Liebe Leserinnen und Leser,
unsere Ausgabe 2/23 „Finanzieren & Investieren“ ist am erschienen. Themen sind u.a.:
Deutsche Biotechbranche
Der Hype ist vorbei, doch Jammern fehl am Platz
Expertenrunde
Große Summen warten darauf, investiert zu werden
Life Sciences
Welchen Geschäftsmodellen bieten sich gute Chancen auf Finanzierung
Hier steht Ihnen das E-Magazin zur Verfügung.
Mut, Kapital, Tempo!
Weltweit ging im ersten Quartal dieses Jahres die Investmenttätigkeit von Wachstumskapitalgebern signifikant zurück. Early Stage, Late Stage und alles dazwischen waren und sind gleichermaßen betroffen. Zusätzlich hat die erst kürzlich stattgefundene
US-Bankenkrise das Vertrauen in die Stabilität der Finanzwirtschaft erneut erschüttert. Auch deutsche Biotechunternehmen sind von dieser Großwetterlage betroffen; ihr Börsenwert ist von März bis Mai 2023 um 12% gesunken. Seit 2021 fand auch kein einziges deutsches Biotech mehr den Weg an die Börse. Ein branchenweiter Aufwärtstrend lässt also weiterhin auf sich warten. Es scheint eine gewisse Mutlosigkeit vorzuherrschen.
In dieser Ausgabe lassen wir wieder Investoren, Analysten, Unternehmer, Branchenvertreter zu Wort kommen, die zeigen, dass es für Mutlosigkeit eigentlich keinen Grund gibt: Der Boom während der Pandemie hat schließlich eine beträchtliche Menge Geld in die Kassen der Investoren gespült und große Summen warten immer noch darauf, investiert zu werden. Fonds verfügen über eine hohe Liquidität, die Finanzierung in den Frühphasen bleibt stark. Gerade deutsche Biotechunternehmen zeigen trotz aller Hindernisse und Rückschläge eine bemerkenswerte Stabilität und Resilienz. Die Kapitalaufnahme deutscher Biotechs blieb 2022 auf einem hohen Niveau stabil und glich den Beobachtungen vor der Pandemie.
Doch in einem Punkt sind sich alle unsere Autorinnen und Autoren einig – falls Deutschland seine Position als internationales Innovationszentrum weiter ausbauen möchte, braucht es mehr Tempo: Bürokratische und regulatorische Hürden müssen abgebaut, Kapitalressourcen für Unternehmen in fortgeschrittenen Entwicklungsphasen bereitgestellt, zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten gestärkt und das Engagement deutscher Investoren insgesamt erhöht werden. Ebenso müssten EU-Taxonomie-Verordnung und Zukunftsfinanzierungsgesetz nachgebessert werden. Grundlegend bedürfe es auch einer besseren Zusammenarbeit zwischen akademischer Forschung, Biotech-Start-ups, Inkubatoren, Risikokapitalinvestoren und großen Unternehmen, um das Wachstum und die Entwicklung von Biotechfirmen zu fördern.
Auch wenn es vielleicht so scheint: Dieses Heft ergeht sich nicht im Problemewälzen, einem „Hätte, Sollte, Müsste, Könnte“. Ganz im Gegenteil: Es zeigt vielmehr, welche wegweisenden Innovationen möglich sind, wenn Mut, Kapital und Tempo zusammenkommen. So könnten schon bald vielversprechende Fortschritte bei der Behandlung chronischer Entzündungserkrankungen erzielt werden oder sich mithilfe von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten völlig neue Perspektiven in der Krebsbehandlung eröffnen, wie beispielsweise unsere Case Studies zeigen. Lassen Sie sich also in diesem Sinne sowohl von den profunden Bestandsaufnahmen und Analysen als auch von diesen Erfolgsgeschichten inspirieren.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Ihr Plattform Life Sciences-Team
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.