ImmunOs hat es sich zur Aufgabe gemacht, neuartige Therapien zur Modulation des menschlichen Immunsystems für die Behandlung schwerer Krankheiten zu entwickeln. Das Unternehmen konzentriert sich auf Anwendungen in den Bereichen Krebs und Autoimmunkrankheiten. Von Urs Moesenfechtel
Die Modulation des Immunsystems zur Behandlung von Krebs und Autoimmunkrankheiten ist eine zentrale Herausforderung, denn bei Krebs können sich Tumore dem Immunsystem entziehen, während bei Autoimmunkrankheiten das Immunsystem gesunde Zellen angreift.
Stärkung der Immunantwort gegen Krebs
An dieser Stelle kommt ImmunOs ins Spiel. Das Unternehmen entwickelt innovative Therapien, die die Immunantwort gegen Krebs stärken und die Immunantwort bei Autoimmunerkrankungen normalisieren. Der Ansatz von ImmunOs beruht auf seiner proprietären Technologieplattform, die auf Humanen Leukozytenantigenen (HLA) basiert. Diese ermöglicht die Entwicklung von Immuntherapeutika für die Behandlung von Krebs und Autoimmunkrankheiten. Spezifische HLA-Moleküle, die das Immunsystem aktivieren, dienen dazu als Grundlage. Für Autoimmunkrankheiten entwickelt ImmunOs innovative Therapien, die die Aktivierung von Immunzellen durch HLA-Signalwege blockieren. „Wir wollen das Potenzial neuartiger Krebsimmuntherapien ausschöpfen und den Bedarf an wirksamen Behandlungen für fortgeschrittene Tumore und unheilbare Tumorarten decken. Gleichzeitig eröffnen wir neue Wege für die Behandlung von Autoimmunkrankheiten“, sagt CEO Sean R. Smith.
Die Besonderheit: Mehrere Checkpointrezeptoren gleichzeitig anvisieren
Der führende Produktkandidat von ImmunOs ist IOS-1002, ein Inhibitor der Leukozyten-Immunglobulin-ähnlichen (LILRB-) und Killerzellen-Immunglobulin-ähnlichen (KIR-)Rezeptoren. Er blockiert die Aktivierung von drei verschiedenen immunsuppressiven Rezeptoren auf Zellen des angeborenen und adaptiven Immunsystems, die auch als Checkpoints bezeichnet werden. Präklinische Studien haben gezeigt, dass IOS-1002 die Mikroumgebung des Tumors verändert und dessen Infiltration durch verschiedene Immunzellen bewirkt. In Tiermodellen führte dies zu einer signifikanten Verkleinerung des Tumors (bis zu 90%) und einer verbesserten Überlebensrate, sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Behandlungen. Der Ansatz von ImmunOs unterscheidet sich von dem der Wettbewerber, da IOS-1002 gleichzeitig auf mehrere LILRB-Rezeptoren und einen KIR-Rezeptor abzielt und nicht auf einen einzelnen Checkpointrezeptor. Die Hauptvorteile des Ansatzes von ImmunOs sind seine Multifunktionalität, die Fähigkeit, mehrere Immun-Checkpoint-Targets gleichzeitig anzusprechen, und die Möglichkeit, es sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Therapien einzusetzen.
Lücken in der medizinischen Versorgung schließen
Das Marktpotenzial für neuartige Krebsimmuntherapien ist nach wie vor groß – die derzeit verfügbaren Immuntherapien sind nur zur Behandlung bestimmter Tumorarten zugelassen und wirken je nach Tumorart im Allgemeinen nur bei 5% bis 25 % der Patienten. Es besteht ein erheblicher ungedeckter medizinischer Bedarf an Krebsimmuntherapien für fortgeschrittene Tumore oder unbehandelbare Tumorarten. Gleichzeitig müssen neuartige Immuntherapien auch in Kombinationstherapien eingesetzt werden können. Das Marktpotenzial für neuartige Behandlungen von Autoimmunkrankheiten ist ebenfalls enorm.
Fortschreitende klinische Entwicklung: ImmunOs’ Phase-I- und zukünftige Phase-II-Studien
ImmunOs hat mit IOS-1002 ein wissenschaftliches Konzept der Universitäten Zürich und Basel erfolgreich in die klinische Entwicklung überführt: Das Unternehmen plant, die laufende Phase-I-Studie abzuschließen und auf der Grundlage der Ergebnisse mit einer Phase-II-Studie fortzufahren, um die klinische Entwicklung voranzutreiben. Ebenso arbeitet es an seiner präklinischen Pipeline neuartiger Immuntherapien für Krebs und Autoimmunerkrankungen. ImmunOs hat bereits beträchtliche Investitionen erhalten, darunter eine Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 74 Mio. USD im Juni 2022, an
der sich namhafte Investoren wie Samsara BioCapital, Lightspeed Venture Partners, Gimv, Pfizer Ventures, BioMedPartners, Mission BioCapital, Fiscus Financial, GL Capital, PEAK6 Strategic Capital und Schroder Adveq beteiligten. ImmunOs plant derzeit, seine klinischen Studien unabhängig durchzuführen. Kooperationen mit anderen Partnern sind nicht vorgesehen. „Mit einer starken finanziellen Basis und vielversprechenden therapeutischen Ansätzen sind wir führend im Immuntherapiesektor und wollen weiter wachsen und unsere Pipeline voranbringen“, so COO Jeffrey Abbey.
Gründung: 2017
Standorte: Schweiz (Hauptsitz), USA, Australien
Tätigkeitsbereich/Branche: Biotechnologie, Immuntherapie
Anzahl Mitarbeiter: 21
Internet: www.immunostherapeutics.com
Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe Finanzieren & Investieren 2_23 erschienen, die Sie hier herunterladen können.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.