Bildnachweis: fizkes – stock.adobe.com, Medical Strategy GmbH.

Die Biotechnologie macht große Fortschritte im Kampf gegen Krebs, vor allem mit Immuntherapien. Ein Beispiel dafür sind personalisierte Krebsimpfstoffe auf Basis der mRNA-Technologie. Welches Potenzial dieser Markt hat, zeigt Molekularbiologe und Fondsmanager Kristoffer Karl Unterbruner von der Medical Strategy GmbH, einer Beteiligung der Apo Asset Management GmbH.

 

Zu den vielen Unternehmen, die an neuen Krebstherapien forschen, gehören zum Beispiel Moderna (USA) und BioNTech (Deutschland). Sie setzen dabei auf Krebsimpfstoffe mit mRNA, ihrem Spezialgebiet. Die Wegbereiter dieser Technologie wurden im vergangenen Jahr mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.

Kann man überhaupt gegen Krebs impfen?

Der Begriff ist auf den ersten Blick etwas irreführend, denn eine Impfung suggeriert eine präventive Maßnahme, wie zum Beispiel gegen die Viren der nächsten Grippewelle. Bei bestimmten Krebsarten kann eine vorbeugende Impfung auch Teil der Vorsorge sein, zum Beispiel gegen das humane Papillomavirus. Doch das Hauptproblem bei Krebs sind nicht Viren, die von außen kommen, sondern körpereigene Zellen, die mutieren und sich unkontrolliert vermehren. Eine Krebsimpfung mit mRNA soll das Immunsystem dazu bringen, die körpereigenen mutierten Zellen gezielt anzugreifen und so Krebs zu heilen. Medizinisch ist das viel komplexer als der Kampf gegen ein Virus von außen, auch aufgrund der zahllosen Krebsvarianten und der genetischen Vielfalt der Menschen. Aber die Wissenschaft versteht die Ursachen und Zusammenhänge immer besser.

Erste mRNA-Medikamente in drei Jahren möglich

Die Forschung zu mRNA-Krebsimpfstoffen befindet sich noch in einer frühen Phase. Während sich BioNTech bei ihren klinischen Studien im Bereich Bauchspeicheldrüsenkrebs derzeit in Phase 1 und 2 befindet, hat Moderna bereits eine Phase-3-Studie im Bereich Hautkrebs gestartet. Es wird erwartet, dass in den nächsten zwei Jahren wichtige Daten veröffentlicht werden, die den Durchbruch dieser Therapien ermöglichen könnten. Erste Medikamente könnten somit zwischen 2027 und 2029 auf den Markt kommen.

Kristoffer Karl Unterbruner, Medical Strategy GmbH.

Wachsender Markt

In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Ausgaben für Krebsbehandlungen in etwa verdoppelt und werden weiter deutlich wachsen. Prognosen zufolge könnten die globalen Ausgaben von heute rund 200 Milliarden US-Dollar bis 2028 auf etwa 440 Milliarden US-Dollar steigen, was die Onkologie zum Bereich mit den höchsten Medikamentenausgaben machen würde. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl neuer Medikamente wider: Über 100 neue Arzneimittel werden bis 2028 erwartet. Neue Ansätze bei der Krebsimmuntherapie, an denen auch andere Unternehmen forschen, erschließen völlig neue Behandlungs- und Heilungschancen. Krebs gehört zu den häufigsten Todesursachen weltweit und die Onkologie zu den am stärksten wachsenden Bereichen, zum einen durch die zunehmende Lebenserwartung, zum anderen durch große wissenschaftliche und technologische Fortschritte.

Weitere neue Therapien in Vorbereitung

Immuntherapien können gezielt die Verteidigungsmechanismen eines Tumors erkennen, hemmen und das Immunsystem dagegen aktivieren. Neben der mRNA-Technologie gibt es dafür viele weitere Ansätze, wie Checkpoint-Inhibitoren, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate und Zelltherapien. Zu diesem wachsenden Markt gehören viele weitere Unternehmen, zum Beispiel Merus, AstraZeneca, Bicycle, CG Oncology, Daiichi Sankyo, Kura Oncology und unzählige mehr. Durch die Ermittlung individueller genetischer Informationen können maßgeschneiderte Therapien entwickelt werden, die präziser und milder sind als herkömmliche Chemotherapien. Hinzu kommen spezialisierte Dienstleister für neue Krebstherapien, etwa Software-Unternehmen wie Schrödinger, die mit KI-Technologie die Medikamentenentwicklung verbessern können, oder Produzenten, die zum Beispiel die anspruchsvolle Herstellung von mRNA-Produkten optimieren können.

Viele Ansätze scheitern, aber die Gewinner revolutionären die Medizin

Welche Biotech-Innovationen sich durchsetzen, ist im Voraus nicht sicher. Nur etwa 10 % der Produkte, die in frühen Studien (Phase 1) getestet werden, schaffen es auf den Markt. In Phase 3, der letzten Stufe vor einer Zulassung, liegen die Erfolgschancen bei 50:50. Daher ist es für Privatanlegerinnen und -anleger schwierig, die Erfolgsaussichten der Therapien zu bewerten. Auch die Aktienkurse von Biotech-Unternehmen können kurzfristig stärker schwanken. Fonds, die von Expertinnen und Experten gemanagt werden, bieten hier eine bessere Möglichkeit, in diesen innovativen Bereich zu investieren.

Entscheidend sind einerseits der Innovationsgrad neuer Therapien, d.h. es sollte möglichst das erste oder beste Medikament seiner Art sein, und zum anderen der Entwicklungsstand. Je weiter die Entwicklung fortgeschritten ist, desto geringer ist das Risiko eines Fehlschlags. Weitere wichtige Faktoren sind darüber hinaus die Führung und die Finanzlage des Unternehmens sowie die Börsenbewertung, also ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Aktienkurs und dem (erwarteten) Umsatz.

Fazit

Die mRNA-Technologie hat das Potenzial, die Krebstherapie zu revolutionieren. Die Forschung ist vielversprechend, aber noch in einem frühen Stadium. Für die Medizin bedeutet dies neue Hoffnung auf bessere und gezieltere Behandlungen. Für die Geldanlage bietet der Bereich spannende Chancen, allerdings auch Risiken. Investitionen in die Biotechnologie erfordern tiefgehendes Wissen und eine gute Einschätzung der wissenschaftlichen Daten. Die mRNA-Krebsimpfstoffe könnten eine bahnbrechende Entwicklung sein, doch wie bei allen innovativen Technologien bleibt abzuwarten, wie schnell und erfolgreich sie sich etablieren können.