Im ersten Halbjahr dieses Jahres verzeichneten Unternehmen aus der Chemie- und Pharmabranche insgesamt 669 Übernahmen und Fusionen und damit etwas mehr als im Vorjahreszeitraum (Vorjahr: 629). Das Volumen ging dabei von 247 Mrd. auf 123 Mrd. USD zurück, da insbesondere Pharmaunternehmen in vergleichsweise kleinere Deals investierten. Allerdings kündigen sich für den weiteren Verlauf des Jahres in beiden Sektoren einige sehr große Deals an. Dies zeigt eine aktuelle KPMG-Analyse, die auf Zahlen von Thomson Reuters beruht.
Pharmasektor: Biotech-Unternehmen als attraktive Targets
In der Pharmabranche kam es im ersten Halbjahr 2016 zu insgesamt 339 abgeschlossenen Transaktionen mit einem Gesamtwert von 86 Mrd. USD – das bedeutet einen Rückgang des Dealvolumens auf rund ein Drittel im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 (221 Mrd. USD).
Vir Lakshman, Leiter des Bereichs Chemie und Pharma bei KPMG Deutschland, nannte verschiedene Ursachen, für den nachlassenden „Appetit“ der Pharmafirmen: „Zum einen haben vergleichsweise volatile Aktienmärkte die Unternehmen vorsichtiger werden lassen. Zudem hat die US-Regierung Konzernen bekanntlich erschwert, ihre Konzernzentrale in Länder mit niedrigeren Steuersätzen zu verlagern. Eine Folge davon war unter anderem, dass Pfizer im April dieses Jahres die geplante Übernahme von Allergan wieder abgesagt hat“, so Lakshman.
Übernahmen im Onkologie-Bereich erwartet
Beispiele aus dem Onkologie-Markt zeigen aber, so Lakshman weiter, dass Pharmaunternehmen weiterhin auf milliardenschwere Übernahmen setzen um ihre Positionierung in lukrativen Wachstumsmärkten auszubauen. Insbesondere Biotech-Unternehmen seien attraktive Targets, zumal sich die Umsätze im Onkologie-Markt Studien zufolge von 83 Mrd. auf fast 190 Mrd. USD in 2022 mehr als verdoppeln sollen – so die Meinung des KPMG-Experten.
Drei Mega-Deals im Pharmasektor
Die drei größten Deals im Pharmasektor waren im ersten Halbjahr für fast 60% des gesamten Investitionsvolumens verantwortlich. Allen voran die 32 Mrd. USD-Akquisition des US-Biotech-Unternehmens Baxalta durch Shire. Zudem schloss Abbvie im zweiten Quartal die Übernahme des US-Biotech-Stammzellenspezialisten Stemcentrx ab, um sich Zugang zu einem potentiell bahnbrechenden Heilmittel gegen Lungenkrebs zu sichern. Mit einem Wert von bis zu 9,8 Mrd. USD ist dies eine der fünf größten Transaktionen eines Venture Capital-finanzierten Unternehmens überhaupt und eine weitere Maßnahme Abbvies, um die Abhängigkeit vom Rheuma-Medikament Humira zu verringern, dessen Patent Ende 2016 ausläuft. Im zweiten Quartal offerierte zudem Sanofi 9,4 Mrd. USD für den Biotech-Krebsspezialisten Medivation, um ihr Portfolio zu verstärken.
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