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Unter dem Motto „What’s hot on the ESG agenda for investors and corporates?“ stand unter der Federführung von Euronext Corporate Services ein spannendes Panel auf dem Programm der diesjährigen Frühjahrskonferenz (Veranstalter EF Equity Forum UG, www.equityforum.de).
Mathilde Bonvin, ESG Project Managerin aus dem Private Wealth Management von Oddo BHF, ging zunächst auf die regionalen Unterschiede zwischen Europa und den USA ein. Laut Morningstar-Daten wächst das verwaltete ESG-Vermögen weiter und lag Ende 2023 in Europa bei 2,5 Billionen US-Dollar. Damit dominieren europäische Investoren den globalen ESG-Markt und halten mehr als 7x mehr nachhaltige Assets als US-Investoren (0,35 Billionen US-Dollar). In den USA waren im Rahmen einer wahren Gegenbewegung fünf Quartale in Folge Abflüsse zu verzeichnen. Dabei sollen „ESG-Assets“ doch langfristig bessere Renditen, widerstandsfähige Portfolios und eine verbesserte Fundamentalanalyse ermöglichen. Eine Herausforderung für Investoren, so Bonvin, stellten aber ESG-kritische Stimmungen, makroökonomische und geopolitische Risiken sowie aufsichtsrechtliche Hürden dar. Für börsennotierte Unternehmen in Europa wiederum sei gerade wegen des großen Investoren-Appetits der ESG-Ansatz von besonderer Bedeutung. Allerdings seien allein die Vorlage und Prüfung von Nachhaltigkeitskennzahlen zum Nachweis einer Nachhaltigkeits-/Klimastrategie sowie von Good Governance keine einfachen Aufgaben. Allein die bevorstehende Regulierung, die sich durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ergibt, treffe gerade die kleineren börsennotierten Unternehmen und nicht so sehr die Large Caps.
Niclas Karoff, CEO & CFO von Hamborner REIT, einem Bestandshalter für renditestarke Büro- und Einzelhandelsimmobilien (Market Cap aktuell rund 550 Mio. EUR), bot im Anschluss eine praktische Perspektive auf die Auswirkungen der ESG-Berichtsanforderungen für deutsche KMU. Gerade die unterschiedlichen Anforderungen der Stakeholder und die Regulierung führten zu zusätzlichen Herausforderungen wie komplexen Anpassungen der internen Prozesse und der IT-Landschaft. Er wies zudem auf die erheblichen einmaligen und wiederkehrenden Zusatzkosten hin, die sich auch auf die Ertragssituation auswirken könnten. Unklar scheine für ihn auch noch, wie die neue CSRD die Standardisierung von Daten und Vergleichbarkeit von Unternehmen gewährleisten soll.
Genau hier setzte dann Wolfgang Güssgen an, der die Advisory & IR Solutions von Euronext Corporate Services im DACH-Markt verantwortet. Zur Erfüllung von ESG-Anforderungen gelte es in börsennotierten Unternehmen, die geeigneten KPIs zur Messung zu identifizieren, dann das entsprechende Wissen zur Messung aufzubauen und schließlich die Daten zu sammeln und zu konsolidieren. Bei der Identifizierung der zu messenden KPIs käme es unter anderem auf eine von der CSRD geforderte „doppelte Wesentlichkeitsbewertung“ an, in die sowohl „Inside-out“- als auch „Outside-in“-Betrachtungen mit einfließen, und aus der sich dann die relevanten KPIs ableiten. Für die valide Messung der KPIs müsse Klarheit über die Datenerhebung gewonnen werden, die bei Messgrößen wie den indirekten Treibhausgas-Emissionen teilweise sehr komplex sein könne. Schließlich müsse zur Datenerhebung und -konsolidierung überlegt werden, ob der Einsatz einer speziellen Software angemessen ist.
Für Güssgen, den Panel-Moderator Bastian Lange und das weitere Team von Euronext Corporate Services ist in jedem Fall klar: Um KMUs effektiv durch die Komplexität der ESG-Berichtsanforderungen zu navigieren, bedarf es der angemessenen Anwendung von Best-Practices, die sich bereits in größeren Unternehmen bewährt haben, sowie der geeigneten Werkzeuge. So helfen die richtigen Software-Tools dabei, Zeit zu sparen, Fehler zu reduzieren und revisionssichere Prozesse inkl. Plausibilitätsprüfungen und ordnungsgemäße Dokumentation durchzusetzen.
Schon bald sehen wir uns wieder zur Fortsetzung des Dialogs, dann im Rahmen der 27. DIRK-Konferenz (www.dirk.org/veranstaltungen) vom 1. bis 2. Juli im Steigenberger Airport Hotel in Frankfurt. Dann geht es um Strategien & Best Practices bei Capital Market Days und um die neuen Pflichten, die Emittenten aufgrund der MiKaDiv-Anforderungen (Mitteilungsverfahren Kapitalertragsteuer auf Dividenden aus Aktien und Hinterlegungsscheinen) zu erfüllen haben. Ab 2025 sind die gelisteten Unternehmen in Deutschland dann gehalten, bei Ausschüttungen ihre Aktionärsbasis zum Tag des Gewinnverwendungsbeschlusses an die Finanzbehörden zu melden.
Die Kapitalmarkt Plattform GoingPublic (www.goingpublic.de) wird dann auch wieder mit von der Partie sein.
Autor/Autorin
Markus Rieger ist Gründer und Vorstand der GoingPublic Media AG. Als „Brückenbauer“ zwischen Unternehmen und Investoren ist er gelegentlich auch als Autor von Analysen und Beiträgen tätig.