Die ITM Isotope Technologies Munich SE (ITM) hat eine neue Produktionsstätte zur Herstellung von therapeutischen Radionukliden in Neufahrn bei München eröffnet. Es handelt sich um die weltweit größte Anlage zur Herstellung von Lutetium-177, einem medizinischen Isotop, das in der Krebstherapie eingesetzt wird. Aufgrund seiner medizinischen Eigenschaften hat Lutetium-177 als Ausgangsmaterial zur Herstellung vieler Radiotherapeutika in den vergangenen Jahren weltweit an Bedeutung in der Präzisionsonkologie gewonnen.
ITM: Kleinste Gewebeveränderungen können gezielt behandelt werden
Nach voller Inbetriebnahme der neuen Produktionsstätte NOVA wird ITM nach eigenen Angaben ihre Kapazitäten für die Versorgung von Kliniken, Pharmapartnern und der eigenen Medikamentenpipeline um das Zehnfache erhöhen.
„Radiopharmazeutische Forschung und Entwicklung spielen in der Medizin seit Jahren eine immer größere Rolle. Die nun durch ITM eröffnete, weltweit größte Anlage zur Produktion von Lutetium-177 für zielgerichtet Radionuklidtherapien gegen Krebs ist daher ein wichtiger Meilenstein – sowohl für das Unternehmen, den Forschungs- und Produktionsstandort Bayern insgesamt und natürlich die Patienten“, kommentierte Dr. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien anlässlich der Eröffnung.
Erste Testläufe beginnen in Kürze
ITM wird den neuen Produktionsstandort im NOVA Neufahrn Gewerbepark zusätzlich zu ihrer bereits bestehenden Herstellungsanlage IAZ am Hauptstandort in Garching bei München betreiben. Alle zur Inbetriebnahme notwendigen technischen Zulassungsarbeiten sowie behördlichen Abnahmen haben begonnen oder sind terminiert. Die ersten Testläufe der Anlage sind in den nächsten Monaten geplant, letzte behördliche Genehmigungen im kommenden Jahr.
Technologisch auf dem Stand der Industrie 4.0 erreicht der neue Produktionsort auf rund 7.000 m2 einen hohen Grad an Automatisierung in Produktionsprozess und interner Logistik. Im Zusammenspiel mit seiner direkten Anbindung zum Münchner Flughafen ermöglicht er den zeitnahen Versand der kurzlebigen therapeutischen Isotope und Radiopharmazeutika weltweit. Der neue Standort bietet Reinräume, Labore und Büros, die von bis zu 200 Mitarbeitenden für Forschung sowie die radiopharmazeutische Herstellung und aseptische Produktion mit höchsten Qualitätsstandards genutzt werden können.
Radionuklidtherapie: Innovativer Ansatz zur Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen
Bei der gezielten Radionuklidtherapie werden sehr kleine Mengen radioaktiver Verbindungen zur Diagnose und Behandlung verschiedener solider Tumorerkrankungen verwendet. In vivo injiziert, sammeln sich Radiopharmazeutika direkt im betroffenen Organ oder Tumor an, wodurch umliegendes gesundes Gewebe weitgehend geschont wird. Die hohe Spezifität der radiopharmazeutischen Diagnostik und Therapie hat das Potenzial selbst kleinste Gewebeveränderungen wie Tumormetastasen zu erkennen und gezielt zu behandeln. Aufgrund dieser Eigenschaften und ihres Sicherheitsprofils wird die Radionuklidtherapie daher bereits in der Behandlung unterschiedlicher Krebsarten wie neuroendokrine Tumoren (NETs) sowie bestimmter metastasierter Prostatatumoren eingesetzt.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.