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Darin bezeichnete Hubert Birner das Jahr 2020 zunächst als „bislang maximal erfolgreiches Finanzierungsjahr für die Biotechnologie auf beiden Seiten des Atlantiks“. Während man in den USA vor allem Finanzierungen der Serie A und B zu sehen bekomme, seien es in Europa überwiegend spätere Finanzierungen, bis hin zu Serie D-Abschlüssen. Auch gäbe es eine Rekordzahl an neuen Fonds in Europa sowie einen klaren Anstieg von Biotech-Börsengängen, der allerdings zu Lasten des M&A-Geschäfts ginge. „Corona funktioniert als Beschleuniger für die gesamte Industrie“ so Birner. Es komme viel Geld in den neuen Markt, dies könne für die Gründung vieler neuer Biotech-Firmen sorgen.
Finanzierung: Alles neu in Zeiten von Corona?
Andreas Huber von Bayern Kapital bestätigte diese positive Sichtweise. „Wir haben neues Geld geraist und unseren Wachstumsfonds II gestartet“, so Huber. Man habe gute Deals abgeschlossen und die Pays aus 2019 gehalten. „Wir sind im Soll“, unterstrich Huber. Er zeigte sich darüber hinaus erfreut darüber, dass die Bewertungen von Biotech-Unternehmen hierzulande in einem vernünftigen Rahmen verlaufe. Allerdings dürfe man sich auf den aktuellen Erfolgen deutscher Biotech-Unternehmen nicht ausruhen. „Ein paar Leuchttürme allein reichen nicht“, unterstrich Huber. Es brauche mehr privates Kapital in der Szene. Positiv bewertete Huber den Ausbau der Forschungsfinanzierung.
Viola Bronsema vom Verband BIO Deutschland verwies mit rund zwei Mrd. EUR auf die hohen Kapitaleinnahmen deutscher Biotechs allein in diesem Jahr. Natürlich müsse man die hohen Finanzierungssummen der Unternehmen CureVac und BioNTech herausrechnen. Trotzdem: „Biotech ist im Moment voller Energie“, so die Geschäftsführerin von BIO Deutschland. Viele Firmen stellten gegenwärtig ihre Forschung und Entwicklung auf Corona um, und dies auf eigenes Risiko.
Trotz neu beschlossener Hilfsprogramme für Unternehmen in Corona-Zeiten appellierte Viola Bronsema daran, dass der Staat nicht aus seiner weiteren Verantwortung genommen werden dürfe. „Trotz des vielen Geldes, welches aktuell und bei Bedarf in die Unternehmen fließe, müsse man weiterhin darauf pochen, dass die Politik die Rahmenbedingungen für Biotech-Unternehmen verbessert“, so Bronsema. Den Einstieg des Bundes beim Unternehmen CureVac über die KfW bezeichnete Bronsema als „industriestrategische Überlegung“, jedoch bedürfe es bei vergleichbaren Aktionen künftig auch mehr Transparenz, um entsprechende Entscheidungen verständlich nachvollziehen zu können. Auch künftig müsse die deutsche Biotechnologie gut aufgestellt sein. „Nach der Pandemie ist vor der Pandemie“, schloss die Geschäftsführerin von BIO Deutschland.
Die gute Stimmung in der Biotech-Szene bestätigte auch Holger Reithinger von Forbion. So habe der Investor seinen letzten Fonds aus dem Jahr 2018 schnell investieren können, aktuell werde ein neuer Fonds aufgebaut. Die Corona-Krise habe das Fundraising nicht maßgeblich beeinflusst. „Aktuell sehen wir eine hohe Dynamik im Markt, es wird schnell investiert“, so Reithinger. Er verwies einschränkend allerdings auf die seiner Meinung nach zu hohen Bewertungen insbesondere auf den US-Märkten. Er begründete dies mit dem zyklischen Umfeld, wonach viel Geld im Markt automatisch zu hohen Bewertungen führe. Zudem verwies Reithinger auf den Charakter der Biotechnologie als absolute Zukunftsindustrie. „Wir sind nicht nur systemrelevant“, so Reithinger. So sei auch der Einstieg des Bundes beim Unternehmen CureVac eine „Feuerlöschaktion“ gewesen, die auch dazu diente, Versäumnisse aus der Vergangenheit wiedergutzumachen.