumindest ein „normales“ IPO-Jahr wird.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.