E.ON und RWE haben es im vergangenen Jahr vorgemacht, und gerade erst konnte das mittelständische Familienunternehmen MBB den Börsengang seiner Tochtergesellschaft Aumann feiern. Weitere Konzerne könnten diesen Beispielen im laufenden Jahr folgen. Damit stehen Spin-offs und Equity Carve-outs hierzulande zwar bei Weitem nicht so hoch im Kurs wie an angelsächsischen Kapitalmärkten, zumindest sind sie nach einer Hochphase Ende des vergangenen Jahrhunderts zuletzt aber wieder stärker in den Blickpunkt von Anlegern gerückt. Auch zu Recht?
Es gibt gute Gründe, die unter Shareholder- Value-Aspekten für die Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche von der Konzernmutter und deren Verselbstständigung mittels eines Börsengangs sprechen: So kommt es im Zusammenhang mit dem Going Public meist zu einer deutlichen Dezentralisierung von Entscheidungskompetenzen. Dem Management des Börsenneulings wird es damit möglich, marktnäher und flexibler auf sich ändernde Geschäftsbedingungen zu reagieren. Lukrative Investitionsobjekte können eher erkannt, strategische Entscheidungen oder sogar Richtungswechsel schneller getroffen bzw. effektiver umgesetzt werden. Gleichzeitig führt die Fokussierung auf Kernkompetenzen zu erhöhter Transparenz – was nicht zuletzt die Treffsicherheit der Börsenbewertung durch Investoren und Analysten verbessert. Nicht von ungefähr werden Spezialwerte an der Börse im Allgemeinen mit einem höheren KGV honoriert als Konglomerate.
Positiver Ankündigungseffekt bei Konzernmutter
Dem Konzernelternteil selbst eröffnet die Abspaltung von Randbereichen die Möglichkeit, sich auf Kerngeschäftsfelder zu konzentrieren, bzw. wie im Fall von RWE sich sogar gänzlich neu zu positionieren. Gleichzeitig profitiert es von einem attraktiven Verkaufspreis der Tochter oder – sofern sie weiterhin an dieser beteiligt bleibt – an Kurssteigerungen nach deren Börsengang. Dabei zeigen empirische Untersuchungen, dass die aufgezeigten Überlegungen keineswegs allein akademischer Natur sind: Vielmehr führt die Bekanntgabe entsprechender Maßnahmen regelmäßig zu einem positiven Ankündigungseffekt – und zwar sowohl am amerikanischen als auch am europäischen Kapitalmarkt. Bei der Mehrzahl entsprechender Kapitalmarktstudien beträgt dieser zwischen 2 und 5%, wobei die Ergebnisse in aller Regel hoch signifikant ausfallen. Dabei sind die Resultate umso beeindruckender, als die abgespaltene Tochter zum Teil ja nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des Gesamtkonzerns ausmacht.
Spin-offs vs. Equity-Carve-outs
Fallen die Ankündigungseffekte bei der Konzernmutter relativ einheitlich aus, hängt die zukünftige Aktienkursentwicklung der Töchter in hohem Maße von der Art ihrer Abspaltung ab. Unterschieden wird in diesem Zusammenhang zwischen Spin-offs und Equity-Carve-outs: Das ist mehr als reine Haarspalterei. Erstere sind dadurch gekennzeichnet, dass die Aktien des Tochterunternehmens in Form einer bargeldlosen Dividende gemäß der jeweiligen Beteiligungsquote an die Aktionäre der Mutter verteilt werden. Die Tochter wird dabei entweder komplett verselbstständigt (z.B. LANXESS) oder die Konzernmutter bleibt zunächst mit einem gewissen Anteil an ihr beteiligt, wie z.B. bei Uniper (siehe Tab. 1). Bei Carve-outs verkauft die Mutter dagegen einen Teil ihrer Tochter im Rahmen eines IPOs. (z.B. innogy, Covestro, Siltronic, Sixt Leasing bzw. Auch T-Online, comdirect, Infi neon, EPCOS