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Die Deutschen Biotechnologietage (DBT) 2025, die am 9. und 10. April im neuen Heidelberger Kongresszentrum stattfanden, boten der deutschen und internationalen Biotechnologiebranche eine Plattform für Austausch und Vernetzung. Viele Gespräche drehen sich um neueste Forschung und regulatorische Entwicklungen. Ein Highlight war sicherlich das Panel „Secrets of Success in Venture Capital“. Hier diskutierten prominente Investoren und eine erfahrene Biotech-Unternehmerin über die wahren Erfolgsfaktoren im Wettbewerb um Kapital, Innovation und globale Relevanz. Gleich nebenan zeigten junge Gründer:innen, wie sie die diskutierten Erfolgsfaktoren gezielt auf ihre Geschäftsmodelle anwenden. Von GoingPublic Redaktion (um)

 

Unter der Moderation von Dr. Holger Reithinger (Forbion) diskutierten Dr. Melanie de Almeida (Forbion), Dr. Olivier Litzka (Andera Partners), Dr. Martin Raditsch (Carma Fund) und Dr. Johanna Holldack (Kupando) über die Kriterien erfolgreicher Investitionen in Biotech-Start-ups. Ein zentrales Thema war die Auswahl von Unternehmen mit herausragenden Technologien und der Fähigkeit, sich deutlich vom Wettbewerb abzuheben. Besonderes Augenmerk lag auf Innovationen, die bisher ungedeckte medizinische Bedürfnisse adressieren.

Janina Schaipp (GoingPublic) im Gespräch mit Dr. Holger Reithinger (Forbion)

Entscheidend sei die Fähigkeit eines Unternehmens, sich mit einem wirklich neuartigen, medizinisch relevanten Ansatz klar von der Masse abzuheben. Besonders gefragt seien Technologien, die bislang unbehandelbare Krankheitsbilder adressieren oder völlig neue Wirkprinzipien ermöglichen. Auch die nächste Finanzierungsrunde will vorbereitet sein – mit einem starken Datenpaket, das Vertrauen schafft und eine Anschlussfinanzierung realistisch macht. Dabei zählt nicht nur die Technologie, sondern auch die strategische Aufstellung. Die Mischung im Fondsportfolio, der globale Ansatz eines Start-ups und die Frage, ob ein Return on Investment plausibel erscheint, bestimmen maßgeblich die Investmententscheidung. Angesichts dieser Kriterien sei damit eben nicht Idee damit „venture-tauglich,“ so die Panelisten; manchmal müsse man auch wissenschaftlich herausragende Konzepte ziehen lassen, wenn sie keinen klaren Marktweg versprechen.

Dass viele junge Biotech-Unternehmen bereits heute konsequent an der Umsetzung der diskutierten Venture-Capital-Erfolgsfaktoren arbeiten, zeigte sich eindrucksvoll in der Pitch-Session „New Kids on the Block in Medical Biotech“, moderiert von Dr. Natalya Baltrukovich und Dr. Katharina Severin vom High-Tech Gründerfonds. Hier präsentierte eine Auswahl ambitionierter Gründer:innen, wie wissenschaftliche Exzellenz, Differenzierung und klare Marktvision in konkrete Geschäftsmodelle übersetzt werden.

Moderation des Symposiums „New Kids on the Block in Industrial Biotech“ von Dr. Holger Bengs, BCNP

