Ein aktueller Report von Intralinks zeigt, dass weltweit 8,6% der M&A-Transaktionen vor der offiziellen Veröffentlichung bekannt geworden sind. 2015 waren es ebenso viele – damit scheint der Trend nicht zum 2014 notierten Sechsjahrestief von 6% zurückzukehren.
Ebenso interessant ist die Erkenntnis, dass verfrüht bekannt gewordene Informationen (Leaks) anstehender Fusionen und Akquisen den durchschnittlichen Wert der 2016 angekündigten Transaktionen um 21 Mio. USD ansteigen ließen.
Unter den zehn Ländern mit der größten M&A-Aktivität waren die Top drei Leak-Länder 2016 Indien (16,7 %), Südkorea (16 %) und Japan (12%). Die drei Länder mit dem geringsten Prozentsatz an Leaks waren Kanada (4,3 %), Frankreich (4,3 %) und UK (7%).
Südkorea, Japan, Deutschland, Australien, UK und Frankreich verzeichneten 2016 einen Anstieg von Leaks gegenüber dem Vorjahr. Ihre Leak-Rate senken konnten dagegen Indien, Hong Kong, die USA und Kanada.
In den Jahren vor 2014 war die Zahl geleakter Transaktionen stetig gesunken: Seit 2015 erleben wir einen erneuten Anstieg – trotz der Bemühungen weltweiter Finanzregulatoren in Form von verschärften Strafzahlungen für Marktmissbrauch und Insiderhandel.
Standort des Ziels | 2016 (Rang) | 2015 (Rang) | 2009-2016 (Rang) |
Indien | 16,7% (1) | 20,0% (1) | 15,8% (1) |
Südkorea | 16,1% (2) | 5,3% (6) | 10,2% (4) |
Japan | 12,0% (3) | 3,1% (7) | 5,1% (9) |
Hong Kong | 10,0% (4) | 12,9% (2) | 14,6% (2) |
USA | 9,8% (5) | 12,6% (3) | 7,6% (6) |
Deutschland | 9,1% (6) | 0,0% (10) | 9,3% (5) |
Australien | 7,5% (7) | 3,0% (8) | 4,0% (10) |
UK | 7,0% (8) | 6,7% (5) | 12,5% (3) |
Frankreich | 4,3% (9) | 0,0% (9) | 5,4% (8) |
Kanada | 4,3% (10) | 12,5% (4) | 5,9% (7) |
Consumer, Reatail und Real Estate am häufigsten geleakt
Die drei Branchen mit den meisten Leaks weltweit waren 2016 Consumer, Retail und Real Estate. Der Real-Estate-Sektor hält den höchsten Langzeit-Durchschnittswert an geleakten Transaktionen, doch er fiel 2016 auf den dritten Platz zurück. Die Spitzenposition übernahm der Consumer-Sektor. Er überraschte mit einem erstaunlichen Wachstum um 7,8 Prozentpunkte auf 15,5% an Leaks – so viel hatte keine Branche der Welt in den letzten acht Jahren verzeichnet. Die am wenigsten von Leaks betroffenen Branchen waren 2016 Healthcare, Energy & Power sowie Industrials.
Höhere Bewertungen und Prämien als Anreiz
Wie der aktuelle Report zeigt, scheint es einen klaren Nutzen zu geben, um Transaktionen frühzeitig zu durchleuchten: höhere Übernahmeprämien und damit höhere Bewertungen – resultierend aus wachsender Konkurrenz zwischen Käufern um die bekanntgewordenen Ziele. Diese Beobachtung lässt sich in jedem der acht analysierten Jahre bestätigen.
Geleakte Transaktionen lassen sich zudem mit einer höheren Rate an Konkurrenzgeboten assoziieren: Von 2009 bis 2016 verzeichneten 6,5% der geleakten Transaktionen ein oder mehrere konkurrierende Gebote; bei nicht geleakten Transaktionen war dies nur bei 5,8 % der Fall.
Geleakte Transaktionen werden zudem häufiger erfolgreich abgeschlossen: In den letzten drei Jahren (2014-2016) lag die erfolgreiche Abschlussrate geleakter Transaktionen fast fünf Prozentpunkte über denen nicht geleakter Transaktionen.
Leaks bald nicht mehr so populär?
Regulatorische Maßnahmen laufen indes, um gegen Leaks vorzugehen: 2016 verklagte die SEC 78 Parteien wegen Insiderhandels, neun weniger als im Vorjahr. Wie der Intralinks-Report zeigt, fiel die Leak-Rate in den USA von 12,6% (2015) auf 9,8% (2016) – ein mögliches Resultat der SEC-Maßnahmen. Und auch andere Behörden, wie die britische FCA, zeigen bislang erste Erfolge gegen Leaks.
Zudem waren 2016 die Raten von Konkurrenzgeboten bei geleakten und nicht geleakten Transaktionen beinahe identisch. Tatsächlich kamen nicht geleakte Transaktionen sogar auf eine geringfügig höhere Rate.
Die scheinbaren Vorteile geleakter Deals nahmen 2016 also ab, während die Durchsetzungsmaßnahmen gegen Marktmissbrauch weiter zunehmen.
“Die Zahl der Leaks hat in bisher durchlöcherten Märkten – etwa in UK – stark abgenommen. Hier zeigt sich das Ergebnis neuer Regulationen gegen Marktmissbrauch und einer deutlich strikteren Umsetzung. Wer Transaktionen durchsticht und Leaks verursacht, muss die erwarteten Vorteile gegen die Risiken abwägen. Wie es scheint, sind die Vorteile 2016 weniger geworden”, erklärt Philip Whitchelo, Vice President Strategy and Product Marketing bei Intralinks.
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