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Die BRAIN Biotech AG hat eine gemeinsame Entwicklungsvereinbarung (Joint Development Agreement, JDA) mit TransCode Therapeutics, Inc. unterzeichnet, einem RNA-Onkologie-Unternehmen, das sich für eine effektivere Behandlung von Krebs mittels RNA-Therapeutika einsetzt. Ziel des JDA ist die gemeinsame Entwicklung einer Plattformtechnologie, die eine Klasse-2-CRISPR-Nuklease mit TransCodes TTX-Nukleinsäure-Transportplattform zur Behandlung von Krebs kombiniert. Bei der Klasse-2-CRISPR-Nuklease handelt es sich um die zellabtötende G-dase E, die vom Geschäftsbereich Akribion Genomics der BRAIN Biotech AG entwickelt wurde.

TransCode: Systemische Verabreichung von zielgerichteten Therapeutika auf Nukleinsäurebasis

Die proprietäre TTX-Plattform von TransCode ermöglicht die systemische Verabreichung von zielgerichteten Therapeutika auf Nukleinsäurebasis zur Bekämpfung von Tumoren und Metastasen. Die proprietäre Nuklease der in Gründungsplanung befindlichen Akribion Genomics ist darauf spezialisiert, selektiv genomische Merkmale in Zielzellen aufzuspüren, basierend auf der Existenz spezifischer RNA-Biomarker. Die Kombination dieser Technologien könnte das Potenzial von CRISPR-artigen Zell-Targeting-Ansätzen zur Behandlung von Krebserkrankungen erschließen.

Darüber hinaus unterzeichneten beide Unternehmen eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU), um die kombinierten Technologien in Form von Auslizenzierungsvereinbarungen gemeinsam zu vermarkten. „Die spezifische Depletion von Krebszellen auf der Basis von RNA-Biomarkern ist ein neuartiger und wirkungsvoller Ansatz“, erklärt Dr. Dirk Sombroek, Mitglied des Akribion-Genomics-Teams von BRAIN Biotech. „Die Partnerschaft mit TransCode und eine gemeinsame Entwicklung könnten das Potenzial unserer proprietären Nukleasen für therapeutische Anwendungen entfesseln“, so Sombroek weiter.

Dr. Zdravka Medarova, Mitbegründerin und CTO von TransCode, kommentiert: „Um das Versprechen einer Klasse-2- CRISPR-Toolbox in der Onkologie zu erfüllen, ist es entscheidend, einen hochspezifischen und gezielten Transport an die Tumorzellen zu erreichen. Diese Fähigkeit setzt ein sicheres und wirksames Vehikel zur Verabreichung voraus – was wir von TTX von TransCode erwarten – und ein sehr präzises Werkzeug zur Zelldepletion – was wir von den G-dase-E-Nukleasen von BRAIN Biotech glauben.“ Die Kombination dieser Technologien könnte die Entwicklung weiterer von CRISPR abgeleiteter, auf RNA-Biomarker abzielende Medikamente ermöglichen, die gegen bisher nicht zugängliche, aber bedeutende therapeutische Ziele bei Krebs wirksam sind, so Medarova weiter.

Diese Partnerschaft habe das Potenzial, ein in seiner Funktion einzigartiges Werkzeug zur Krebsbekämpfung zu entwickeln, da es im Gegensatz zu anderen therapeutischen Kandidaten nicht auf der Hemmung oder Anreicherung von krebsrelevanten genetischen Zielen beruhe, sondern so konzipiert sei, dass es eine Zelle gezielt durch eine kritische Störung von Signalwegen direkt abtötet, sagte Michael Dudley, Mitbegründer, Präsident und CEO von TransCode.  Dudley fügt hinzu: „Der Zeitpunkt dieser Partnerschaft ist ideal, da wir gerade dabei sind, eine erste Studie am Menschen zu starten, um die Fähigkeit von TTX zur Bekämpfung klinischer Metastasen zu demonstrieren.“

TransCode hat eine Plattform von Wirkstoffkandidaten entwickelt, die auf eine Vielzahl von Tumorarten zugeschnitten sind. Der Hauptkandidat des Unternehmens, TTX-MC138, ist auf die Behandlung von metastasierendem Krebs ausgerichtet, der vermutlich für etwa 90% aller Krebstodesfälle verantwortlich ist, d.h. für über neun Millionen Todesfälle weltweit pro Jahr.

