Bildnachweis: Timo Lutz – Team für Industriefotografie, Pentixapharm.

Am gestrigen Donnerstag feierte die Pentixapharm Holding AG (ISIN DE000A40AEG0, Tickersymbol PTP) im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) ihr Börsendebüt. Der erste Kurs wurde mit 5,10 EUR festgestellt, was einer Marktkapitalisierung zum Börsenstart von 126,5 Mio. EUR entsprach. Zudem meldete man 19,9 Mio. EUR Bruttoerlöse aus der IPO-Platzierung, was als schöner Erfolg gewertet werden kann und die weiteren Investitionen in die Produktpipeline aus dem Bereich der Radioligandentherapien sicherstellt. Die Aktie kam im Laufe des Tages unter Druck und schloss rund 13% unter dem Emissionspreis bei 4,44 EUR. GoingPublic hält die Aktie auf diesem Niveau für einen klaren Kauf.

Börsengang

Für den Börsengang der Pentixapharm Holding AG (www.pentixapharm.com) im regulierten Markt (Prime Standard) in Frankfurt war die Preisspanne auf 4,70 bis 6,00 EUR je Aktie festgelegt worden. Die Angebotsfrist endete am Dienstag. Notiert wurden gestern zunächst die bestehenden Aktien sowie die Abspaltungsaktien. Die Angebotsaktien werden nach Eintragung der Kapitalerhöhung in das Handelsregister und erfolgtem Zulassungsbeschluss durch die Deutsche Börse AG voraussichtlich ab dem 10. Oktober 2024 gehandelt. Die buchmäßige Lieferung ist für die Abspaltungsaktien am 7. Oktober 2024 und für die Angebotsaktien am 10. Oktober 2024 geplant.

Das Angebot umfasste bis zu 3,9 Mio. neue auf den Namen lautende Stückaktien der „Pentixapharm-Gruppe“ (Pentixapharm Holding AG, Berlin; Pentixapharm AG, Würzburg und Myelo Therapeutics GmbH, Berlin). Hinzu kamen 50.000 bestehende Aktien und ca. 20,9 Mio. „Abspaltungsaktien“ die zum Handel zugelassen werden. Insgesamt kommen so bis zu ca. 24,8 Mio. Aktien in den Handel. Eine Mehrzuteilungsoption gab es nicht.

Die BankM AG (www.bankm.de) fungiert als Sole Global Coordinator und Sole Bookrunner.

Angebotsübersicht Emissionsparameter
ISIN DE000A40AEG0
Zeichnungsfrist 24. September – 1. Oktober
Erstnotiz 3.Oktober
Emissionsspanne 4,70 – 6,00 EUR
MarketCap max. 126,5 Mio. EUR
Marktsegment Prime Standard/ Frankfurt
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen 19,9 Mio. EUR
Orderbuchmanager BankM (Bookrunner  & Lead Manager)
Free Float  >60%

 

Vorstand Dr. Hakim Bouterfa: „Wir freuen uns über das starke Interesse, das Investoren und Medien an unserem Börsengang gezeigt haben. Die Börsennotiz bietet uns die Flexibilität, unser Wachstum schrittweise zu finanzieren und kontinuierlich neue Investoren zu gewinnen, die an dem langfristigen Erfolg von Pentixapharm teilhaben möchten. Durch Partnerschaften mit führenden Unternehmen in der Biopharma-Branche streben wir an, unsere technologische als auch kommerzielle Reichweite zu erweitern.“

Abspaltung von Eckert & Ziegler SE

Die Abspaltungsaktien stammen von den Aktionären der Eckert & Ziegler SE (www.ezag.com), die die Abspaltung der Pentixapharm AG von der EZAG-Gruppe auf der Hauptversammlung Ende Juni beschlossen hatten. Im Rahmen der Abspaltung werden die Aktionäre ihre Anteile an der Pentixapharm AG auf die im 1.Quartal 2024 neu gegründete Pentixapharm Holding AG entsprechend 1:1 je Aktie übertragen.

