Bildnachweis: RE-SHIRT GbR, Alexander Fthenakis.
Die RE-SHIRT GbR aus München will mit ihrer einzigartigen, reversiblen Textildruckfarbe „Magic Ink“ den Einsatz von Einwegtextilien reduzieren und so wertvolle Ressourcen schonen.
„It’s a kind of magic“ prangt in großen Lettern auf den T-Shirts der Spendenläufer – Eltern und Kinder aus dem Kindergarten im Viertel, die mit ihrem Lauf einen neuen Spielplatz ermöglichen wollen. Ganz im Sinne des Queen-Songs soll an diesem Tag ein kleines Wunder geschehen: 5.000 Euro gilt es zu erlaufen. Um das Ziel zu erreichen, unterstützt eine Lebensmittelkette die Aktion und nutzt die Gelegenheit, sich als Sponsor zu präsentieren. Unterhalb des Mottos prangt daher ihr Logo auf den T-Shirts der Läufer. Die Stimmung ist elektrisierend, die Menge fiebert mit, und dann ertönt der Startpfiff.
Ein voller Erfolg und ein bleibendes Problem
Die Spendenaktion war ein voller Erfolg: Der neue Spielplatz konnte gebaut werden – ein Ort, der nun täglich von Kinderlachen und lebendiger Gemeinschaft erfüllt ist. Doch zurück bleiben nicht nur die schönen Erinnerungen an das Erreichte, sondern auch die T-Shirts, die an diesem Tag das Gemeinschaftsgefühl und die „Magie“ symbolisierten. Sie haben ihren Zweck erfüllt und landen schon nach kürzester Zeit ungetragen in Schränken – oder wurden längst entsorgt.
Die Lösung von RE-SHIRT: Nachhaltigkeit durch „Magic Ink“
Abertausende solcher Veranstaltungen finden jedes Jahr statt – ob Firmenläufe, Charity-Events oder Festivals – und hinterlassen neben großartigen Momenten oft eine Spur aus kurzlebigen Textilien, die kaum eine zweite Chance erhalten. Dieses Problem adressiert die RE-SHIRT GbR aus München mit einer wegweisenden Lösung. Die Gründerinnen Anna Hadzelek und Emmy Schumacher haben mit ihrer innovativen Textildruckfarbe „Magic Ink“ eine nachhaltige Alternative für temporär bedruckte Textilien geschaffen. Ihre Vision: den textilen Single-Use-Sektor revolutionieren und Einwegkleidung durch kreislauffähige, ressourcenschonende Lösungen ersetzen. „Mit unserer „Magic Ink“ wollen wir Marketing- und Kommunikationsbedürfnisse mit Umweltbewusstsein verbinden, indem wir die Lebensdauer von Einmal-Textilien erhöhen.“, so Hadzelek. „So können wertvolle Ressourcen geschont werden.“
„It’s an ink of magic“
„Magic Ink“ ist eine Druckfarbe, die auf pflanzlicher Basis besteht und ein völlig neues Konzept verfolgt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Druckfarben, die dauerhaft auf Textilien haften sollen, ist „Magic Ink“ auswaschbar. Temporären Anforderungen hält sie problemlos stand – sei es Regen, Hitze oder Schweiß – nach der Nutzung lässt sie sich aber rückstandslos entfernen. „Insbesondere für B2B-Kunden wie Agenturen, Unternehmen und Eventveranstalter bieten wir so mit unserer „Magic Ink“ eine nachhaltige Alternative“, so Schumacher. Allein der europäische Markt für temporär genutzte bedruckte Textilien beläuft sich auf 48 Millionen Euro jährlich. „Mit unserer Druckfarbe in Kombination mit unserer Veredelungstechnik von Textilien und bei den von uns angestrebten Produktionszahlen von 15.000 RE-SHIRTs pro Monat, könnten jährlich bis zu 250 Millionen Liter Wasser eingespart und die Anzahl textile Abfälle im Vergleich zu konventionell bedruckten Single-Use-Textilien signifikant reduziert werden“, so Hadzelek.
RE-SHIRT im Wettbewerb
Im Vergleich zu indirekten Wettbewerbern – Druckereien, die konventionelle Druckverfahren einsetzen – positioniert sich RE-SHIRT mit ihrer speziellen Farbe und darauf abgestimmte Drucktechnik mit dem Alleinstellungsmerkmal „Reversibilität“.
Erfolgreiche Finanzierung und Partnerschaften
Nach ihrer Gründung im Januar 2022 und der Patenteinreichung im März 2023 konnte sich die RE-SHIRT GbR bereits erfolgreich Fördermittel in Höhe von 125.000 EUR aus dem Green StartUp-Programm[1] sichern. Zudem ist das Unternehmen Teil des EU-Projekts Convert2Green[2] und arbeitet gemeinsam mit Partnern aus Griechenland, Italien und Spanien an wichtigen Forschungsfragen, darunter Abwasserprüfungen und Ökobilanzanalysen. Derzeit bereitet RE-SHIRT eine erste Finanzierungsrunde vor, mit dem Ziel, bis 2026 profitabel zu werden. Die vorgesehenen Mittel in Höhe von 350.000 EUR sollen für die Erweiterung des Teams auf sieben Mitglieder, ein solides Marketingbudget sowie für kontinuierliche Forschung und Entwicklung eingesetzt werden. Ein Anlagenbau ist mit diesen Mitteln derzeit nicht geplant. Stattdessen liegt der Fokus darauf, die Druckfarbe auch für digitale Drucktechniken anzupassen, die im Gegensatz zum Siebdruck die Herstellung von Unikaten und Kleinserien ermöglichen. Langfristig plant RE-SHIRT, strategische Partnerschaften aufzubauen, um zunächst den europäischen Markt umfassend zu erschließen und die nachhaltige Vision des Unternehmens weiter voranzutreiben.
Blick in die Zukunft: Über den Textilsektor hinaus
Die Vision von RE-SHIRT geht dabei über den Textilsektor hinaus. Die Technologie hinter der „Magic Ink“ könnte künftig auch auf anderen Oberflächen Anwendung finden, wie zum Beispiel Kunststoffe, die im Verpackungsbereich zum Einsatz kommen. Vor Allem im Lebensmittelbereich sieht RE-SHIRT Anknüpfungspunkte. Zunächst steht jedoch das Ziel im Fokus, bedruckte Single-Use-Textilien in Europa durch Re-Shirts zu ersetzen und damit messbare ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu schaffen.
Kurzprofil RE-SHIRT GbR:
- Gründung: 01.01.2022
- Standort: München-Neuhausen
- Sektoren: Textilveredelung, Werbemittel
- Rechtsform: GbR, GmbH in Planung
- Mitarbeiter: 2
- Webseite: re-shirt.com
[1] Ein Förderprogramm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) https://www.dbu.de/foerderung/green-start-up/
[2] ein Förderprogramm innerhalb des europäischen Förderprogramms „Horizon Europe“ (https://convert2green.eu/), das die europäische Forschungszusammenarbeit stärken soll. re-shirt durfte innerhalb eines bestehenden Consortiums Forschungsfragen an die passenden Partner abgeben.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.