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Deutschland hat sich zu einem wichtigen Standort für Biotechnologie und Life Sciences in Europa und darüber hinaus ­entwickelt. Wir stellen einige relevante Regionen vor.

Stabile Brücken in den Norden – Life Science Nord stärkt Verbindungen nach Skandinavien

„Was uns vor allem ausmacht, sind unsere stabilen Brücken in den Norden. Nicht nur aufgrund unserer geografischen Nähe pflegen wir enge Beziehungen zu Akteuren und Netzwerken der industriellen Gesundheitswirtschaft in Skandinavien“, sagt Oliver Schacht, seit September 2024 Geschäftsführer der Life Science Nord Management GmbH. So ist Life Science Nord seit 2023 Teil des Hanseatic Life Science Research Infrastructure Consortium (HALRIC), eines von der EU über ein Interreg-Programm mit über 10 Mio. EUR geförderten Verbunds mit 21 Partnern aus Schweden, Dänemark, Deutschland und Norwegen. Hauptzielsetzung von HALRIC ist es, Unternehmen den Zugang zu einzigartigen ­Forschungsinfrastrukturen, beispielsweise den Großgeräten auf dem DESY-Campus, zu ermöglichen, um Entwicklungen im Life-Sciences-Sektor entscheidend voranzubringen. Der DESY-Campus befindet sich inmitten Hamburgs und Zeuthens (bei ­Berlin) und gehört zum Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), einem der weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Teilchenphysik und ­Beschleunigertechnologie.

Stadtansicht Hamburg.. Foto: © Jonas Weinitschke – stock.adobe.com
Hamburg. Foto: © Jonas Weinitschke – stock.adobe.com

Der norddeutsche Life-Sciences-Sektor umfasst über 55.000 Mitarbeitende. Bereits 2021 wurde in ihm eine Bruttowertschöpfung von 5,7 Mrd. EUR erzielt. Zwischen 2012 und 2021 verzeichnete das Cluster ein Beschäftigungswachstum von durchschnittlich 1,2% pro Jahr. Damit wuchs die Zahl der Mitarbeiter im LSN-Sektor jährlich um 0,2% stärker als in der Gesamtwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein.

Oliver Schacht, Geschäftsführer, Life Science Nord Management GmbH. Foto: © Life Science Nord Management GmbH
Oliver Schacht, Geschäftsführer, Life Science Nord Management GmbH. Foto: © Life Science Nord Management GmbH

„Bereits heute profitieren die rund 600 Akteure in Schleswig-Holstein und Hamburg von der direkten Nähe zu vielen Leucht­türmen: vier Forschungsverbünden, zwei Universitätskliniken, 14 Forschungseinrichtungen – darunter einzigartige Großforschungsanlagen wie das DESY oder das European XFEL – und acht Hochschulen“, so Schacht. Ein Beispiel für den guten Ruf der Großforschungsanlagen auf dem DESY-Campus ist die Zusammenarbeit von ­BioNTech und der Universität Mainz mit den Forschenden der Hamburger EMBL-Dependance, die gemeinsam an PETRA III nach Möglichkeiten suchen, die noch junge Klasse von RNA-Impfstoffen zu optimieren. „Und mit dieser geballten Biotechkompetenz sind wir der zentrale Ansprechpartner für skandinavische Akteure und unsere hier vor Ort können im Gegenzug von deren ­Infrastrukturen und der Expertise profitieren“, unterstreicht Schacht.

Und auch im Bereich Start-ups hat Life Science Nord neue Brücken nach Skandinavien gebaut, berichtet Schacht: „LSN ist der erste Partner des Nordic Mentor Network for Entrepreneurship (NOME) außerhalb Skandinaviens. NOME ist ein Elite-Mentoring-Programm für vielversprechende Life-Science-Projekte und -Start-ups, um diese zu unterstützen, ihren Weg zu international anerkannten und kommerziell erfolgreichen Unternehmungen zu beschreiten.“