AVOCET Biosciences (Dr. Sabine Maamari) etwa überzeugte mit einem inhalierbaren RNA-Therapiekonzept gegen virale Bedrohungen und demonstrierte eindrucksvoll, wie medizinischer Bedarf („unmet need“) und technologische Innovation zusammenfinden können. Auch CARTemis Therapeutics (Dr. Anthea Wirges) ging mit einem klaren Target-Ansatz in Richtung therapeutischer Relevanz: Durch die Fokussierung auf den Marker CXCR5 soll das volle Potenzial von CAR-T-Zellen erschlossen werden. Ein weiteres Beispiel für datengetriebene Differenzierung lieferte Prosperodes (Dr. Thorsten Lührs), das mit KI-gestützter Subtypisierung von neurodegenerativen Erkrankungen die Tür zur präzisen Therapieentwicklung aufstößt. SRTD Biotech (Dr. Georg Lautscham ) adressiert die Selektivität von mRNA-Therapeutika, indem es deren Aktivierung an zellspezifische Signale koppelt – ein entscheidender Schritt in Richtung Sicherheit und Wirksamkeit. Mit hochspezialisierten Targets arbeitet auch Avano Therapeutics (Dr. Birgit Zech), das die bislang schwer zugängliche Phosphatase-Klasse therapeutisch erschließen will. Umlaut.bio (Dr. Karsten Fischer) bringt mit der Analyse von tRNA-Modifikationen ein bislang kaum adressiertes Feld in die Arzneimittelentwicklung ein, während Prosion Therapeutics (Dr. Slim Chiha) gezielt die Lücke zwischen Small Molecules und Biologics zu schließen versucht – mit dem Ziel, das „Undruggable“ therapierbar zu machen.

Pitch von MEDEA

MEDEA Biopharma (Rüdiger Trojok) adressierte ein besonders brisantes Thema: Antibiotikaresistenzen. Das Start-up setzt auf spezifische Bakteriophagen, die gezielt krankmachende Bakterien eliminieren – ein hochpräziser und natürlicher Therapieansatz mit enormem Zukunftspotenzial.

Auch im Bereich Industrial Biotech wurde deutlich, wie junge Unternehmen mit innovativen Ansätzen auf drängende ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen reagieren – und dabei wichtige Erfolgsprinzipien wie Marktverständnis, technologische Differenzierung und Skalierbarkeit im Blick behalten.

Pitch von BlueActivity

BlueActivity (Lars Havighorst) präsentierte eine biobasierte Lösung zur Optimierung industrieller Wasserkreisläufe – ein Ansatz, der Effizienz und Nachhaltigkeit vereint, indem funktionale Mikroorganismen den Reinigungsprozess übernehmen, ohne empfindliche Strukturen anzugreifen. Sweethoven Biotech (Dr. Marcel Hövels), Gewinner des Publikumsvotings, überzeugte mit der Entwicklung eines gesunden Zuckerersatzes, der schmeckt wie echter Zucker, aber keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel hat – ein Paradebeispiel für erfolgreiche Kombination von Gesundheitsnutzen und Konsumentenakzeptanz. Mit einem datengetriebenen Beitrag zur Bioprozessoptimierung stellte LABMaiTE (Roman Melachrinos) eine KI-basierte Plattform vor, die Produktionsabläufe in der Biomanufacturing-Industrie intelligenter und effizienter macht.

Pitch von Zymofix

Zymofix (Emile Redant) rückte die Rolle von Mikroorganismen als nachhaltige Helfer in industriellen Prozessen in den Mittelpunkt – und lieferte damit eine klare Vision für eine zirkuläre Bioökonomie. Und auch AgriBluBio (Dr. Anne Vortkamp) stellte einen innovativen Beitrag zur nachhaltigen Landwirtschaft vor: Mit neuartigen biobasierten Chitosanen sollen Pflanzen widerstandsfähiger werden – ganz ohne chemische Belastung für Umwelt und Böden.

Die DBT 2025 boten so nicht nur eine Bühne für visionäre Ideen, sondern auch eine klare Standortbestimmung für Venture Capital in den Life Sciences. Erfolgsfaktoren wie Differenzierung, Datenvalidität, ein klar adressierter medizinischer Bedarf und ein skalierbares Geschäftsmodell sind längst keine abstrakten Kriterien mehr – sie sind gelebte Realität in den Laboren und Strategien der nächsten Start-up-Generation.

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Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.