Die Titelstory erschien zuerst in der Februar-Ausgabe 2019 des GoingPublic Magazins.
Ein Jahr der Superlative stand hierzulande bekanntlich unterm Strich zu Buche. Zumindest wenn man in der Kapitalmarkt-Neuzeit bleibt, also seit Ende der Finanzkrise vor jetzt genau einem Jahrzehnt. Das Endergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es wie eigentlich immer auch IPO-Pleiten, Pech und schieres Unvermögen gab. Das GoingPublic Magazin verleiht für 2018 daher wieder das, was sich kein IPO-Dienstleister wünscht, das Pendant der Goldenen Himbeere der Primärmarkttätigkeit: die IPO-Zitrone. Und ihr inoffizielles Gegenstück, die IPO-Melone 2018. Von Falko Bozicevic
Falls Sie jetzt fragen, in wessen Garten diese interessanten Früchtchen eigentlich die vergangenen Jahre wuchsen, so haben Sie durchaus recht: Die IPO-Zitrone vergibt das GoingPublic Magazin nur in geburtenstarken Jahrgängen, will sagen, bei drei, fünf oder sechs IPOs (2009, 2008/2013, 2016) entfällt die Preisvergabe mangels Beteiligung. Bei jetzt 19 und damit +75% gegenüber dem Vorjahr ist die Grundgesamtheit indes wiederum solide genug.
Der Kurs ist nur ein Gewicht von mehreren
Bevor wir zur Kür des leidlichen Siegers kommen, lassen Sie uns vorwegschicken, dass die Post-IPO-Kursentwicklung natürlich nicht das einzige Kriterium sein kann. Genau genommen ist es nur eines von vier Kriterien, die wir anlegen. Diese sind sogar unterschiedlich gewichtet und die Kursentwicklung eines Börsendebütanten zumindest nicht übergewichtet. Dass die Performance allein kein Maßstab sein darf, wird schnell klar, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Emittenten eines Jahrgangs ja unterschiedlich lange Zeit hatten. So hatte Dermapharm – IPO #1 im letzten Jahr – rund zehneinhalb Monate Zeit, während die DFV Deutsche Familienversicherung – IPO #19 – nur auf weniger als einen Monat Kursentwicklung zurückzuschauen vermag.
Die anderen drei Kriterien zur Beurteilung, welche Frucht am Ende aus dem Mixer kommt, sind deshalb das Timing des IPO-Vorhabens, Kapitalmarktkommunikation & Transparenz sowie Vorstellungen & Emissionsbewertung. Letzterer Punkt ist übergewichtet, findet er sich doch mutmaßlich in der späteren Kursentwicklung ohnehin wieder. Insofern sind die Punkte Emissionsbewertung plus Kursentwicklung zusammengenommen sicherlich einflussreich genug, um unter dem Strich das Zünglein an der Waage zu bilden.