Bildnachweis: Logmotion – stock.adobe.com, GoingPublic.

Mangels fehlender kurstreibender positiver Nachrichten aus den Unternehmen bescherten die Kursverluste von BioNTech und Evotec dem Basket im Berichtszeitraum eine negative Performance. Einige Firmen positionieren sich neu im operativen Geschäft.

Der im Mai 2022 aufgesetzte Biotech & Co. Basket der Plattform Life Sciences im In- und Ausland bildet aktuell die Wertentwicklung von 24 börsennotierten deutschen Biotechunternehmen und der Biotechfirma Marinomed aus Österreich ab, deren Aktie an deutschen Börsenplätzen gehandelt wird.

Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Biotech-Baskets im Berichtszeitraum (28. Februar 2023 bis 28. Juni 2024):

  • Der kumulierte Börsenwert aller 25 im Basket enthaltenen Unternehmen belief sich zum 28. Juni auf fast 36,5 Mrd. EUR. Für den Berichtszeitraum ergibt sich damit ein Rückgang um 10,4%. Ausschlaggebend dafür waren die Kursverluste bei den zwei Schwergewichten BioNTech und Evotec.
  • Fünf Unternehmen (BioNTech, Qiagen, Evotec, MorphoSys, Immatics) überschreiten bei der Marktkapitalisierung die Milliardengrenze.
  • Zehn der 25 Unternehmen erreichen einen Börsenwert von mehr als 100 Mio. EUR. Weitere vier Aktien haben eine Marktkapitalisierung zwischen 50 und 100 Mio. EUR.
  • Sechs Aktien schafften im Berichtszeitraum eine positive Kursperformance.

Biotech-Duo mit Kursverlusten

Die negative Performance des Biotech & Co. Basket im Berichtszeitraum ist auf die Kursverluste bei zwei Schwergewichten zurückzuführen. BioNTech rutschte im ersten Quartal in die roten Zahlen, nachdem der Umsatz mit dem Covid-19-Impfstoff eingebrochen war. Zum Beginn der nächsten Impfsaison im Herbst wird BioNTech ein an die neue Virusvariante angepasstes Vakzin auf den Markt bringen. Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 2,5 bis 3,1 Mrd. EUR Umsatz. Ein Impfstoff zur Behandlung von Lungenkrebs und Brustkrebs befindet sich in der klinischen Phase 3 und soll bei positiven Resultaten 2026 auf den Markt kommen.

Bei Evotec hat der enttäuschende Jahresausblick den Kursverfall beschleunigt, der im Januar durch den überraschenden Rücktritt des langjährigen Firmenchefs Werner Lanthaler ausgelöst worden war. Christian Wojczewski hat im Juli den Interim-Vorstandsvorsitzenden Mario Polywka an der Konzernspitze abgelöst. Zuletzt lieferte Evotec mit der Anfang Juli bekanntgegebenen Forschungskooperation mit Pfizer bei Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten und der erweiterten Partnerschaft mit Sandoz wieder für positive Schlagzeilen. Ob die jüngste Stabilisierung des Aktienkurses in eine positive Trendumkehr umschlägt, hängt weitgehend am aktualisierten Jahresausblick, den der neue Vorstand mit der Präsentation der Halbjahreszahlen am 14. August liefern wird.

Eine Übernahme und zwei Neustarts

Beim deutschen Biotech-Pionier MorphoSys befinden sich Stand 20. Juni 91,04% des gesamten Aktienkapitals im Besitz von Novartis. Die Abwicklung der im Rahmen der Annahmefrist angedienten Aktien erfolgte am 10. Juni. Für die verbliebenen Aktionäre läuft ein De-Listing-Angebot von 68 EUR je Aktie in Barmitteln. Die Annahmefrist endet am 2. August 2024.

Der Aktienkurs von Curevac hat sich in den vergangenen Monaten nach einer dreijährigen Talfahrt stabilisiert. Im Zuge der laufenden Umstrukturierung, die einen Personalabbau von 30% der Arbeitsstellen beeinhaltet, will sich das Unternehmen mit seiner Produktpipeline auf Basis der mRNA-Technologie neu aufstellen. Dank einer Lizenzvereinbarung mit GlaxoSmithKline für das Impfstoffprogramm gegen Covid-19 und Grippe ist Curevac bis 2028 durchfinanziert. In der eigenen Entwicklungspipeline will das Unternehmen bis Ende 2026 mit den ersten zwei klinischen Phase-1-Studien für Impfstoffe gegen Krebs starten.

Einen Neuanfang wagt auch Vivoryon Therapeutics, nachdem das Alzheimermedikament Varoglutamstat in der signifikanten Wirksamkeitsstudie sowohl den primären wie auch den sekundären Endpunkt verfehlte. Nachdem der Aktienkurs als erste Reaktion auf die enttäuschenden Ergebnisse 90% an Wert verloren hatte, geht es seit Mitte Mai unter größeren Schwankungen wieder aufwärts. Vivoryon testet bei Varoglutamstat jetzt die klinische Wirkung bei Nierenerkrankungen, nachdem die Auswertung der klinischen Ergebnisse gezeigt hatte, dass die Substanz Zytokine und Peptide blockiert, die beim Fortschreiten eine Nierenerkrankungen eine Rolle spielen. Mit diesem neuen Ansatz addressiert das Unternehmen Investoren, um die bis 2025 reichende Finanzierung mit Barmitteln zu verlängern.

Drei Micro Caps haben mit finanziellen Transaktionen ihre Kapitalbasis gestützt. Affimed führte am 31. März einen Reverse-Aktiensplit im Verhältnis 1:10 durch. Pieris Pharma folgte mit derselben Maßnahme am 19. April mit einem Split im Verhältnis 1:80, um einem Delisting an der Nasdaq infolge des andauernden Pennystock-Status der Aktie zu entgehen. Die Biofrontera AG wiederum sicherte sich im April über die Ausgabe von rund 3 Mio. neuen Stammaktien einen Bruttoerlös von 3,3 Mio. EUR. Die Einnahmen sollen das Europageschäft mit dem Dermatologieprodukt Ameluz stärken. Damit will sich Biofrontera aus der Abhängigkeit von den Lizenzeinnahmen aus den USA lösen. Hauptaktionär ist mit 61,2% die Deutsche-Balaton-Gruppe.

FAZIT

Die im Basket enthaltenen deutschen Biotechfirmen haben nicht die Performance des Nasdaq Biotechnology Index erreicht. Der für die gesamte Branche maßgebliche Index erreichte zum Ende des Berichtszeitraums das Niveau von Ende Februar, hat aber seit Mitte April um 20% kontinuierlich an Wert gewonnen. Als Kurstreiber erwiesen sich Produktzulassungen und positive klinische Resultate, unter anderem bei einigen Branchengrößen. Eine solche positive Entwicklung sollte sich beim Basket analog einstellen, wenn die am höchsten kapitalisierten Unternehmen positive Nachrichten aus ihrem operativen Geschäft melden.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.