Der Streubesitz sollte bei etwa 60% liegen. Hauptaktionär von Pentixapharm ist das Family Office von Andreas Eckert (Eckert Wagniskapital und Frühphasenfinanzierung GmbH), das sich verpflichtet hatte 10 Mio. neue Aktien zu zeichnen. Eckert wird nach Abschluss der Abspaltung knapp 34% des Grundkapitals halten.

Einnahmen dienen Weiterentwicklung der Produktpipeline

Mit einer zusätzlichen Wandelschuldverschreibung von bis zu 18,5 Mio. EUR, die von der Eckert & Ziegler SE gezeichnet wurde, stehen Pentixapharm in Summe nun fast 39 Mio. EUR an zusätzlichen Finanzmitteln zur Umsetzung der ersten Phase der Wachstumsstrategie zur Verfügung. Diese konzentriert sich auf die klinische Weiterentwicklung und Zulassung der Hauptkandidaten, Ga68-PentixaFor und Y90-PentixaTher, sowie auf strategische Partnerschaften und potenzielle Akquisitionen im Bereich Radiopharmazie.

Zielmolekül CXCR4. Weitere Infos hier: https://www.pentixapharm.com/pipeline
Zielmolekül CXCR4. Weitere Infos hier: https://www.pentixapharm.com/pipeline

Fokus auf Entwicklung von Radioliganden

Pentixapharm wurde 2019 gegründet und hat sich auf die Entwicklung von Radiopharmazeutika spezialisiert, die auf Liganden gegen den CXCR4-Rezeptor basieren. Der Zellmembran-Rezeptor CXCR4 ist an der Regulation einer Vielzahl von Prozessen im menschlichen Körper beteiligt (z. B. Blutbildung, Bewegung von Stammzellen, Bildung neuer Blutgefäße) und spielt eine Schlüsselrolle beim Wachstum und der metastatischen Ausbreitung von Tumoren sowie bei der Entstehung von Entzündungsprozessen.

Pentixapharm hat hierzu exklusive und weltweite Rechte auf eine von der Uni München entwickelte Patentfamilie rund um die radioisotop-markierten Moleküle für den Rezeptor. Die Radioliganden werden sowohl diagnostisch als auch therapeutisch gegen verschiedene hämatologische und solide Tumore sowie kardiovaskuläre, endokrine und inflammatorische Erkrankungen getestet.

Der theranostische Ansatz hierbei erleichtert es, kranke Zellen aufzuspüren, sie zu bekämpfen und den Krankheitsverlauf zu überwachen (find, fight, follow). Die Wahl des Radioisotops bestimmt dann das Ergebnis, wobei schwächere Isotope zur Bildgebung eingesetzt werden, hochenergetische Isotope sollen die anvisierten, krankheitsrelevanten Zellen zerstören.

Beide Hauptkandidaten in klinischen Studien

Die klinische Pipeline umfasst aktuell die erwähnten PentixaFor, ein Gallium-68-basiertes Begleitdiagnostikum und PentixaTher, ein Yttrium-90 basiertes Therapeutikum gegen Non-Hodgkin Lymphome (NHL).

PentixaFor befindet sich in Europa in einer klinischen Phase-III-Studie zur Behandlung von Marginalzonen-Lymphomen. PentixaFor wird zudem als Diagnosetool für primären Hyperaldosteronismus (PA) entwickelt, eine bedeutende Ursache für Bluthochdruck. Aktuell wird dafür eine US-zentrische Phase-III Studie vorbereitet, die 2025 beginnen soll. Pentixapharm ist damit weltweit das erste Unternehmen, das Radiopharmazeutika zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt. PentixaTher, das auf schwer zu behandelnde B- und T-Zell-Lymphome zielt, befindet sich derzeit in einer klinischen Phase I/II-Studie. Erste Ergebnisse werden für Anfang 2026 erwartet.

