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Der Neobroker Robinhood wollte eigentlich am 4. Juli in den Handel an der New Yorker Nasdaq starten. Aus diesem Plan wird nun erst einmal nichts. Die US-Börsenaufsicht SEC will offenbar zuvor noch den Handel mit Kryptowährungen, den das Unternehmen anbietet, genauer durchleuchten. Das IPO verzögert sich um mindestens einen Monat, vielleicht sogar bis in den Herbst. Bloomberg berichtete zuerst.

Der Neobroker hat nicht zum ersten Mal Probleme mit der SEC. Seit Reddit-Trader Anfang des Jahres Kurse von Gamestop und anderen Firmen gezielt nach oben getrieben haben, um Hedgefonds auszuhebeln, steht Robinhood unter Beobachtung: Im Januar stoppte das Unternehmen den Handel mit den entsprechenden Aktien – weil offenbar nicht ausreichend Liquidität vorhanden war, um die Trades zu finanzieren. Es folgte eine Sammelklage von 26.000 Kunden und eine Untersuchung durch die SEC.

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Anfang Juni war noch über eine IPO-Bewertung des Neobrokers von rund 30 Mrd. USD spekuliert worden – rund das Dreifache der jetzigen Bewertung. Dieses Ziel lässt sich angesichts der Verzögerung und Probleme mit der SEC wohl kaum aufrechterhalten. Zudem ist fraglich, wie lange das gute Momentum für das Fintech noch anhält:

In Folge der Corona-Pandemie interessieren sich aktuell zwar so viele Trader wie nie für die Börse. Robinhood konnte laut Analysten von JPM Securities allein in den ersten zwei Monaten 2021 rund sechs Millionen neue Nutzer gewinnen. Allerdings ist das Unternehmen dem Ansturm wohl nicht immer gewachsen – nicht nur die eingangs erwähnte Aussetzung des Handels bestimmter Aktien ist ein Beleg dafür, sondern auch wiederholtes Ausfallen der App, weil die technische Infrastruktur nicht ausreicht. Das verschreckt gerade Neueinsteiger.

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Zudem ist der IPO-Markt zwar noch stabil, allerdings wachsen Inflationssorgen. Das verringert die Bereitschaft von Anlegern zu investieren – vor allem in junge Tech-Firmen.

Und dann ist da eben auch noch die Sache mit den Kryptowährungen: Robinhood ermöglicht riskante Trades, hat aber im Kundendienst nicht ausreichend Kapazitäten, um den oft neuen Anlegern die Feinheiten zu erklären. Ein Student nahm sich im Sommer 2020 das Leben, weil er nach komplexen Deals fälschlicherweise davon ausging, 700.000 USD im Minus zu sein.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab