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Das weiterhin schwierige Marktumfeld schlägt vor allem auf die Aktienkurse der kleinkapitalisierten Firmen durch. Bei den Schwergewichten fällt die Performance gemischt aus. Von Stefan Riedel

 

Der Basket beinhaltet mit Marinomed auch ein Biotechnologieunternehmen aus Österreich, dessen Aktie zu größeren Volumina an deutschen Börsen gehandelt wird.

Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Biotech Basket seit Anfang 2023 (Stand: 3. März 2023):

  • Der Börsenwert belief sich zum Ende des Berichtszeitraums auf rund 48,5 Mrd. EUR. Davon entfielen fast 62 % auf die seit Ende 2019 an der NASDAQ ­notierende BioNTech AG.
  • Seit Anfang 2023 verringerte sich die Marktkapitalisierung aller im Basket enthaltenen Unternehmen um rund 9,4 %. Der Hauptgrund dafür liegt in den Kursverlusten der zwei größten Schwer­gewichte, BioNTech und QIAGEN.

  • Fünf Unternehmen (BioNTech, QIAGEN, Evotec, CureVac, Formycon) kommen auf einen Börsenwert von mehr als 1 Mrd. EUR.
  • Bei 17 der 30 im Basket enthaltenen ­Unternehmen handelt es sich um kleinkapitalisierte Biotechs mit einem ­Börsenwert von unter 100 Mio. EUR.
  • Insgesamt 13 Unternehmen verzeich­neten seit Anfang 2023 eine positive ­Kursperformance. Für die Performance des Basket am stärksten ins Gewicht schlagen hier die Gewinne von Evotec (+13 %) und CureVac (+37 %). Durch das Kursplus von 40 % bei Vivoryon Therapeutics erhöhte sich der Börsenwert des an der Euronext gelisteten Unternehmens auf fast 300 Mio. EUR.
  • Die Hälfte der 30 Unternehmen notiert im Ausland oder hat dort ihr Primär­listing. Klar führend ist die NASDAQ mit elf Listings, gefolgt von der ­Euronext mit zwei und der London Stock Exchange mit einem. Die im Börsen­segment Euronext Growth Paris gelistete Noxxon Pharma wurde im Berichtszeitraum in TME Pharma umbenannt.
  • Die breite Internationalität manifestiert sich auch in den Rechtsformen: 14 Aktien­gesellschaften (AGs) und zwei SEs stehen neun niederländischen N.V., drei US-amerikanische Inc., eine PLC sowie eine BV gegenüber.

Schwieriges Marktumfeld für kapitalintensive Branchen

Die negative Kursentwicklung des Biotech Basket spiegelt das weiterhin negative Marktumfeld für Biotechaktien wider. Der Nasdaq Biotechnology Index, der wichtigste Börsenindex für die Branche, hat seit Jahresanfang rund 4 % an Wert verloren. Überdurchschnittliche Kursverluste verzeichnen hier vor allem die Small- und Mid Caps, die in der Regel noch nicht profi­tabel arbeiten, nur geringfügige oder ­keine Umsätze erzielen und für die Finanzierung ihrer Forschung und Entwicklung auf Fremdkapital angewiesen sind. Solange sich die Zinssätze auf dem anhaltend ­hohen Niveau bewegen, werden die kapitalintensiven Pipelines der Biotechfirmen von den Branchenanalysten in ihrer ­Bewertung diskontiert.

Branchenschwergewichte können sich diesem negativen Markttrend am ehesten entziehen, wenn sie bei Umsatz und ­Gewinn überzeugende Wachstumszahlen liefern und positive klinische Resultate präsentieren. Insbesondere in der Onko­logie und bei den seltenen genetisch ­bedingten Erkrankungen sind für 2023 kurstreibende Nachrichten durch klinische Wirksamkeitsdaten und Produkt­zulassungen zu erwarten.

Biotech Basket vom 10.03.2023. Quellen: AfU Research, GoingPublic Research

(Eine hochaufgelöste Grafik finden Sie hier.)

Micro Caps vor Schlüsseletappen

Im Anlageuniversum des Basket wird ­Vivoryon Therapeutics in den nächsten Wochen einen Zwischenbericht zur angelaufenen Wirksamkeitsstudie in den USA für die Alzheimerarznei Varoglutamstat vorlegen. Der Wirkstoff setzt in der Krankheitskaskade einen Schritt früher an als die ersten Produkte, die direkten Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen und in diesem Jahr vor der Zulassung stehen.

Die 2022 in bioXXmed AG umbenannte CytoTools AG hat seit Jahresanfang ihren Börsenwert auf 13 Mio. EUR mehr als verdoppelt. In diesem Kurssprung reflektiert sich die Erwartungshaltung der Inves­toren, dass die Gesellschaft mit der ­Neupositionierung ihres Hauptprodukts Fortschritte erzielt. Nach dem Abbruch der klinischen Phase-III-Studie wird ­DermaPro zur Wundheilung bei Diabetes­patienten als medizintechnische Anwendung weiterentwickelt. Dafür werden ­keine zeit- und kapitalintensiven Wirksamkeitsstudien benötigt.

Bei einem weiteren Micro Cap, der 4SC AG, steht bis Mitte 2023 eine wegweisende Entscheidung an. Das Unternehmen wird für sein am weitesten fortgeschrittenes Produkt, Resminostat, die Wirksamkeitsdaten als Therapie gegen T-Zell-Lymphome vorlegen. Der Aktienkurs von 4SC ist seit Jahresanfang um 120 % nach oben ­geschnellt.

Fazit

Für mittel- und niedrigkapitalisierte Biotechs bleibt das Marktumfeld schwierig. Das gilt vor allem für Firmen, die in den nächsten Quartalen auf neue fremdfinanzierte Kapitalmaßnahmen angewiesen sind, um ihre Forschung und Entwicklung voranzubringen. Entscheidend für die Wertentwicklung in unserem Basket bleibt, inwieweit die Schwergewichte und hier in erster Linie BioNTech mit einem anhaltend positiven Nachrichtenfluss die Kurse wieder nach oben treiben. Bei BioNTech kommt es nach den rückläufigen Einnahmen mit ­COVID-19-Impfstoffen jetzt darauf an, ob und wann das Unternehmen positive Nachrichten aus den klinischen Studien zur Krebsbehandlung mit Vakzinen auf Basis der mRNA-Technologie liefert.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.