Zwei weitere Arzneimittelkandidaten des Unternehmens, TTX-siPDL1 und TTX-siLIN28B, zielen auf die Behandlung von Tumoren durch gezielte Wirkung gegen PD-L1 bzw. LIN28B ab.

TransCode hat außerdem drei Krebstyp-agnostische Programme: TTX-RIGA, ein RNA-basierter Agonist des Retinolsäure-induzierbaren Gens I (RIG-I), der eine Immunreaktion in der Mikroumgebung des Tumors auslösen soll; TTX-CRISPR, eine CRISPR/Cas9-basierte Therapieplattform für die Reparatur oder Eliminierung von krebsverursachenden Genen in Tumorzellen; und TTX-mRNA, eine mRNA-basierte Plattform für die Entwicklung von Krebsimpfstoffen, die zytotoxische Immunreaktionen gegen Tumorzellen auslösen sollen.

BRAIN mit guten Umsatzzahlen

Parallel gab BRAIN aktuelle Umsatzzahlen bekannt: Demnach verbesserte sich der Finanzmittelbestand sich im Vergleich zum Vorquartal um 2,4 Mio. EUR auf 10,8 Mio. EUR und beinhaltet den Veräußerungserlös der L.A. Schmitt GmbH.

Der Umsatz der BRAIN-Gruppe wuchs im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 auf 13,7 Mio. EUR. Im Vergleich zum Vorjahr (10,2 Mio. EUR) bedeutet dies eine Steigerung von 34,5 %. Auf organischer Basis – also ohne die Akquisition der Breatec-Gruppe und den Verkauf der L.A. Schmitt GmbH – stieg der Umsatz ebenfalls um 19,4 %.

Dieser organische Umsatzanstieg wurde von beiden Segmenten getragen. Die Gesamtleistung stieg mit 13,5 Mio. EUR um 3,1 Mio. EUR. Das bereinigte EBITDA der BRAIN Biotech AG ging im ersten Quartal leicht von -0,3 Mio. EUR auf -0,4 Mio. EUR zurück, was nach Unternehmensangaben auf höhere Personalaufwendungen und höhere Investitionen in Projekte zurückzuführen ist.

Entwicklung der Segmente

Das Segment BioIndustrial umfasst hauptsächlich das Geschäft der Gruppe mit Produkten für den industriellen Maßstab. Der Umsatz im Segment BioIndustrial wuchs um 43,5 % von 7,4 Mio. EUR auf 10,6 Mio. EUR. Auf organischer Basis, d.h. ohne die Akquisition der Breatec-Gruppe, stieg der Umsatz um 23 %.

Das Segment BioScience umfasst das Forschungs- und Entwicklungsgeschäft mit Industriepartnern sowie die eigene Inkubator-Pipeline. Die Umsätze im Segment BioScience stiegen organisch um 10,5 % von 2,8 Mio. EUR auf 3,1 Mio. EUR. Dieser Umsatzanstieg sei demnach vor allem auf größere Projektvolumina mit Bestandskunden und gezielte Preiserhöhungen bei erbrachten F&E-Dienstleistungen zurückzuführen.

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Die Redaktion der Kapitalmarkt Plattform GoingPublic (Magazin, www.goingpublic.de, LinkedIn Kanal, Events) widmet sich seit Dezember 1997 den aktuellen Trends rund um die Finanzierung über die Börse. Ob Börsengang (GoingPublic) oder die vielfältigen Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen (Being Public), präsentiert sich GoingPublic cross-medial als Kapitalmarktplattform für Emittenten und Investment Professionals.