Ganz aktuell entsteht im Herzen Hamburgs etwas ganz Besonderes: der Innovationspark Altona – ein pulsierendes Zentrum für Life Sciences, Nano- und Lasertechnologie sowie Materialwissenschaften, das Forschung und Entwicklung auf ein neues Level hebt. Der Innovationspark wird auf einer Fläche von rund 6 Hektar ein Ort, an dem – mit Blick auf die vorhandene ­Forschungsinfrastrukturlandschaft – insbesondere Life-Sciences-Unternehmen aus dem In- und Ausland optimale Ansiedlungs­bedingungen vorfinden. „Norddeutschland ist bereits heute eine der führenden Life-Sciences-Regionen in Deutschland“, sagt Schacht. „Die Diversität der Branchen Biotech, Medtech, Pharma und Digital Health, sowie komplette Wertschöpfungsketten in vielen Bereichen, machen Schleswig-­Holstein und Hamburg zu Hotspots für die industrielle Gesundheitswirtschaft von heute und der Gesundheitsversorgung der Zukunft. Mit Evotec, Eppendorf, AstraZeneca, Olympus, Philips oder medac finden sich zahlreiche große Player hier bei uns im Norden. Aber auch die Start-up-Szene wächst stark. So ist beispielsweise Hamburg ein absoluter DiGA-Hot-spot – aus keiner anderen deutschen Region kommen derzeit mehr digitale Gesundheitsanwendungen.“

Im Osten geht die Sonne auf – Leipzig als aufstrebender Biotech-Hotspot

Der ostdeutsche Biotechsektor hat in den letzten Jahren erheblich an Dynamik ­gewonnen. Herzstück dieses Ökosystems ist der BioCity Campus, der über 100.000 m² an modernster Labor-, Büro- und Produk­tionsfläche bietet. Sowohl Start-ups als auch etablierte Firmen finden hier ideale Bedingungen vor, um ihre Produkte oder Services zu entwickeln. Mit dem BioCube und der BIO CITY LEIPZIG, die jungen Unternehmen Raum für Wachstum bieten, wird das neue CityLab Leipzig den Campus ergänzen. Ab Juli 2025 hält es auf fünf Etagen 7.000 m² an Labor- und Büroflächen bereit. Auch das neu geschaffene BioSquare-Ensemble, das auf dem gleichen Areal ab Juni 2025 weitere 18.000 m² an flexiblen Flächen bieten wird, unterstreicht die langfristige Entwicklungsperspektive des Standorts. Mit privaten Investitionen von über 160 Mio. EUR sowie einer kontinuierlichen Erweiterung des Campus durch öffentliche Bauvorhaben – wie die Errichtung eines Life-­Sciences-Innovationszentrums mit 10.000 m² Mietfläche, das 2027 eröffnet wird.

Stadtansicht Leipzig. Foto: © andre – stock.adobe.com
Leipzig. Foto: © andre – stock.adobe.com

Leipzig zeichnet sich durch eine enge Vernetzung von Forschungseinrichtungen, Kliniken und Unternehmen aus. Diese ­Kooperationen ermöglichen es, Forschungsergebnisse schnell in die klinische Anwendung zu überführen. Besonders stark ist Leipzig in den Bereichen Zell- und Gentherapie, Robotik sowie Digital Health. Diese Schwerpunkte werden durch Institutionen wie das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI), das Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) und die Universitätsmedizin Leipzig unterstützt. Mehrere bahnbrechende Therapien sind bereits in Leipzig entwickelt worden, darunter drei der ersten acht in Europa zugelassenen Zell- und Gentherapien. Auch die Entwicklung von „Virtual Medical Twins“, die weit über herkömmliche Dateninterfaces hinausgehen, macht Leipzig zu einem Vorreiter in der modernen Medizintechnologie.

André Hofmann, Geschäftsführer, biosaxony Management GmbH. Foto: © biosaxony e. V.
André Hofmann, Geschäftsführer, biosaxony Management GmbH. Foto: © biosaxony e.V.

