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Wir haben darüber gesprochen, dass Investoren nicht nur in Technologie, sondern auch in Teams investieren – doch wie können Teams „finanzierungsfähig“ gemacht werden?
Seegers: Die Vernetzung bleibt das entscheidende Thema. Man muss ein Klima schaffen, in dem Gründungswilligen eine Ausgründung aus dem Institut oder der Universität ermöglicht wird. Diese werden unterstützt von Wissenschaftlern, die in der Akademie bleiben wollen und als Mentoren fungieren. Durch den Austausch in Netzwerken mit anderen Unternehmen und Investoren können Teams reifen.
Fischer: Und genau diesen Nukleus muss man frühzeitig mit Mentoren, erfahrenen Unternehmern oder Investoren zusammenbringen, um sie weiter zu fördern. Dafür muss die Infrastruktur vorhanden sein, damit solche Personen zusammenkommen. Da sind Hochschulen in den USA vielleicht noch besser aufgestellt.
Vlachou: Wichtig ist aber auch, dass das Gründerteam jemanden von außen zulässt, der einem zeigt, wie man am besten mit Investoren umgeht. Nicht jeder Entrepreneur, der das Team in der Gründungsphase begleitet hat, eignet sich auch als Mentor bei einem Exit oder in der Begleitung einer klinischen Phase-II-Studie.
Gottwald: Was braucht es, um den gemeinsamen Weg weiterzugehen? Gibt es ein gemeinsames Verständnis für Qualitätsanforderungen, wenn die Pläne für ein Produkt konkreter werden? Das beginnt schon bei der Validierung von Targets oder eines Tiermodells, also bereits in der präklinischen Entwicklung. Das funktioniert nur im Rahmen eines konstruktiven Dialogs mit Experten von außen mit einer entsprechenden Expertise. Unter Umständen kann das auch in eine finanzielle Partnerschaft münden.

Ist eine Ausgründung also der Ritterschlag für jeden Wissenschaftler?
Lorenz: Der Kristallisationspunkt in unserer Gruppe war, dass es einige Leute gab, die gesagt haben: Da kann man doch etwas machen! Also haben wir uns für Businessplan-Wettbewerbe angemeldet. Das war der Startschuss für uns, in Richtung Ausgründung zu gehen. In der Folge haben wir einen guten Coach gefunden, der uns begleitet. Aber es ist nicht einfach, den richtigen Partner zu finden. Das Team muss bereit sein, jemanden mit Erfahrung ins Boot zu holen – aber auch, sich selbst weiterzuentwickeln.
Fischer: Für einen Post-Doc ist es eine unglaublich spannende Erfahrung, an einem Gründungsprojekt mitzuwirken. Ich weiß nicht, ob es anderswo möglich ist, ein Projekt innerhalb von fünf Jahren von der Akademie in eine Phase II zu überführen. Diese Erfolgsgeschichten muss man gut kommunizieren, um noch mehr Nachwuchs zu begeistern. Deswegen engagieren wir uns auch im Rahmen der „Summer Schools“ hier auf dem Campus.

Abschließende Frage: Warum verlassen Sie diesen Roundtable zufriedener, als Sie vor gut zwei Stunden hergekommen sind?
Bindseil: Es macht mich zufrieden, dass wir alle einen ähnlichen Korridor haben. Natürlich guckt der Investor anders als der Pharmamanager oder die Standortbetreiberin – aber wir schauen alle optimistisch auf unsere Branche und auf unseren Standort.
Quensel: Informelle Kontakte außerhalb der üblichen Gelegenheiten sind extrem wichtig für uns alle. Onlinemeetings haben ihre Vorteile, aber der persönliche Austausch ist durch nichts zu ersetzen. Gemeinsam können wir Lücken identifizieren und Lösungen finden.
Lorenz: Für ein Start-up wie uns ist es sehr wichtig, sich auch lokal zu vernetzen, und gerade in diesen Zeiten ist es erfreulich, sich wieder einmal persönlich zu sehen.
Gottwald: Ich bin dankbar, wenn es solche Gesprächsrunden gibt, in denen man sich mit Experten über die üblichen Stakeholder-Grenzen hinweg austauschen kann. Ich sitze beispielsweise nicht jeden Tag mit Investoren zusammen.
Seegers: Wir können gemeinsam Mut schöpfen, dass sich unsere Branche in diesen herausfordernden Zeiten positiv weiterentwickelt. Ein gutes Beispiel ist die mRNA-Therapie, die aktuell rasant voranschreitet. In die Biotechnologie wird in diesen Tagen sehr viel öffentliches und privates Geld für die Entwicklung von diagnostischen Tests und Impfstoffen investiert – das wird der Branche guttun.

Meine Damen und Herren, haben Sie herzlichen Dank für den interessanten Austausch!

Den Roundtable moderierte Holger Garbs.

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Die Redaktion der Kapitalmarkt Plattform GoingPublic (Magazin, www.goingpublic.de, LinkedIn Kanal, Events) widmet sich seit Dezember 1997 den aktuellen Trends rund um die Finanzierung über die Börse. Ob Börsengang (GoingPublic) oder die vielfältigen Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen (Being Public), präsentiert sich GoingPublic cross-medial als Kapitalmarktplattform für Emittenten und Investment Professionals.