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GoingPublic: Herr Wehkamp, ist denn ein wesentlicher Anstieg von W&I-Claims zu verzeichnen?

Wehkamp: Die Statistiken der meisten Versicherer und Makler gehen eher von einer stagnierenden Quote an Schadensmeldungen aus, die je nach Quelle zwischen 10% bis 20% in Relation zur Anzahl der insgesamt abgeschlossenen W&I-Policen liegt. Die absolute

Jan Wehkamp ist Co-Head bei Funk M&A Services

Anzahl der W&I-Schadenfälle hingegen steigt seit Jahren, was letztlich der hohen Nachfrage nach und Anzahl an jährlich abgeschlossenen W&I-Policen folgt. Dieser Effekt mag noch verstärkt sein durch die gesunkenen Selbstbehalte sowie versicherungsnehmerfreundliche Verbesserungen (z.B. Knowledge Scrapes, Erweiterungen relevanter Definitionen) in den Policen.

Es werden demnach nur die wenigsten Garantieverstöße öffentlich gemacht?

Die Anzahl publik gemachter Dispute nach M&A-Transaktionen ist seit jeher überschaubar. Inhaltlich geht es bei Garantieverletzungen aus dem Kaufvertrag im DACH-Raum meist um Sachverhalte mit Steuer- oder Bilanzbezügen, vor denen auch die sorgfältigste Due Diligence manchmal nicht bewahrt. Doch dem aufmerksamen Betrachter bleibt nicht verborgen, dass im Bereich der W&I-Claims durchaus Bewegung herrscht. So gut wie alle W&I-Versicherer verstärken stetig ihre Schadenabteilungen, Anwaltskanzleien und Berater spezialisieren sich auf M&A-Streitigkeiten im Zusammenhang mit W&I-Policen.

Mehr Claims, mehr Service – bedeutet das bald anziehende Preise bei den Policen?

Wir gehen nicht davon aus, dass durch diese Entwicklung Policen in naher Zukunft teurer oder Schäden schwerer durchzusetzen sein werden. Die zunehmende Professionalisierung ist sehr zu begrüßen, denn die Bewertung der rechtlichen und wirtschaftlichen Anspruchsgrundlagen ist alles andere als trivial. Wenn alle Beteiligten aus einer informierten Position heraus verhandeln, kann hierdurch der Schaden zügig und effizient reguliert werden. Gleichzeitig bildet dies die Grundlage dafür, dass das Vertrauen in die W&I-Versicherung Bestand haben kann.

Sehr geehrter Herr Wehkamp, vielen Dank für die interessanten Einblicke.

Das Kurzinterview führte Stefan Preuß.

Autor/Autorin

Stefan Preuß
Redaktionsleiter at GoingPublic Media AG | Website

Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".