„Leipzig ist ein idealer Standort für Unternehmen, die an der Schnittstelle von Forschung und Praxis arbeiten. Hier schaffen wir die Voraussetzungen, um medizinische Innovationen rasch zur Marktreife zu bringen“, betont André Hofmann, Geschäftsführer von biosaxony, dem Branchenverband für Biotechnologie, Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft. „Wir sind bekannt für unsere praxisorientierte Unterstützung, die Unternehmen hilft, schnell und effizient ihre Projekte umzusetzen. Unser Hands-on-Support unterstützt Unternehmen bei regulatorischen Fragen, der Erstattung und Implementierung von Medizinprodukten sowie bei der Investorenansprache“, so Hofmann.

Spezialisierte Acceleratoren wie SpinLab und Medical Forge Leipzig bieten zudem jungen Firmen eine Plattform, um ihre Innovationen zur Marktreife zu bringen. Mit mehr als 50 Unternehmen und Instituten auf dem BioCity Campus und über 4.500 hoch qualifizierten Fachkräften bietet Leipzig bereits jetzt ein lebendiges Umfeld für Forschung, Entwicklung und Transfer. Wie fruchtbar dieses Ökosystem ist, zeigen Unternehmen wie c-LEcta, das bald sein neues Headquarter im BioSquare-Ensemble bezieht. 2004 als Spin-off der Universität Leipzig gestartet, hat es sich inzwischen zu einem global agierenden Biotechunternehmen entwickelt. Zudem hat sich Leipzig durch die Ausrichtung der BIO-Europe 2022 als europäischer Life-Sciences-Standort präsentiert.

Im Westen viel Neues – bunte Biotechvielfalt in Rheinland-Pfalz

Ob rote Biotechnologie im medizinischen Bereich, weiße Biotechnologie für industrielle Anwendungen oder grüne Biotechnologie im Agrarsektor – Mainz und Rheinland-Pfalz vereinen all diese „Farben“ unter einem Dach. Mit über 55.000 Beschäftigten und ­einem stetig wachsenden Ökosystem aus 500 laufenden biotechnologischen Forschungsprojekten ist Rheinland-Pfalz weltweit auf Platz drei im Bereich der mRNA-basierten Impfstoffe, wie es der Erfolg von BioNTech eindrucksvoll belegt. Als ein ­Pionier in der personalisierten Immun­therapie und Diagnostik gegen Krebs und andere Krankheiten fand BioNTech im Jahr 2014 auf der Suche nach Laborräumlichkeiten Unterstützung im Laborgebäude „BIOtechnikum“ des damaligen TechnologieZentrums Mainz (TZM). Das Laborgebäude war Keimzelle für viele Biotechnologie­unternehmen und bot mit den Unterstützungsleistungen durch das TZM eine starke Plattform für Gründungen. Die Firma ­BioNTech war bis zur Übernahme des ­gesamten Gebäudes durch TRON im Jahr 2019 im BIOtechnikum als Mieter vertreten und entwickelte die mRNA-Plattform dort stetig weiter.

Stadtansicht Mainz. Foto: © saiko3p – stock.adobe.com
Mainz. Foto: © saiko3p – stock.adobe.com

Herausragende Institutionen wie die ­Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Universitätsmedizin Mainz, das Institut für Molekulare Biologie (IMB), das Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie ­(HI-TRON Mainz), das Leibniz-Institut für Resilienzforschung und das TRON – Translationale Onkologie sind vor Ort vertreten. Sie schaffen ebenso wie das Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung (IBWF gGmbH) und Bereiche des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung und des Fraunhofer-Instituts für Mikrotechnik und Mikrosysteme (IMM) eine solide Basis für biotechnologische Forschung und ­Innovation. Auch stehen vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten im Biotechnologie­bereich zur Verfügung. Gleichzeitig sorgen Initiativen wie die Biotechnologie-Akademie, die Vernetzungsplattform BioVation RLP, die staatliche Technologieförderini­tiative Life Science Zentrum Mainz (LZM) sowie der Inkubator LiSci RLP für eine ­gezielte Förderung von Start-ups und ­jungen Talenten.

