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Mit einer hohen sechsstelligen Summe hat das Biotech-Unternehmen 4GENE eine weitere Investitionsrunde abgeschlossen. Neben den Gründungsgesellschaftern wie dem HTGF beteiligten sich Goldmann International sowie die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg an der Finanzierungsrunde. 2019 hatte eine erste Finanzierungsrunde im 7-stelligen Bereich das start-up der Münchner Technischen Universität mit Investoren aus Baden-Württemberg zusammengebracht, was u.a. zu einer Hauptsitzverlagerung nach Heilbronn führte. Das Gründerteam startete als Spin-Off der Professur Biotechnologie der Naturstoffe bei Prof. Dr. Wilfried Schwab an der Technischen Universität München. Im Rahmen einer EXIST Forschungstransfer Förderung wurde dabei in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Ralf Takors am Institut für Bioverfahrenstechnik der Universität Stuttgart der Proof-of-Concept für den Herstellungsprozess erbracht. Damit war der Grundstein für die erfolgreiche Gründung gelegt. Heute ist die 4GENE GmbH mit Sitz in Heilbronn und mit Betriebsstätten im Gründerzentrum IZB – Freising Weihenstephan sowie im IBVT der Universität Stuttgart tätig und beschäftigt derzeit etwa 6 Mitarbeiter. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun weitere Wirkstoffkandidaten für die Pharmaindustrie identifizieren sowie den weiteren Ausbau unserer Technologie-Plattform forcieren können“, sagte dazu Heimo Adamski, Geschäftsführer von 4GENE. Bereits erfolgreich umgesetzt wurde die Technologie für Paracetamol, das in Versuchen in ein Glycosid umgewandelt wurde. Das Paracetamol-Derivat ist durch 4GENE bereits zum Patent angemeldet und ermöglicht voraussichtlich eine zeitlich planbare und zudem schonendere Aufnahme durch den menschlichen Organismus.
4GENE´s einzigartige Technologie
Ursprünglich wurde die Technologie für Duft- und Aromastoffe in der Kosmetik und Parfümindustrie entwickelt und, um ein Dufterlebnis in Cremes, Lotionen und Parfüms über einen bestimmten Zeitraum durch langsamere Freisetzung der Stoffe zu gewährleisten. Der Mechanismus kann auch in der Lebensmittelindustrie und für Medikamente genutzt werden. Im Fall eines Wirkstoffs findet die Freisetzung im Körper durch mikrobielle oder menschliche Glukosidasen statt, wahlweise über den Speichel bei Einnahme wie auch später im Darm. „Die Technologieplattform von 4GENE ist einzigartig. Das Unternehmen hat es geschafft, diese Glykosylierung für eine Massenproduktion tauglich zu machen und Anwendungen in den unterschiedlichsten Industrien neu zu erfinden. Daher ist uns die Entscheidung für die Aufstockung unseres Investments leicht gefallen“, sagt Mattias Götz, Leiter des VC Fonds bei der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg.
4GENE sucht Industriepartner
Die Plattform-Technologie kann für eine Vielzahl von kleinen Molekülen unterschiedlichster Ausprägung – Aromen, Düfte und pharmazeutische Wirkstoffe – genutzt werden. Die jeweiligen Produkte können von der Industrie problemlos weiterverarbeitet werden, auch mit den bestehenden Prozessen. „Wir ermöglichen mit dieser Technologie eine neue Möglichkeit zur Patentierung bereits bestehender Stoffe. Mit einigen Unternehmen arbeiten wir bereits auf Versuchsebene zusammen, weitere Partner aus der Industrie – ob Kosmetik, Lebensmittel, Maschinenbau oder Pharma – sind uns herzlich willkommen zur Entwicklung marktreifer Produkte“, erklärt Heimo Adamski. Die Plattform-Technologie wird fortlaufend optimiert, die Bibliothek der Wirk- und anderen glykosylierten Stoffe erweitert sich ständig und steht kurzfristig der Industrie zur Verfügung, aktuell beliefere das Unternehmen bereits die Entwicklungsabteilungen führender Konzerne mit verschiedensten programmierten Aromastoffen für Anwendungen in der Kosmetik-, Lebensmittel-, Pharma- und technischen Industrie.
Autor/Autorin
Dr. Georg Kääb ist seit 1. Februar Redaktionsleiter der Plattform LifeSciences. Davor war er über 10 Jahre Manager Communications bei der Biotech-Netzwerkagentur BioM. Von der Ausbildung her Biologe waren die ersten Berufsstationen als freier Journalist bei u.a. Süddeutscher Zeitung sowie DIE ZEIT und dann ebenfalls ein gutes Jahrzehnt als Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift des Verbandes dt. Biologen, vdbiol.