In der Biopharmabranche arbeiten akademische Forschung, Biotech-Start-ups, Inkubatoren, Risikokapitalinvestoren und Pharmafirmen wie ein fein abgestimmtes Orchester zusammen, um neue Medikamente zu entwickeln. Biotech-Start-ups fungieren als Bindeglied zwischen akademischer Forschung und der späteren Kommerzialisierung eines Medikaments bzw. einer möglichen Übernahme durch eine Pharmafirma. Von Stephan Emmerth, PhD

Um neue Biotechfirmen erfolgreich zu entwickeln, braucht es eine Kombination aus hochkarätiger ­Innovation in Wissenschaft und Techno­logie mit Erfahrung und reichlich Kapital. Doch wie gelingt der Schritt vom Start-up hin zu einer erfolgreichen ersten Finanzierung mit Venture Capital?

Genau hier setzen Inkubatoren wie ­BaseLaunch an. BaseLaunch liefert ­initiale Finanzierung für die Start-ups und arbeitet sehr eng mit den Firmen zusammen, um sie erfolgreich aufzubauen. Zudem operiert BaseLaunch in Partnerschaft mit sechs Pharmafirmen und einem Venture-Capital-Investor, welche Marktfeedback geben sowie die Mittel zur Verfügung stellen, aus welchen BaseLaunch die Start-ups finanziert. Dieser Ansatz funktioniert bisher ausgezeichnet: Seit die ersten Firmen im Jahr 2018 von ­BaseLaunch finanziert wurden, konnten die Firmen des Inkubators insgesamt über 550 Mio. USD und Folgefinanzierungen von Risikokapitalgesellschaften wie auch Pharmafirmen aufnehmen.

Die Arbeit während der Inkubation ­fokussiert sich dabei vor allem auf nachfolgende Aspekte.

Erstellung eines überzeugenden Datenpakets

Was beim Start der Firmen meistens noch fehlt, um Investoren und Pharmafirmen zu überzeugen, sind Daten, die erste Hinweise geben könnten, ob die Idee für ein Medikament funktioniert:

  1. Wirksamkeit: Es müssen Proof-of-Concept-Daten aus In-vitro- und In-vivo-Modellen vorliegen, die den Nachweis der Wirksamkeit erbringen.
  2. Sicherheit: Es sollte eine erste Reihe ­relevanter (Nicht-GLP-)Toxikologie­studien vorliegen.
  3. Externe Daten: Während die Wirksamkeitsstudien oft inhouse durchgeführt werden können, sollte das Toxikologiepaket von Auftragsforschungsinstituten (Clinical Research Organisations; CROs) erstellt werden. Darüber hinaus sollten zumindest einige der wichtigsten Proof-of-Concept-Daten an eine CRO ausgelagert werden.

Ein solches Datenpaket kann in der Regel mit ein paar 100.000 USD erstellt werden.

BaseLaunch ist eingebettet in das Life Sciences-Ökosystem der Basel Area. Illustration: © BaseLaunch

Erstellung einer soliden ­Unternehmensstrategie

In Bezug auf die geschäftlichen Aspekte sind die Ausarbeitung eines gut durchdachten Lizenzvertrags für das geistige ­Eigentum, die Entwicklung einer kohä­renten Unternehmensstrategie sowie die Zusammenstellung des richtigen Teams ein Muss. Außerdem müssen die Therapiegebiete und Indikationen klar fest­gelegt werden.

Die Übertragbarkeit der präklinischen Ergebnisse auf den Menschen ist entscheidend. Die Wahl sollte auf eine Versuchs­anordnung fallen, die sich in Tiermodellen testen lässt und gut auf den Menschen übertragbar ist. Zudem sollte eine Indi­kation gewählt werden, bei der die Biologie und/oder die Technologie des Ansatzes in einer Patientenpopulation schnell in der Klinik nachgewiesen werden kann. Eine Orphan-Indikation profitiert von einem günstigen regulatorischen Umfeld.

Der erste Konzeptnachweis sollte ide­aler­weise auch den Einstieg für größere, kommerziell interessantere Bereiche öffnen, die später kommen könnten. Es gilt sicherzustellen, dass das Medikament die Chance hat, besser als die derzeitige Standard­behandlung zu sein. Zudem sollte die Überlegenheit gegenüber anderen, sich in der Entwicklung befindenden Medikamenten aufgezeigt werden.

Die Entscheidung über die erste klinische Entwicklungsrichtung ist ein iterativer Prozess, der Feedback von Ärzten, Experten, Pharmaunternehmen, Investoren und Regulierungsbehörden erfordert. Geschäfts­entwicklungsaspekte müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Es ist wichtig, ein ausge­wo­genes Team aus akademi­schen Gründern und erfah­renen Pharmaexperten zusammenzustellen.

Ein Team, das liefern kann

Der Übergang von der Forschung zur Praxis erfordert Erfahrung in Entwicklung und geschäftlichen Belangen, die akademischen Gründern oft fehlt. Es ist wichtig, frühzeitig ein ausgewogenes Team aus akademischen Gründern und erfahrenen Pharmaexperten zusammenzustellen. ­Idealerweise sollten diese Personen ein ­direktes Interesse am Erfolg des Unternehmens und auch ein Mitspracherecht haben, statt „nur“ Ratschläge zu erteilen. Im Idealfall sind diese Personen also ­Mitgründer bzw. Aktionäre. Bei erheb­lichen Aktienpaketen (wenn etwa ­jemand als CEO einsteigt) kann dies so strukturiert werden, dass ein Teil der ­Aktien im Voraus übertragen wird und ein Teil, wenn das Unternehmen bestimmte Meilensteine erreicht (z.B. eine Finanzierungsrunde). Im Allgemeinen sollten die Aktienpositionen im Laufe der Zeit verteilt und nicht im Voraus übertragen werden. Darüber hinaus ist es wichtig, eine gut durchdachte Aktionärsvereinbarung zwischen den Gründern zu schließen, da ­Personen wieder aus dem Unternehmen ausscheiden können und dann klar definierte Prozesse dafür vorliegen, was mit den jeweiligen Anteilen geschieht.

Schlussfolgerungen

Finanzierung, Strategie und Team sind entscheidend für den Erfolg eines Biotech-Start-ups. Die Biotechbranche stellt ein fein abgestimmtes Netzwerk von ­Unternehmen, Universitäten und Kooperationen dar. Erfolgreich kann ein Start-up nur innerhalb eines Netzwerks sein, das wissenschaftliche Exzellenz, biopharmazeutische und kommerzielle Erfahrung ­sowie Kapital bereitstellen kann. Als ­Gründer ist es wichtig, mit Einrichtungen wie BaseLaunch zusammenzuarbeiten, um ein Netzwerk anzapfen zu können, dank ­dessen Unterstützung ein junges ­Unternehmen auf den richtigen Weg für künf­tiges Wachstum gebracht werden kann.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe Finanzieren & Investieren 2_23 erschienen, die Sie hier herunterladen können.

Zum Autor:

Foto: © Stefan Schmidlin

Stephan Emmerth, PhD, ist Direktor von BaseLaunch sowie Leiter der Abteilung Therapeutics Innovation bei Basel Area Business and Innovation. Er war maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau von BaseLaunch beteiligt und ist in die Suche, den Start, das Wachstum und die erfolg­reiche Finanzierung von zahlreichen Biotechunternehmen involviert. Dieser Artikel basiert auf der Publikation „Data, strategy and team – The three pillars to secure series A financing and long-term success“, welche BaseLaunch zusammen mit KPMG veröffentlicht hat.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.