Dirk Schmitt, Geschäftsleiter Life Science Zentrum Mainz (LZM). Foto: © Alexander Sell
Dirk Schmitt, Geschäftsleiter Life Science Zentrum Mainz (LZM). Foto: © Alexander Sell

„Insbesondere mit BioVation RLP, der Business Unit des Life Science Zentrum Mainz, und LiSci RLP, einem Inkubatorprogramm für Gründerinnen und Gründer, bauen wir vielseitige Unterstützungsplattformen für die Bereiche Biotechnologie und Life Sciences in Rheinland-Pfalz auf. Besonders hervorzuheben ist die enge Verknüpfung dieser Akteure mit der in Kaiserslautern angesiedelten KI-Expertise“, so Dirk Schmitt, Geschäftsleiter des Life Science Zentrum Mainz (LZM). Neubauten wie von TRON, GANZIMMUN Diagnostics und ­Xylem Analytics zeugen von der dynamischen Entwicklung des Standorts. Darüber hinaus wird von dem Projektentwicklungsunternehmen Karrié das neue Life-Sciences-Distrikt-Projekt LiS/Q südwestlich von Mainz realisiert. Unternehmen wie AbbVie, BASF, Boehringer Ingelheim und Novo Nordisk tragen zusätzlich zur Stärkung des Biotechnologiestandorts bei.

Dieses florierende, vielfältige Ökosystem hat internationale Aufmerksamkeit ­erlangt. Erst kürzlich wurde in Alzey bei Mainz der Grundstein für neue Produktionsstätten von Eli Lilly and Company ­gelegt. Eine der jüngsten Entwicklungen am Standort Mainz ist die Zusammenarbeit von Kadans Science Partner mit dem Life Science Zentrum Mainz (LZM). Kadans ist spezialisiert auf die Entwicklung, die Finanzierung und den Betrieb hochmoderner Einrichtungen für Wissenschaftscluster in ganz Europa.

Daniela Schmitt, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz. Foto: © Jan Hosan
Daniela Schmitt, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz. Foto: © Jan Hosan

In Mainz treiben sie das ­Projekt Plus Ultra Mainz voran – ein Multi-Tenant-Gebäude mit über 19.000 m² Bruttogeschossfläche für Labor- und Büro­flächen, das in unmittelbarer Nähe zur ­Johannes Gutenberg-Universität und zur Fachhochschule Mainz entsteht. Im Rahmen dieser Partnerschaft wird das LZM langfristig in das neue Plus Ultra Mainz auf dem Biotech-Campus umziehen. „Mit der Ansiedlungsentscheidung der niederlän­dischen Kadans Science Partner für Mainz hat das LZM hervorragende Partner an der Seite, um den Biotechnologie- und Innovationsstandort Rheinland-Pfalz weiter zu stärken und die Vernetzung auch europaweit auszurichten“, so Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Bis 2026 stehen zudem bis zu 800 Mio. EUR für die Förderung von Biotechnologie und Life Sciences in Rheinland-Pfalz bereit.

Rheinische Leichtigkeit an einem der größten Technologieparks Europas – dem BioCampus Cologne

Der BioCampus Cologne und das Rechtsrheinische Technologie- und Gründer­zentrum Köln (RTZ) bilden gemeinsam eine Community von über 70 Technologie-, Pharma-, Medtech- und Biotechunternehmen mit rund 1.500 Mitarbeitern. Zu diesen Unternehmen zählen sowohl Start-ups wie RIMASYS, Ningaloo Biosystems, Disco Pharmaceuticals und Detechgene als auch etablierte Global Player wie Eurobio Scientific und Lonza. Der BioCampus Cologne stellt diesen Unternehmen eine bedarfs­gerechte Infrastruktur mit Büros, Werkstätten, Laboren und Eventflächen zur Verfügung. Mit einer Gesamtfläche von 25 Hektar gehört der Campus, zusammen mit dem RTZ, zu den größten Technologieparks ­seiner Art in Europa. Derzeit steht eine vermietbare Gesamtfläche von etwa 35.000 m² zur Verfügung. Lediglich wenige Restflächen sind noch für weiteres Wachstum verfügbar. 2023 hat Lonza Cologne zusätz­liche 1.500 m² Büro-, Logistik- und Produktionsfläche auf dem BioCampus Cologne angemietet. Damit erhöht sich die Gesamtfläche des Unternehmens auf nahezu
5.000 m².