Das Unternehmen geht davon aus, dass seine Methodik überlegen gegenüber der aktuell dominierenden Radio-Diagnostik via FDG (Einsatz von FluorDesoxyGlucose als Tracer) ist. Demnach erscheine die Diagnose via CXCR4 in vielen Indikationen den bisherigen Standards hinsichtlich der Sensitivität und Spezifität überlegen, wie Gründer und Hauptaktionär Dr. Andreas Eckert im Interview mit GoingPublic erklärte.

-> Lesen Sie auch das Interview mit Dr. Andreas Eckert auf Plattform Life Sciences.

Symbolbild Pipeline. Copyright: Pentixapharm
Symbolbild Pipeline. Copyright: Pentixapharm

Börsengang als Meilenstein

Das IPO verschafft Pentixapharm mit dem Zugang zu Kapitalmarktinvestoren eine dauerhafte Finanzierungsoption. Für zukünftige Investitionen sollen nun weitere Kapitalerhöhungen offenstehen, auch Finanzierungsmöglichkeiten durch Kooperationen mit Pharmakonzernen stehen optional zur Verfügung. Zudem wären Einnahmen aus der Auslizenzierung von Produkten möglich. Das Projektbudget für seine Produktkandidaten veranschlagt Pentixapharm auf aktuell 80 Mio. EUR. Insbesondere die Entwicklung bei PentixaFor soll nun möglichst rasch zur Marktreife gebracht werden.

Wachstumsmarkt Radiopharmazeutika

Pentixapharm geht von einer steigenden medizinischen Relevanz von radiopharmazeutischen Therapieansätzen aus, da sie durch eine bessere Sensitivität und Wirksamkeit einen hohen Nutzen für Patienten bieten. Durch die zunehmende Relevanz hat sich das Marktvolumen in den letzten 10 Jahren laut einer Bank M-Studie nahezu verdoppelt. Zudem hat sich die Bedeutung des Theranostik-Konzepts gesteigert. Im Zeitraum zwischen 2018 und 2023 wurden allein bei US-Unternehmen Frühphasen-Finanzierungen im Umfang von 1,2 Mrd. USD getätigt.

Das Gesamtwachstum des globalen Radiopharmazie-Marktes wird mit einer CAGR von 7,5% von 2023 bis 2031 prognostiziert, was einer Zunahme um 5,3 Mrd. auf 9,5 Mrd. USD entspricht.

Hohe Segment-Bewertungen, zahlreiche M&A-Aktivitäten

Dementsprechend hoch war auch die M&A-Aktivität im Markt für Radiopharmazeutika in den letzten 12 Monaten. So wurde im Mai Mariana Oncology von Novartis übernommen. Das Unternehmen entwickelt ebenfalls Radioligandentherapien und war Novartis insgesamt 1,75 Mrd. USD wert. Zum gleichen Zeitpunkt kaufte Eli Lilly Aktis Oncology, die Therapien mit Alpha-emittierenden Partikeln zur Tumorbekämpfung entwickeln, für 1,2 Mrd. USD.

Im März kaufte Astra Zeneca Fusion für 2,4 Mrd. USD, was eine Prämie von 126% auf den letzten Aktienkurs darstellte. Das Unternehmen konzentriert sich ebenso auf Strahlentherapien mittels Alpha-Partikeln, die von medizinischen Isotopen emittiert werden.

Im Januar übernahm Eli Lilly mit Point Pharma einen weiteren Radioligandentherapie-Entwickler. Der Kaufpreis von 1,4 Mrd. USD stellte eine Prämie von 87% auf den Marktwert dar. Großvolumig war auch die Akquisition von Rayze Bio (Radioligandentherapien auf Basis von Actinium) durch Bristol Myers Squibb im Dezember 2023 für 3,6 Mrd. USD bei einer Prämie von 104%.

Gelistete Wettbewerber

Das an der australischen AUX notierende Telix Pharma (Radiopharmazeutika für diverse Krebserkrankungen) weist aktuell eine Marktkapitalisierung von 4,3 Mrd. EUR auf. Der Kurs der Aktie stieg in den letzten 6 Monaten um gut 65%.

