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Eine Summe an positiven Faktoren hat im Berichtszeitraum zu einer im Branchenvergleich guten Kursentwicklung des Biotech Baskets beigetragen. Dazu feierte Pentixapharm im Oktober die erste Biotechfirma seit 2016 ihre Börsendebüt in Deutschland.

Der im Mai 2022 aufgesetzte Biotech & Co. Basket der Plattform Life Sciences im In- und Ausland bildet aktuell die Wertentwicklung von 24 börsennotierten deutschen Biotechunternehmen und der Biotechfirma Marinomed aus Österreich ab, deren Aktie an deutschen Börsenplätzen gehandelt wird.

Das Wichtigste im Überblick

Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Biotech-Baskets im Berichtszeitraum 29. Juni bis 30. Dezember 2024:

  • Der kumulierte Börsenwert aller 24 im Basket enthaltenen Unternehmen belief sich zum 30. Dezember auf 40,5 Mrd. EUR. Für den Berichtszeitraum ergibt sich damit ein Wertzuwachs um 28,8%. Ausschlaggebend waren in erster Linie die Kursgewinne der Basket-Schwergewichte BioNTech und Qiagen.
  • Drei Unternehmen (BioNTech, Qiagen, Evotec) kommen zum Ende des Berichtszeitraums auf eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde EUR.
  • Drei Unternehmen kommen auf eine Marktkapitalisierung zwischen 500 Mio. EUR und einer Mrd. EUR, drei weitere Firmen auf einen Börsenwert von 100 bis 250 Mio. EUR – und damit auf eine für Small-Cap-Investoren relevante Bewertung.
  • Neun Aktien schafften im Berichtszeitraum eine positive Kursperformance.

Zwei Schwergewichte prägen die Performance seit 2022

Betrachtet man die Entwicklung aller im Biotech Basket enthaltenen Unternehmen innerhalb der letzten drei Jahre, so verringerte sich gesamte Börsenwert zwischen dem 31. Dezember 2021 und 31. Dezember 2024 um 51,8% von rund 84 Mrd. auf 40,5 Mio. EUR. Nimmt man den 30. Juni 2022, den Start unserer Berichterstattung, als Basis, summiert sich immer noch ein Minus von 25% von 54 auf 40,5 Mrd. EUR. Zwar ist der überwiegende Teil dieses Minus den Kursverlusten von BioNTech, dem mit großem Abstand größten deutschen Biotechunternehmen, geschuldet: Ende 2021 lag die Marktkapitalisierung der BioNTech-Aktie bei rund 51,4 Mrd. EUR und damit doppelt so hoch wie zum Jahresende 2024. Darüber hinaus verzeichnete Index-Schwergewicht Evotec im selben Zeitraum einen Kurseinbruch um 80%.

Darüber hinaus verschwand mit dem Delisting von MorphoSys im August 2024 ein Pionier der deutschen Biotechindustrie vom Kurszettel. Bereits im Juli veräußerte Pieris Pharma seinen Börsenmantel über einen Reverse Merger an Palvella Therapeutics, eine US-Biotechfirma mit Sitz in Boston. Bereits 2022 hatten Magforce Insolvenz angemeldet und co.don sein Kerngeschäft verkauft. Epigenomics verkaufte 2023 seine verbliebenen Vermögenswerte für für Darmkrebsfrüherkennungstest und agiert seitdem als Beteiligungsgesellschaft.

Biotech-Basket 1_2025

Kriselnde Micro Caps, steigender Zufluss an Private Capital

Wie in anderen Technologiebranchen ist das Scheitern von Geschäftsmodellen auch ein Bestandteil des Biotechnologiesektors. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs von einigen Basket-Mitgliedern wider, die mittlerweile im einstelligen Millionenbereich liegen und nur noch eine sehr geringe Liquidität aufweisen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, mit Wirkung von Januar 2025 Unternehmen aus dem Basket zu entfernen, die auf einen Börsenwert von weniger als 10 Mio. EUR. kommen. Basierend auf diesem Kriterium sind Mainz Biomed, Centogene, TME Pharma und bioXXmed in diesem Jahr nicht mehr im Biotech Basket vertreten. Im Gegenzug nehmen wir Pentixapharm in den Basket auf, der im nächsten Berichtszeitraum somit aus 20 Firmen gebildet wird.

Der sich zuletzt wieder verdichtende Kapitalfluss von Private Capital in der deutschen Biotechbranche stimmt uns zuversichtlich, dass der Basket in Zukunft Zuwachs von neuen börsennotierten deutschen Biotechs mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell erhalten wird. Transaktionen im Jahr 2024 wie die Finanzierungsrunden im von ITM Isotope Technologies, Catalym und Tubulis im dreistelligen Millionenbereich haben untermauert, dass der Kapitalmarkt den zunehmenden Reifegrad bei den Geschäftsmodellen honoriert. Nach Erhebungen von Bio Deutschland und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY verzeichnete die deutsche Biotechindustrie im Kalenderjahr 2024 einen Mittelzufluss von 1,92 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um 78% und in der Summe der höchste Wert seit den Pandemiejahren 2020 und 2021, als die Investoren aufgrund der Suche nach Impfstoffen hohen Kapitalbeträge in den Biotechsektor pumpten.