André van Hall, Geschäftsführer, BioCampus Cologne. Foto: © Simon – stock.adobe.com
André van Hall, Geschäftsführer, BioCampus Cologne. Foto: © Simon – stock.adobe.com

„Wir könnten hier aber noch weiteren etwa 200 Unternehmen mit bis zu 8.000 Mitarbeitern Platz bieten“, erklärt André van Hall, Geschäftsführer des BioCampus Cologne. „Wir freuen uns daher sehr, dass die Stadt Köln 2022 grünes Licht für die Planung zwei weiterer Laborgebäude, des ‚Laborator‘ und des ‚HUBitat‘, auf dem Gelände des BioCampus Cologne gegeben hat. Sie werden zusammen eine Bruttogeschossfläche von etwa 28.000 m² umfassen und maßgeschneiderte Lösungen für biotechnologische, medizintechnische und ­digitale Gesundheitsanwendungen bieten. Die Investitionssumme liegt bei rund 100 Mio. EUR.“

Der BioCampus und das RTZ unterstützen die Unternehmen nicht nur mit umfassender Infrastruktur und Dienstleistungen, sondern begleiten sie auch aktiv bei der Geschäftsentwicklung und der Erreichung ihrer Unternehmensziele. Als kompetente Partner bringen sie umfangreiche Erfahrung und ein breites Netzwerk an Kontakten mit, darunter renommierte Partner wie BIO Deutschland, BIO.NRW, BioRiver, ­BioCologne, das CECAD Forschungs­zentrum der Universität zu Köln sowie die Max-Planck-Institute für Züchtungsforschung und Neurologische Forschung. Zudem ­bestehen Kooperationen mit Akteuren wie ChemCologne e.V., Digital Health Germany, dem Digital Hub Cologne und der
NRW.BANK. Die enge Vernetzung mit der akademischen Welt wird durch die beispielhafte Initiative des Gateway Exzellenz-Start-up Centers der vier größten Kölner Hochschulen (Universität zu Köln, Technische Hochschule Köln, Deutsche Sporthochschule und Rheinische Fachhochschule) gefördert. Weitere wichtige Partner sind die KölnBusiness Wirtschaftsförderung, die Health Region KölnBonn e.V., der ­High-Tech Gründerfonds, die IHK Köln und der Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie und Gründerzentren e.V. (BVIZ).

Stadtansicht Köln. Foto: © Simon – stock.adobe.com
Köln. Foto: © Simon – stock.adobe.com

„Das große Potenzial an Synergien, das durch interdisziplinäres Arbeiten entsteht, erlaubt uns, komplexe und innovative ­Fragestellungen zu lösen“, erklärt van Hall. „Ein anschauliches Beispiel dafür ist ­RIMASYS, das mit dem Cadlab Cologne ein modernes OP-Trainingszentrum betreibt.“ Das Start-up hat eine proprietäre Technologie entwickelt, die es ermöglicht, standardisierte und reproduzierbare Frakturen an Humanpräparaten, z.B. am Knie oder Handgelenk, herzustellen. Van Hall fügt hinzu: „Wir gehen gemeinsam mit den Standortpartnern wie dem Gateway Gründungsnetzwerk den ‚Kölner Weg‘. Das ­bedeutet, dass wir innovative Gründungen in Köln als zuverlässige Weggefährten bei allen ihren Wachstumsschritten zur Seite stehen, von der Gründung bis in die Skalierung. Mit der für das Rheinland typischen positiven Grundhaltung und einem pragmatischen Ansatz unterstützen wir sie auf ihrem langen Weg zum Erfolg – von maß­geschneiderter Infrastruktur über Finanzierungs- und Fördermittelthemen bis hin zur Vermarktung.“

Sandwichlage zwischen Spitzenclustern in München und Nürnberg-Erlangen – der BioPark in Regensburg

Die BioPark Regensburg GmbH hat sich in den letzten 25 Jahren als eine zentrale Kraft in der Biotechnologie und Gesundheitswirtschaft Ostbayerns etabliert. Seit Gründung hat das Cluster BioRegio ­Regensburg mit seinen Firmen über 839 Mio. EUR in die Entwicklung der Life Sciences investiert. Diese Summe setzt sich aus 242 Mio. EUR Venture Capital, 414 Mio. EUR Eigenkapital und 183 Mio. EUR Fördermitteln zusammen. Allein in die drei Laborgebäude des BioParks flossen 42 Mio. EUR.

