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14 Unternehmen haben seit Jahresbeginn den Schritt aufs Frankfurter Börsenparkett gemacht und rekordverdächtige 8,8 Mrd. EUR eingesammelt. Das ergibt eine PwC Auswertung. Und damit nicht genug: PwC-Expertin Nadja Picard hält bis zu zehn weitere Börsengänge im zweiten Halbjahr für möglich – und damit das stärkste IPO-Jahr seit 2000.
Nach dem Flaute-Jahr 2020 befindet sich der deutsche Emissionsmarkt aktuell auf Rekordkurs: In den ersten sechs Monaten des Jahres gelang 14 Unternehmen der Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett. Allein zehn IPOs gab es zwischen April und Juni – so viele Börsengänge in einem Quartal wurden in Frankfurt zuletzt vor 20 Jahren umgesetzt.
Das erzielte Emissionsvolumen liegt Ende Juni bei 8,8 Mrd. EUR – und damit ebenfalls auf Rekordniveau. Seit dem Boom-Jahr 2000 wurde in keinem Halbjahr ein solch hohes Emissionsvolumen erreicht wie in der ersten Jahreshälfte 2021. Zum Vergleich: Im starken IPO-Jahr 2018 spielten die 18 Erst-Listings in Frankfurt insgesamt 11,3 Mrd. EUR ein.
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Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen und Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.
Marktumfeld könnte schwieriger werden
„Wegen der Corona-Pandemie hatten zahlreiche Börsenaspiranten ihre IPO-Pläne im vergangenen Jahr auf Eis gelegt. In der ersten Jahreshälfte 2021 profitierten die Märkte dann von der sich entspannenden Corona-Lage in Deutschland, die Konjunkturaussichten hellten sich auf und die Aktienmärkte schossen nach oben“, kommentiert Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland. „Um von diesem hohen Bewertungsniveau zu profitieren, setzten viele Unternehmen ihre Börsenpläne in der ersten Jahreshälfte in die Tat um.“
„Die Indizes notieren derzeit auf oder nahe ihrer Allzeithochs. Die deutliche Erholung der Wirtschaft und die starken Gewinnzuwächse der Unternehmen sind in den hohen Bewertungen allerdings bereits eingepreist“, ergänzt Carsten Stäcker, Leiter Equity Advisory bei PwC Deutschland.
Aus seiner Sicht zeichne sich bereits ab, dass das Umfeld wieder schwieriger werde. Neben einem nach wie vor unsicheren Pandemieverlauf drohen weitere Herausforderungen die Märkte in den kommenden Monaten zu belasten: „Insbesondere die steigende Inflation, die Diskussionen um eine Reduktion der Anleihekäufe durch die Notenbanken, wachsender Margendruck und eine höhere Besteuerung der Unternehmen dürften für Unsicherheit an den Märkten sorgen.“
Kursentwicklung der Neulinge durchwachsen
Auch Picard geht davon aus, dass „die Investoren im Jahresverlauf deutlich zurückhaltender und selektiver werden angesichts der Flut von IPOs in Europa und der insgesamt eher enttäuschenden IPO-Performance.“ Der Blick auf die Kursentwicklung der Börsenneulinge zeigt ein gemischtes Bild. Dazu kommt: Der Emissionspreis lag bei allen IPOs am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne. Auch das spiegelt das schwierige Marktumfeld wider – trotz voller Pipeline.
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Das größte IPO im zweiten Quartal war der Börsengang des Software-Anbieters SUSE, der mit seinem Sprung aufs Parkett knapp 1,1 Mrd. EUR einspielte. Aber auch die Börsengänge der Laborkette Synlab und des Online-Modehändlers AboutYou spülten jeweils über 700 Mio. EUR in die Kassen. Demgegenüber verschob mit MeinAuto Group ein größeres IPO seine Pläne am letzten Tag der Bookbuilding-Phase.
Im zweiten Quartal setzte sich zudem der aus den USA kommende Trend zu Börsengängen von SPACs fort. Im zweiten Quartal debütierten mit 468 SPAC I und OboTech Acquisition zwei Börsenmäntel. Im ersten Quartal 2021 hatte die Frankfurter Börse mit Lakestar erstmals seit 2010 ein SPAC-IPO verzeichnet.