Kurstreiber klinische Erfolgsmeldungen

Im Kalenderjahr 2024 haben etliche unserer Basket-Unternehmen im Berichtszeitraum positive kurstreibende Nachrichten geliefert. Die BioNTech-Aktie schnellte Anfang September um 40% nach oben als Reaktion auf die vielversprechenden Wirksamkeitsdaten, die BioNTech für das Krebsmedikament BNT 327 auf einer europäischen Fachkonferenz angekündigte. In den folgenden Monaten hat sich die Aktie auf dem höheren Kursniveau eingependelt. Den größten Kurssprung legte die in Jena ansässige und an der Nasdaq gelistete InflaRx hin. Die Kursgewinne seit November 2024 belaufen sich auf rund 70%. Auslöser war im November die positive Einschätzung des Beratergremiums der europäischen Zulassungsbehörde EMA für das Medikament Gohibic. Das grüne Licht durch die EMA erfolgte am 15. Januar. Zugelassen ist Gohibic für die Behandlung von Covid-19-Patienten, die infolge der Virusinfektion unter chronischen Atembeschwerden leiden und bislang mit Steroiden und Atemgeräten behandelt werden.

Der Biosimilar-Entwickler Formycon zählte im Berichtszeitraum zu den Basket-Unternehmen mit dem dichtesten Nachrichtenfluss. Hervorzuheben ist die Zulassung für das Produkt FYB202 mit dem Markennamen Otulfi in den USA und Europa. Otulfi soll zur Behandlung von schwerwiegenden Entzündungskrankheiten und Autoimmunerkrankungen zum Einsatz kommen. Im November erhielt Formycon die positive Empfehlung des zuständigen Fachgremiums für die europäische Zulassung von FYB203/Ahzantive. Ebenfalls im November wurde die Formycon-Aktie in den Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse und im Dezember in den SDAX aufgenommen.

Hier gelangen Sie zum Aktienportrait von Formycon.

Aktienkurs der Formycon AG vom 21.1.25, 9:30 Uhr. Quelle: stock3.com
Aktienkurs der Formycon AG vom 21.1.25, 9:30 Uhr. Quelle: stock3.com

Börsenpremiere in Frankfurt

Am 3. Oktober 2024 feierte die Pentixapharm AG das erste Börsendebüt einer deutschen Biotechfirma seit 2016. Das in Würzburg ansässige Unternehmen entwickelt Radiopharmaka und ist ein Spin-Off der im SDAX gelisteten Eckert & Ziegler AG. Zwei Produkte befinden sich in der klinischen Endphase 3. Der Börsengang fand über eine Abspaltung statt, die mit einem kleinen öffentlichen Angebot verbunden war. Beim Börsengang wurde den Aktionären von Eckert & Ziegler für jede Aktie des Unternehmens ein Anteilschein der Tochterfirma Pentixapharm automatisch eingebucht. Die 3,9 Mio. Aktien, die im Rahmen einer Kapitalerhöhung zu einem Ausgabepreis von 5,10 EUR platziert wurden, erzielten in Verbindung mit der zeitgleich von Eckert & Ziegler gezeichneten Wandelschuldverschreibung einen Emissionserlös von rund 40 Mio. EUR. Wir übernehmen die Pentixapharm-Aktie in den Basket und zeichnen im nächsten Update-Artikel die Kursperformance vom 3. Oktober 2024 nach.

Hier gelangen Sie zum Interview mit Andreas Eckert.

Bei der österreichischen Biotechfirma Marinomed beobachten wir dagegen die weitere Geschäftsentwicklung. Im August war ein gerichtliches Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet worden. Anfang September kündigte Marinomed eine Kapitalerhöhung von bis zu 154,053 neuen Aktien zu einem Preis von 4,90 bis 5,20 EUR je neue Aktie an. Im November stimmten alle anwesenden Gläubiger dem Sanierungsplan zu. Dessen zentraler Bestandteil ist der Verkauf des Produkts Carragelose an Unither Pharmaceuticals für 20 Mio. EUR.

Drei Unternehmen haben mit finanziellen Transaktionen ihre Kapitalbasis gestützt. Mainz Biomed gab im November die Zusammenlegung aller Aktien im Verhältnis 40:1 bekannt. Im Dezember folgte eine Follow-Finanzierung durch die Ausgabe von 1,367,521 neuen Aktien zu einem Ausgabepreis von 5,85 USD je Aktie. Der Emissionserlös aus der Transaktion belief sich auf 8 Mio. USD. Bereits im August hatte Medigene eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 2:1 durchgeführt. Im September folgte die 4SC AG mit einer Kapitalerhöhung durch die Ausgabe von neuen Aktien zu einem Bezugspreis von 5,05 EUR je Aktie. Der Bruttoemissionserlös belief sich auf 4 Mio. EUR.

Fazit

Global betrachtet bleibt die Biotechnologiebranche weiter ein Motor für die Medikamentenentwicklung. 50 neue Arzneien, das entspricht dem fünfjährigen Durchschnitt, erhielten 2024 in den USA, dem weltgrößten Medikamentenmarkt, die Zulassung. Die Börsen haben diesen positiven Trend nur unzureichend honoriert. Der Nasdaq Biotechnology Index als maßgeblicher Branchenindex büßte im zweiten Halbjahr 2024 rund 5,5% an Wert ein. Vor diesem Hintergrund fällt die Kursperformance der im Biotech Basket enthaltenen Large und Mid Caps vergleichsweise positiv aus.

Neues von der JP Morgan Conference

Auf der JP Morgan Conference, der weltweit wichtigsten Investorenkonferenz für die Gesundheitsbranche, die jährlich Mitte Januar in San Francisco stattfindet, gaben BioNTech und Formycon in ihren Präsentationen ein Update zu den laufenden klinischen Studien und einen Ausblick für 2025. Insbesondere Formycon hatte dabei in den Tagen vor Konferenzbeginn etliche kurstreibende Nachrichten in Form eines Lizenzdeals und des TecDAX-Listings gemeldet. Liefern die im Biotech Basket enthaltenen Firmen 2025 mehrheitlich positive Nachrichten, stehen die Chancen gut, dass sich der Aufwärtstrend in der Wertentwicklung des Baskets fortsetzt.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.