Dr. Thomas Diefenthal
Dr Thomas Diefenthal, Geschäftsführer, BioPark Regensburg GmbH. Foto: © BioPark Regensburg GmbH

„Unsere Investitionen haben es ermöglicht, 71 erfolgreiche Life-Sciences-Start-ups zu unterstützen, darunter die renom­mierte Firma GeneArt, die heute Teil von Thermo Fisher Scientific ist und 300 Mitarbeiter beschäftigt“, erklärt Dr. ­Thomas Diefenthal, Geschäfts­führer der BioPark Regensburg GmbH. Die GmbH fungiert als administratives Zentrum und Managementeinheit des Biotechnologie-Clusters BioRegio Regensburg in Ostbayern. Derzeit beherbergt der BioPark Regensburg 66 Unternehmen mit insgesamt 5.671 Mitarbeitern im Bereich Life Sciences, was ihn nach München zur zweitgrößten Biotechnologieregion Bayerns macht. „Unsere Sandwichlage zwischen den Spitzenclustern in München und Nürnberg-Erlangen am nördlichsten Punkt der Donau verleiht uns eine Schlüsselposition in Ostbayern“, so Dr. Diefenthal.

Neben dem dynamischen Wachstum im Bereich Biotechnologie zeigt auch die Gesundheitswirtschaft in Regensburg eine bemerkenswerte Entwicklung. Im Jahr 2023 waren 23.500 sozialversicherte Beschäf­tigte in diesem Sektor tätig und die Branche erzielte einen Umsatz von 2,9 Mrd. EUR. Die enge Zusammenarbeit des BioParks mit zwei Regensburger Hochschulen und fünf Kliniken am Standort fördert diese positive Entwicklung. Ergänzt wird dies durch das Leibniz-Institut für Immuntherapie, das an verbesserten Therapieansätzen für Krebs, Infektionen und Autoimmunerkrankungen arbeitet, sowie durch die Fraunhofer-Projektgruppe, die diagnostische Tests für die Früherkennung von Krebszellen und die Vorhersage der Reaktion auf Therapien entwickelt. Das neue BioPark-Projekt „Healthcare Regensburg – managed by BioPark“ soll diese Entwicklungen weiter vorantreiben.

Stadtansicht Regensburg. Stadtansicht Regensburg. Foto: © engel.ac – stock.adobe.com
Regensburg. Stadtansicht Regensburg. Foto: © engel.ac – stock.adobe.com

Der benachbarte TechCampus bietet zudem Hightechfirmen die Möglichkeit, sich direkt neben dem Universitätscampus anzusiedeln. Hier wird der BioPark durch die Digitale Gründeroffensive der R-Tech GmbH unterstützt, einer Schwesterfirma der BioPark ­Regensburg GmbH. R-Tech betreibt das zweite Innovations- und Gründerzentrum TechBase am Standort und erweitert die Schwerpunkte um IT, KI und Sensoriktechnologien.

„Der BioPark Regensburg ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie gezielte Wirtschaftsförderung in einem florierendes Ökosystem möglich ist und dabei eine nachhaltige schwarze Null im BioPark erwirtschaftet werden kann“, betont Dr. Diefenthal. „Wir sind stolz darauf, ein Zentrum für Spitzenforschung und Unternehmensgründungen zu sein.“ Der BioPark unterstützt die Gründung und Entwicklung neuer Unternehmen aktiv durch Initiativen wie den BioPark Innovationspreis und das Acceleratorprogramm BioPark Jump, um den Technologietransfer und das Talentscouting in der Region kontinuierlich zu fördern. Gründerinnen und Gründer profitieren zudem vom BIOPARK8 Brain Network, in dem Experten mit umfangreicher unternehmerischer Erfahrung als Coaches und Berater zur Verfügung stehen.