Die an der NASDAQ notierende Lantheus Holding kommt auf einen Börsenwert von 6,7 Mrd. EUR und einen Kursanstieg seit 6 Monaten um 75%. Das 2024er KGV wird auf 22 geschätzt. Ebenso an der NASDAQ notiert Bicycle Therapeutics mit einem Börsenwert von 1,4 Mrd. EUR.

Außerbörsliche Wettbewerber

Hier sind z.B. ITM isotope technologies aus München zu nennen, die sich 2023 in einer Finanzierungsrunde 255 Mio. EUR sichern konnten und als deutsches Unicorn (Bewertung > 1 Mrd. EUR) gelten. Daneben sind auch Ariceum Therapeutics aus Berlin oder auch Orano Med aus Frankreich Wettberber im Bereich der Radiopharmazeutika.

Stärken von Pentixapharm

Durch die Ausgründung aus der Eckert & Ziegler Gruppe verfügt das Unternehmen über eine langjährige Expertise im radiopharmazeutischen Bereich. Das Führungsteam verfügt über eine Erfahrung von mehr als 100 klinischen Studien und mehr als 10 Zulassungen. Gründer Andreas Eckert ist Hauptinvestor und Vorsitzender des Aufsichtsrats. Pentixapharm setzt zudem darauf, dass die Fehlschlagquote bei Entwicklungen in der Nuklearmedizin wesentlich niedriger als bei anderen Substanzklassen ausfällt, da es sich bei der Radioligandentherapie bereits um ein gut verstandenes und erforschtes Wirkprinzip handelt. So liegen für PentixaFor bereits klinische Daten aus der Behandlung von mehr als 2.000 Patienten vor. Zudem ist man wie erwähnt First Mover beim Einsatz des Kandidaten zur Behandlung von Bluthochdruck.

Risiken

Bekanntermaßen sind die Testverfahren für die Marktzulassung streng und langwierig. Das Unternehmen weist im Emissionsprospekt auch drauf hin, dass für die nächsten 12 Monate nach aktueller Planung noch nicht ausreichend Geschäftskapital zur Verfügung steht. Zur Durchfinanzierung aller Investitionspläne benötigt man insgesamt rund 80 Mio. EUR. Ein weiteres Risiko ist die hohe Wettbewerbsintensität.

Fazit

Die Analysten der Bank M gehen in ihrer IPO-Basisstudie bei einem positiven EBIT ab 2028 von einer fairen Bewertung des Eigenkapitals von Pentixapharm in einer Range von 279 Mio. bis 302 Mio. EUR aus. Nicht nur deswegen ist die aktuelle Bewertung von 110 Mio. EUR (beim gestrigen Schlusskurs von 4,44 EUR) als niedrig anzusehen. Auch angesichts des adressierten Hype-Themas, den vielen M&A Transaktionen zu horrenden Werten sowie der hohen vorbörslichen Bewertung vieler anderer Unternehmen aus dem Sektor scheint hier noch viel Potenzial. Hauptaktionär Andreas Eckert ist ein weiterer Pluspunkt für die Aktie. Er ist selbst der größte Investor und treibt persönlich im Hintergrund die Geschicke voran, wie er es schon seit drei Jahrzehnten bei Eckert & Ziegler tut. Gerade er hatte in der Vorbereitung zum IPO zudem mehrfach darauf hingewiesen, dass auch eine relativ rasche Übernahme durch Big Pharma oder spezialisierte Finanzinvestoren aus dem angelsächsischen Raum zu einer x-fach höheren Bewertung nach dem Listing der Aktien nicht ausgeschlossen werden könne. Kurzfristig könnten die vielen Abspaltungsaktien in den Händen der Eckert & Ziegler Aktionäre ein Kursrisiko darstellen, wenn sich diese davon über den Markt trennen. Wer jetzt ein wenig Mut aufbringt, co-investiert mit Andreas Eckert in ein aussichtsreiches Zukunftsprojekt.

Für GoingPublic ist die pentixapharm-Aktie auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf.

Autor/Autorin

Herr Ike Nünchert

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.