Bildnachweis: Foto: Rock Capital.
Nach einem (möglichen) Milliarden-Deal mit AstraZeneca 2017 und einem (möglichen) Milliarden-Deal mit Seattle Genetics 2018 hat es wieder Zoooom gemacht im Norden Münchens: die lange im Freisinger IZB angesiedelte Pieris Pharmaceuticals hat einen weiteren (möglichen) Milliarden-Deal mit der US-Tochter von Roche – Genentech – vereinbart.
Pieris erhält dabei 20 Millionen US-Dollar als Vorauszahlung und kann dann auf zusätzliche potenzielle Meilensteinzahlungen in Höhe von mehr als 1,4 Milliarden US-Dollar zuzüglich Lizenzgebühren für kommerzialisierte Programme hoffen – die berühmten „Bio-Dollars“ und damit ein Wechsel auf die Zukunft, aber die Größenordnung zeigt zumindest das denkbare Potential auf.
Pieris versucht sich an inhalativen Biologika
Die Zusammenarbeit umfasst erste Programme für Atemwegserkrankungen und Augenheilkunde mit der Möglichkeit, zusätzliche Programme zu definieren.
Pieris Pharmaceuticals, Inc. (an der NASDAQ gehandelt unter: PIRS), ist ein Biotechnologieunternehmen aus der Technischen Universität München mit Gründer Prof. Arne Skerra als einstigem wissenschaftlichem Ideengeber (ein historisch interessanter Link führt zum damaligen Gründerteam, das 2004 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert war, hat zwar nicht geklappt, aber die Hosenträger sind trotzdem sehr modern gewesen: https://www.deutscher-zukunftspreis.de/de/team-4-2004). Pieris entwickelt ganz neuartige Biotherapeutika über seine proprietäre Anticalin®-Technologieplattform für Atemwegserkrankungen, Krebs und andere Indikationen – ein Proteinscaffold der Antikörperbindungsdomäne nachempfunden, aber wesentlich kleiner und dennoch robust und im Biotech-Design auf vielfältige Bindungs-Spezifitäten zu trimmen.
Die Forschungszusammenarbeit wird es Pieris ermöglichen, seine robuste Entdeckungspipline mit den Zielen von Genentech sowie seiner präklinischen und klinischen Entwicklungskompetenz zu kombinieren, um neuartige Therapien für die Behandlung von Atemwegserkrankungen und Augenkrankheiten zu entwickeln. Diese beiden Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind in einzigartiger Weise für die Vorteile geeignet, die die geringe Größe von Anticalin-Proteinen bei lokaler Abgabe bietet.
„Wir freuen uns darauf, eng mit Genentech zusammenzuarbeiten, um neue inhalative und ophthalmologische Behandlungen auf der Basis der Anticalin-Plattform zu entwickeln. Diese Zusammenarbeit erweitert unsere partnerschaftlichen Bemühungen bei Atemwegserkrankungen und eröffnet unserer Anticalin-Technologie einen neuen Weg, um potenziell Patienten vor Ort zu unterstützen. Dies ist unsere zweite Atemwegsallianz mit einem großen Biopharma-Unternehmen. Wir setzen uns weiterhin intensiv für inhalative Biologika ein, die bereits in der Klinik Vorteile gezeigt haben. Wir freuen uns auch auf eine weitere lokale Anwendung unserer Technologie in der Augenheilkunde, bei der Genentech über umfangreiche Fähigkeiten verfügt“, sagte Stephen S. Yoder, President und Chief Executive Officer von Pieris.
„Genentech engagiert sich seit langem dafür, die zugrunde liegende Biologie von Atemwegserkrankungen und Augenerkrankungen zu verstehen und dieses Fachwissen in Behandlungen für Patienten umzusetzen“, sagte James Sabry, Ph.D., Global Head of Pharma Partnering, Roche. „Wir freuen uns, mit Pieris Pharmaceuticals zusammenzuarbeiten, um potenzielle neue Therapien voranzutreiben, von denen wir hoffen, dass sie das Leben der Menschen, die sie brauchen, erheblich verbessern können.“
Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung erhält Pieris 20 Millionen US-Dollar als Vorauszahlung und ist möglicherweise berechtigt, zusätzliche Meilensteinzahlungen in Höhe von mehr als 1,4 Milliarden US-Dollar für mehrere Programme sowie gestaffelte Lizenzgebühren für kommerzialisierte Programme zu erhalten.
Pieris mit breitem Partnernetzwerk und breiter Pipeline
Pieris wird für die Discovery und die frühe präklinische Entwicklung der Programme verantwortlich sein, und Genentech wird für die IND-fähigen Aktivitäten, die klinische Entwicklung und die Kommerzialisierung dieser Programme verantwortlich sein. Genentech hat auch die Möglichkeit, zusätzliche Produkte gegen eine Optionsausübungsgebühr auszuwählen. Die Zusammenarbeit umfasst keine internen Programme von Pieris.
Pieris hat darüber hinaus Partnerschaften mit AstraZeneca, Servier, Seattle Genetics, Boston Pharmaceuticals in verschiedenen Entwicklungsstufen und Indikationsgebieten.
Das Unternehmen ist kürzlich ins von Freising benachbarte Halbergmoos in den dortigen Businesspark „Skygate“ (Foto) umgezogen.
Eine aktuelle Investorenpräsentation ist hier einzusehen
Autor/Autorin
Dr. Georg Kääb ist seit 1. Februar Redaktionsleiter der Plattform LifeSciences. Davor war er über 10 Jahre Manager Communications bei der Biotech-Netzwerkagentur BioM. Von der Ausbildung her Biologe waren die ersten Berufsstationen als freier Journalist bei u.a. Süddeutscher Zeitung sowie DIE ZEIT und dann ebenfalls ein gutes Jahrzehnt als Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift des Verbandes dt. Biologen, vdbiol.