Der internationale Leuchtturm im Süden – die Europäische Metropol­region München

Die Europäische Metropolregion München (EMM) ist einer der größten und sicherlich führenden Biotechnologie- und Pharmastand­orte Deutschlands. Mit mehr als 370 Firmen, einem kontinuierlich wachsenden Talentepool mit über 41.000 Fachkräften und einem jährlichen Mitarbeiterwachstum von rund 15% schafft die Region optimale Voraussetzungen für Innovation und Expansion. Internationale Weltmarktführer wie Amgen, ­BioNTech, Bristol Myers Squibb, Daiichi Sankyo, GlaxoSmithKline, Roche Diagnostics, Moderna, MSD, Novartis und Sandoz haben sich hier etabliert; hinzu kommen mehrere Ausgründungen aus zahlreichen Forschungs­einrichtungen der Region.

Prof. Dr. Ralf Huss
Prof. Dr. Ralf Huss, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH. Foto: © BioM

„Eine der größten Stärken der EMM ist ihre internationale Ausrichtung: Hier arbeiten Fachkräfte aus mehr als 80 Nationen. Allein am Roche-Standort in Penzberg sind 57 verschiedene Nationalitäten vertreten, an den Münchner Universitäten und Hochschulen studieren Menschen aus über 140 Ländern“, so Prof. Dr. Ralf Huss, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH. „München ist ein internationaler Knotenpunkt und bietet eine enorme Lebens­qualität – für die Suche nach talentierten Mitarbeitern ein wichtiger Vorteil und ein zentraler Erfolgsfaktor für den Standort.“ BioM, als zentrale Netzwerkorganisation der Biotechnologie in Bayern, unterstützt seit über 25 Jahren mit speziellen Programmen und Angeboten das Wachstum von Unternehmen und Start-ups im Freistaat. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Förderung junger Gründer, z.B. durch den neu eröffneten Life-Sciences-Inkubator MAxL oder den mit fünfmal 500.000 EUR dotierten m4-Award. Der Standort München bietet darüber hinaus zahlreiche weitere Integrationsangebote, exzellente Ansiedlungs­unterstützung und ein breites Hilfsangebot für internationale Unternehmen. München hat sich auch als bedeutender Austragungsort für internationale Life-Sciences-Konferenzen etabliert, darunter die BIO-Europe, BayOConnect, health.tech und analytica.

„Die Region profitiert stark von einer engen Vernetzung mit den herausragenden wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort, darunter die beiden Exzellenzuniversitäten LMU und TUM, Helmholtz, Fraunhofer und Max-Planck. Solche Kooperationen fördern technologische Durchbrüche in Bereichen wie RNA- und Nanotechnologien, Zell- und Gentherapie, Systembiologie sowie der Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Medizin“, so Prof. Dr. Huss. „Die Liste der aus diesen Vernetzungen entstehenden Erfolgsstorys ist entsprechend lang.“ Unternehmen, die wissenschaftliche Errungenschaften weiterentwickeln und in die (klinische) Anwendung bringen möchten, profitieren außerdem von der Nähe zu den Marktführern der Pharmabranche. Hinzu kommt die Präsenz weltweit führender Technologiekonzerne wie Google, Microsoft, Apple, NVIDIA und IBM in München. „Die Internationalität des Standorts unterstützt auch viele bayerische Biotechunternehmen dabei, trotz der generell schwierigen Finanzierungssituation in Europa erfolgreiche Finanzierungsrunden abzuschließen und vielversprechende Partner­s­chaften zu knüpfen“, erklärt Prof. Dr. Huss.

Stadtansicht Regensburg. Stadtansicht München Foto: © f11photo – stock.adobe.com
München Foto: © f11photo – stock.adobe.com

Die weitere Entwicklung des Biotechclusters wird durch Investitionen in Infrastrukturprojekte maßgeblich unterstützt. Besonders bedeutend ist die geplante Verlängerung der Münchner U-Bahn-Linie U6 nach Martinsried, die den Biomedizinischen Campus der LMU sowie das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) besser an die Innenstadt anbinden und eine direkte Verbindung zur TUM in Garching schaffen wird. Ergänzend dazu entstehen an verschiedenen Standorten innerhalb der EMM spezialisierte Technologieparks, welche das Wachstum des Clusters weiter ­beschleunigen.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.