Inwiefern könnte eine verstärkte Werteentwicklung am Kapitalmarkt auch eine Belebung der Aktienkultur in Deutschland bewirken? Viele Privatinvestoren verbinden den Kapitalmarkt ja nach wie vor mit „Hehlerei“ und „Abzockerei“.
Der Kampf für eine gesunde Aktienkultur in Deutschland ist noch lange nicht zu Ende. Eine Diskussion über Ethik am Kapitalmarkt und das Bestreben, Werten wieder Wert beizumessen, kann ein Mosaikstein sein, diese Aktienkultur zu fördern. Dies allein reicht aber bei Weitem nicht aus. Neben einem maßvolleren „Leitplankensetzen“ bedarf es auch weiteren Tuns aller Beteiligten. Bestrebungen der Deutschen Börse, mit Scale den deutschen Mittelstand für die Börse zu begeistern, halte ich für ein positives Signal. Aber wir benötigen noch weitere Aufklärungsarbeit nach außen – auch und gerade in die Politik hinein –, um die nicht zu unterschätzende Bedeutung des Kapitalmarktes für die Altersvorsorge im Zeichen des demografischen Wandels oder die Finanzierung neuer Geschäftsmodelle und Technologien voranzutreiben.
Wie sieht die IR-Arbeit der Zukunft aus?
Strategische IR werden zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Darunter verstehen wir, dass IR nicht nur das Sprachrohr nach außen, sondern auch nach innen kommunizierend und beratend tätig sind. Ein weiterer Punkt ist das sich ändernde Selbstverständnis des Aufsichtsrats. Daher freue ich mich besonders, Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann als Keynote-Sprecher auf der Konferenz begrüßen zu dürfen, der das Thema aus Sicht eines langjährig erfahrenen Wirtschaftslenkers beleuchten wird. Während vor Jahren noch die Meinung vorherrschte, dass der Aufsichtsrat nicht mit Investoren kommunizieren dürfe, hat sich mittlerweile die richtige Erkenntnis durchgesetzt, dass auch ein Aufsichtsrat nicht „nicht kommunizieren“ kann. Hier kommt der IR-Arbeit die bedeutsame Aufgabe zu, bei der Rollenverteilung zwischen Aufsichtsrat und Vorstand sowie der Ausgestaltung des AR-Dialogs mit Investoren beratend und vermittelnd tätig zu sein.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Digitalisierung richtig verstanden bedeutet nicht nur, auf technisch Machbares zu reagieren, sondern neue digitale Möglichkeiten mit den Kernzielen der Kapitalmarktkommunikation in Einklang zu bringen.
Was erwartet uns noch für spannende Vorträge und Workshops auf der Konferenz?
Am Montag bieten wir neben der bereits erwähnten Thematisierung unseres Konferenzmottos abermals interessante Workshops, IR-Mentoring-Angebote und unser beliebtes Medientraining an. Im Laufe des zweiten Tages warten wir mit zahlreichen Präsentationen und Case Studys zu aktuell spannenden Themen auf. Nicht vergessen werden sollte aber unser Abendprogramm mit dem IR-Apéro am Montag und dem traditionellen Gala-Dinner inklusive Verleihung des Deutschen Investor-Relations-Preises am Dienstagabend. Wir freuen uns, dass die DIRK-Konferenz nach zwanzig Jahren ein fester Bestandteil im Kalender der Financial Community ist.
Herr Bommer, vielen Dank für das interessante Gespräch und die Einblicke zur DIRK-Konferenz.
Das Interview führte Svenja Liebig und erschien zuerst in der Juni-Ausgabe des GoingPublic Magazins.
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